Gemeinschaftliches Wohnen im Alter

Seit vielen Jahren befasse ich mit der Idee, im Alter nicht alleine zu leben, sondern mit anderen Menschen zusammen. Aber nicht nur das, sondern diese Idee auch älteren Menschen zu vermitteln. Es gibt eine Reihe von Publikationen zu diesem Thema, auch Erlebnisberichte, eine Zeitlang war es auch ein Thema im Fernsehen.

In unserer Gegend wurde ein Verein gegründet und ich war lange im Vorstand dieses Vereins, bin aber dann letztlich gescheitert, und ich habe mich lange gefragt, woran lag das.

Ziel des Vereins sollte sein, alte und ältere Menschen zusammen zu führen, sie mit einander vertraut zu machen, eine Gemeinschaft wachsen zu lassen, um dann irgendwann ein Objekt zu suchen, in dem Menschen auch zusammen wohnen und leben konnten.

Wichtig war der Gedanke, dass ältere Menschen nicht in ihren Wohnungen und Häuschen vereinsamen, dass sie sich gegenseitig anregen, gemeinsam etwas unternehmen, was das Leben bereichert, Theaterbesuche, Kinobesuche, gemeinsam kochen und essen, Wanderungen, Lesungen, Tanzabende oder einfach Musik hören und vieles mehr: kurz, sich gegenseitig befruchten und das Leben im Alter bereichern.

Bald stellte sich heraus, dass es kaum Menschen zu geben scheint, die bereit sind, sich zu öffnen, andere an ihrem Leben teilhaben zu lassen, von ihren Freuden und Leiden zu erzählen, ihre Erinnerungen miteinander zu teilen. Ich kann mir kein Leben vorstellen, das es nicht wert ist, dass man davon erzählt, dass es Erinnerungen gibt, die nicht unterhaltsam oder lehrreich sind, denn nur wenn wir die Erfahrungen unseres Lebens mit anderen teilen, entsteht Vertrauen, entsteht eine Gemeinschaft. Das hat nichts mit simpler Neugier zu tun oder gar mit Voyarismus, eher oder vor allem mit Anteilnahme, Kennenlernen und vor allem Vertrauen zu tun.

Bald stellte sich heraus, dass die gemeinsamen Treffen für Viele nur den Sinn hatten, sich zwei Stunden im Monat zu unterhalten, Kaffe zu trinken und Kuchen zu essen, für andere, die darauf zu hoffen, einfach in diesem Rahmen zu billigem Wohnraum zu kommen. Das sind ja keine verwerflichen Vorhaben, aber es kam nie dazu, dass sich wirklich eine Gemeinschaft bildete, dass wir dem Ziel auch nur einen Schritt näher gekommen wären. Und das genügte mir nicht und mit meinen Mahungen ging ich den Anderen auf die Nerven. So platzte auch dieser Traum. Und eigentlich bleibt nur eine etwas bittere Erkenntnis, diese Idee scheint wiederum vom Geld abzuhängen, vielleicht ein wenig auch von der Bildung, sicher jedoch auch von der Erziehung und der Herkunft.Aber vielleicht irre ich mich.

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Kommentare

  1. Lieber WKaiser,

    es gibt ein Buch, das ich Dir gerne empfehlen würde:
    "Die vergessene Generation"
    Das könnte Dir vielleicht ein wenig die leichte Verbitterung nehmen und mehr Verständnis für die Bedürfnisse dieser Leute - und für die eigenen - vermitteln.
    Deine Bemühungen verstehe ich sehr gut, ich habe in Berlin, auf der Suche nach alternaiven Lebensformen im Alter, ähnliche Erfahrungen gemacht. Aber wir sind Kriegskinder, und die haben ihre eigenen Gesetze.
    Sie haben es einfach nicht gelernt, sich zu öffnen, sie wollen Sicherheit.
    Jetzt mal grob gesagt...
    Viele Grüße von einer Freiburgerin in Berlin,
    Gaby

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