Gespräch über Freundschaften im Alter

Wir saßen gemütlich beisammen - 2 gute Bekannte und ich und irgendwann kam das Gespräch auf die vermeintliche (oder wahre) Schwierigkeit im reifen Alter neue Freundschaften zu finden.

Der Einfachheithalber gebe ich uns dreien die Nummern 1, 2, und 3!

1. Dazu fällt mir spontan eine Geschichte aus dem Kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupery ein - wollt ihr sie hören?

Antwort - Ja.

1. Der Fuchs sagte zum Kleinen Prinzen "Zähme mich"! Was muss ich tun?" fragte der Kleine Prinz. "Du musst geduldig sein. Du setzt Dich zunächst ein wenig abseits von mir ins Gras, ich setze mich auch etwas entfernt von Dir und werde Dich verstohlen beobachten. Du wirst nichts sagen, denn die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse. Aber jeden Tag wirst Du Dich ein bisschen näher setzen können..."

2. Oh ja, das ist eine gute Geschichte, aber meinst Du nicht, dass dieses schweigende Näherrücken für uns Ältere nicht mehr ganz zutreffen könnte?

3. Wir sollten zunächst einmal klären, was jeder unter "Freundschaft" versteht. Für mich ist ein Freund jemand zu dem ich Vertrauen habe und ich erwarte dieses Vertrauen auch mir gegenüber.

2. Ja, das ist auch für mich eine der wichtigsten Voraussetzungen. Aber fast genau so wichtig ist für mich ungefähr auf einer Wellenlänge zu liegen und in etwa die gleichen Interessen zu haben.

1. Und außerdem ist für eine Freundschaft wichtig, bei Unstimmigkeiten diese offen anzusprechen und zu versuchen sie zu klären. Sollte das nicht möglich sein, ist für mich ein sehr wichtiger Punkt die gegenseitige Toleranz dann walten zu lassen.

3. Und für mich spielt der soziale Status auch eine Rolle. Wenn z. B. eine Witwe eine hohe Rente oder Pension bezieht, sich teure Reisen leisten kann und auch sonst nicht mit dem Geld sparen muss - und sie eine Freundin hat, die da nicht mithalten kann, da könnte doch schon mal eine Freundschaft kaputt gehen.

2. Der Ansicht bin ich überhaupt nicht, dann war es nämlich keine Freundschaft, denn ECHTE Freundschaft hält diesen finanziellen Unterschied aus.

1. Der Meinung bin ich auch. Aber auf etwas anderes möchte ich in diesem Zusammenhang noch hinweisen. Wir sprachen bisher nur von den sogenannten "single" Frauen. Aber denken wir mal an die vielen alleinstehenden Frauen, die Familie, Kinder und Enkelkinder haben. Die sind manchmal so in ihre Familien integriet, dass sie keine Zeit und wohl auch kein Interesse an einer Freundin haben. Und die Frauen, die noch einen Partner haben, haben vielleicht auch Freundinnen - allerdings werden sich diese manchmal wie das 5. Rad am Wagen vorkommen und da kann schon mal eine Freundschaft im Sande veraufen, d.h. sie wird oft zu Ende gehen. Ehepaare suchen und haben meist mehr freundschaftliche Kontakte zu anderen Ehepaaren.

3. Und nicht zu vergessen die Kranken, die manchmal kaum noch das Haus verlassen können, wodurch ein Kennenlernen auch erschwert wird, denn an der Wohnungstür läute selten jemand und bittet um Freundschaft..!

2. Genau! Und das bringt mich auf einen weiteren wichtigen Punk
über das Wesen der Freundschaft: Auf das "für-einander-da-sein", wenn mal Schwierigkeiten auftreten, sei es Krankheit, Hilfsbedürftigkeit oder andere Nöte, wo man manchmal eine Freundin bitter nötig hätte. Denn erst DANN zeigt sich diese wahre Freundschaft. Wie sagt das Sprichwort doch so schön: "Im Ungluck erkennt man die Freunde!".

1. Das stimmt genau - und noch etwas möchte ich zu bedenken geben. Mit zunehmendem Alter werden wir manchmal etwa "eigen", was wir selbst nicht so empfinden - und das kann auch eine Freundschaft erschweren.

3. Also ich glaube, echte Freunde kann man im Alter so gut wie gar nicht mehr finden - allenfalls gute Bekannte.

2. Da bin ich ganz Deiner Meinung. Ich finde, man sollte immer offen für eine Freundschaft sein, sie kann sich ergeben - oder auch nicht. Aber, und das ist für mich noch ein wichtiger Punkt, ich darf von einer Freundschaft nicht mehr erwarten, als ich zu geben bereit bin. Aber, wie Du eben sagtest, es auch auch gut, einige liebe Bekannte zu haben, die in etwa auf unserer Wellenlänge leben und mit denen wir uns recht gut verstehen. Denn wir alle wissen - Freundschaft lässt sich nicht erzwingen.

Habe vergessen zu erwähnen, dass wir einen schweigenden Gast in unserer Mitte hatten, der sich plötzlich zu Wort meldete:

Mit großem Interesse habe ich Eurer Diskussion gelauscht. Klar, dass Ihr als alleinstehende Frauen dieses Thema aus Eurer Sicht betrachtet, aber habt Ihr Euch mal Gedanken über alleinstehende Männer gemacht und wie die mit dem Thema Freundschaft im Alter umgehen?

1. Aber klar doch...Und um das zu erfahren, haben wir Dich doch eingeladen. Wir sind gespannt auf eine "Männer-Diskussion" über dieses Thema - hoffentlich bald!

Mit dieser Hoffnung beendeten wir uneren "Kaffee-Klatsch" und gingen zufrieden und auch etwas nachdenklich nach Hause.

IHausH

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