Flohmarktfreude

Flohmarktfreuden(Ellana)

Kürzlich dachte ich intensiv an eine Bekannte, die ich nur einmal im Jahr treffe, um mit ihr zusammen einen Bücherbazar für unsere Pfarrgemeinde zu organisieren. Sonst bleibt es bei wenigen Telefongesprächen, wenn es einen besonderen Anlass gibt.Sie erzählte mir voll Freude, dass sie vor ein paar Tagen einen Flohmarkt in H. besuchte, obwohl es so heiß war und sie zunächst gar keine rechte Lust dazu hatte. Aber was so ein eingefleischter Flohmarktgänger ist, der geht dann trotzdem und so war es dann auch gekommen. Wie immer kramte sie in allen Bücherkisten und auf den Tischen nach einem bestimmten Band einer Kunstreihe, den sie seit vielen Jahren sucht, um die Reihe auf ihrem Bücherbrett zu vervollständigen. Unzählige Suchmeldungen habe auch ich schon für sie im Internet plaziert, da sie keinen Computer hat. Einmal waren wir schon nahe dran - dann war ein anderer Interessent schneller. Die Enttäuschung war groß.

Auch dieses Mal fand sie den Bildband nirgends auf dem Flohmarkt - aber kurz vor Flohmarktschluss fiel ihr Blick auf ein quadratisches, bläuliches Buch, das sie magisch anzog.- Sie nahm es in die Hand und fing automatisch an zu forschen nach einer "Schweinchen-Geschichte" und dem Namen "Barbara" - und siehe da, sie fand beides. Beim Weiterlesen kamen ihr vor Freude die Tränen, denn es handelte sich tatsächlich um die vielgeliebte Geschichte, die ihr der Vater in ihrer Kindheit vorgelesen hatte, als sie etwa vier Jahre alt war. Da sie selbst noch nicht lesen konnte, wusste sie den Titel des Buches nicht. Ihr Vater hatte ihr nur den Text vorgelesen, ohne den Titel zu erwähnen. Immer wieder hatte sie auf Flohmärkten nach diesem Buch gesucht, als ihre eigenen Kinder noch klein waren. Sie hatte nur den quadratischen Umschlag, das Wort "Schweinchen" und den Namen "Barbara" in Erinnerung; wenig genug für eine gezielte Suche. Irgendwann hatte sie die Suche aufgegeben.

Sie fragte natürlich den Standinhaber des Büchertisches, wo er das Büchlein erworben hat. Es stellte sich heraus, dass der Flohmark-Buchhändler aus Ansbach im Fränkischen kam und bis jetzt noch nie auf dem Flohmarkt im entfernten H. war. Das quadratische Büchlein hatte er kurz vor Flohmarktende, als er schon am Packen war, nur vorübergehend obenauf gelegt, weil er die Kiste für die Kinderbücher noch nicht zu packen anfgefangen hatte.

So kam es, dass das Büchlein meiner Bekannten buchstäblich "zugefallen" ist, als hätte es auf sie gewartet.

Sie wird in den nächsten Wochen Großmutter - und kann es kaum erwarten, ihrem Enkelchen die Geschichte "Das verlorene Himmelslicht" vorzulesen. Na ja, es wird noch ein bis zwei Jahre dauern, bis das Kindchen ins Vorlesealter kommt - aber die Großmama in spe kann ja inzwischen schon üben.

Ein Text von: Ellana

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