Die 29. Olympischen Spiele 2008 zu Peking (Teil 2)
Das Dopingproblem ist, scheint mir, endgültig gelöst. Von über 8000 Proben wurde nur etwa ein Dutzend positiv getestet. Die Tatsache, daß die Weltrekorde bei diesen Olympischen Spielen purzelten wie die Springer vom Turm muß dann eben andere Gründe haben. Die Dopingexperten sind nun aber nicht allesamt dämlich, zumindest nicht dämlicher als ich. Auch ihnen wird gedämmert sein, daß da noch etwas zu entdecken ist. Aber was? Solange man nichts greifbares in den Händen hält, hält man wenigstens den Mund. Nach anabolen Steroiden, Erythropoetin und Testosteron tippe ich diesmal auf körpereigene Botenstoffe.
Pierre de Coubertin rotiert schon lange im Grab. Jetzt, glaube ich, hat er noch ein paar Umdrehungen zugelegt.
Als der chinesische Hürdenläufer Liu Xiang wegen Verletzungspech seinen Start abbrechen mußte, war das eine nationale Katastrophe. Sein Trainer Sun Haiping entschuldigte sich auf einer Pressekonferenz unter Tränen in einer Weise, die mich sofort an die Tränen der ertappten Volksschädlinge und Rechtsabweichler erinnerte, die auf diese Weise vor einigen Jahrzehnten vor den Tribunalen der Roten Garden eine Einlieferung ins Arbeitslager abzuwenden versuchten. (自我批评) Ich weiß wovon ich rede!
Wie kann es sein, dass auf dem Jackett jedes Reiters fett der Name des Ausrüsters prangte, wo doch bei den Olympischen Spielen jegliche Werbung untersagt ist. Hoch zu Roß sieht man offenbar über manches hinweg. Diesmal rotiert Avery Brundage. (Wikipedia hilft!)
Den Athleten und Offiziellen zur Seite stand eine Armee von geklonten Püppis mit Zahnpastalächeln. Aber seien wir ehrlich, das ist bei jeder Olympiade so. In München hat sich ein solches Püppi sogar einen König geangelt.
Einige Sportarten habe ich mit besonderem Interesse verfolgt:
- Das Synchronschwimmen, weil ich das so unbeschreiblich albern finde. Allein die Nasenklammern und dann dieses ewig gequält-kranke Zwangslächeln über und unter Wasser, während die Füße in der Luft zappeln.
- Tae-kwon-do, wo türkische Schläger in deutschen Trikots schreien, treten und sich schlagen mit Schlägern anderer Nationen.
- Das Kinderturnen, wo sich 11-jährige Chinesinnen mit 16-jährigem Pass mit retardierten Hormonmangelpatientinnen aus anderen dressurgewohnten Staaten messen. Bravo, patpatpat, Zuckerchen!
- BMX, wo erwachsene Männer auf Kinderfahrrädchen über eine bucklige Carrera-Bahn strampeln.
- Das Turmspringen, wo es manchen Wettkämpfern gelingt, nach elffachem Salto und achtfacher Schraube (gehechtet) ins Becken einzutauchen, ohne daß die Wasseroberfläche es bemerkt.
Ich habe früher selbst Gewichtheben gemacht. Nichts dolles, aber immerhin. Mit meiner Bestleistung wäre ich auf diesen Olympischen Spielen fünfzehnter geworden! - Allerdings nur in der Klasse der Frauen bis 48 Kilo Körpergewicht. 😉
Eine ironische Betrachtung von Olympia aber gefällt mir, weil ich in etwa dasselbe empfunden habe bei diesen Spielen. 🙂
Was soll man den beiden Weblogs (Teil 1 und Teil 2) noch hinzufügen.?! Wo der Schreiber Recht hat, hat er recht. Das besonders auch in der Betrachtung des Medaillen-Segens für China.
Ich habe im Vorfeld der Spiele diverse Dokus über die Kaderschmieden für zukünftige Sportler angesehen. Hier werden Kinder von den Eltern in den Internaten "abgeliefert", die Familie legt zusammen, um die Kosten zu schultern und setzen die Kinder so unter Druck, daß die nur noch von einer Goldmedaille träumen. Die Trainingsmethoden sind so rüde, daß es mir die Tränen in die Augen trieb. Furchtbar anzusehen, wenn die Kleinen bei Wettkämpfen nicht die Sieger waren. Rückt doch die Goldmedaille in weite Ferne, die nämlich auch das von der Familie investierte Geld wieder "eingespielt" hätte. Eine Goldmedaille wird nämlich vom Staat mit vielen tausend Dollar honoriert.
So viel zum "Goldregen".- Alles andere in diesen Blogs hat meine vollste Zustimmung, wobei ich mir die Bilder beim Synchronschwimmen vorstelle. Dabei kann ich mich eines Lachens nicht erwehren. Gut gebrüllt Löwe.
capella01
Dieser ganze hochtechnisierte und total vermarktete Profisport
imponiert mir schon lange nicht mehr... Ich gehe lieber zu den
lokalen Amateuren. Die mühen sich redlich ab, und am Ende freue
ich mich mit den Gewinnern, tröste die Verlierer - und feiere
mit ihnen, egal wie's ausgegangen ist!
Was bei 0lympia abgeht, ist ja hinreichend bekannt - die Diskussion
kann ich mir schenken. Die beeindruckende Eröffnungsfeier habe
ich mir natürlich angesehen und ein paar Wettkämpfe, die mich
interessiert haben. Die Theater um das Doping ist doch scheinheilig.
Die Methoden werden immer ausgefeilter, weil zuuu viel auf dem
Spiel steht. Pech, wer sich erwischen läßt.
Es vergällt mir die Freude an einem Sieg, weil in meinem Hinter-
kopf immer gleich die Frage nach der "Dopingmast" auftaucht. 🙁
Viele Grüße aus dem Idealistencamp von
KANNY
PS. Beachvolleyball ist für mich auch so eine unsägliche Disziplin...