Der Einsame

Der Einsame

Wer einsam ist, der hat es gut,
Weil keiner da, der ihm was tut.
Ihn stört in seinem Lustrevier
Kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,

Und niemand gibt ihm weise Lehren,
Die gut gemeint und bös zu hören.
Der Welt entronnen, geht er still
In Filzpantoffeln, wann er will.

Sogar im Schlafrock wandelt er
Bequem den ganzen Tag umher.
Er kennt kein weibliches Verbot,
Drum raucht und dampft er wie ein Schlot.

Geschützt vor fremden Späherblicken,
Kann er sich selbst die Hose flicken.
Liebt er Musik, so darf er flöten,
Um angenehm die Zeit zu töten,

Und laut und kräftig darf er prusten,
Und ohne Rücksicht darf er husten,
Und allgemach vergißt man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
Was, lebt er noch? Ei, Schwerenot,
Ich dachte längst, er wäre tot.

Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
Läßt sich das Glück nicht schöner malen.
Worauf denn auch der Satz beruht:
Wer einsam ist, der hat es gut.

(Wilhelm Busch)

🙁

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Kommentare

  1. Dein Gedicht von Wilhelm Busch tut mir richtig gut, denn momentan sage ich: Der Mann hat Recht und es gut erkannt.

    Ich bin zwar nicht einsam, aber lebe allein, würde gerne ........ doch wenn ich humorlose, rechthaberische Mails von gewissen Damen im Forum erhalte, die jedes Wort auf die Waagschale legen und mir ihre eigenwillige Interpretation aufdrängen wollen, dann bleibe ich gerne allein mit allen Bequemlichkeiten und Lastern.

    Danke für das Gedicht, es kam genau zum richtigen Zeitpunkt und hat mir meine gute Laune zurück gebracht.

    Ich grüße Dich
    Hugin

  2. Vielen Dank für das Gedicht von Wilhelm Busch. Es bewahrheitet einiges ich bin gerne mal alleine aber Freunde sind für mich auch lebensnotwendig.
    Hier noch ein Zitat von W. Busch

    Das Schönste aber hier auf Erden
    Ist lieben und geliebt zu werden,

    aus: Schein und Sein (1909) - Frühlingslied

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