Clown Edda

Der große Zauberer
oder
Wie aus Erika Clown Edda wurde - Teil 1

Damals, als unsere Geschichte anfing, hieß Edda noch nicht Clown Edda, sondern Erika.
Sie war eine ganz einfache Frau, die jeden Tag zur Arbeit ging, wie eure Muttis und Vatis vielleicht auch.
Mit vielen Mamas und Papas fuhr sie jeden Tag mit dem Auto oder dem Omnibus, der Straßenbahn, der S-Bahn … und überhaupt? Was gibt es denn noch für Bahnen?
Richtig U-Bahnen, Eisenbahnen, Hochbahnen, Eisbahnen… ach nein, das ist ja was ganz anderes. Was sind denn Eisbahnen?
Ja, das sind die aus glitzerndem Eis, auf denen die Schlittschuhläufer dahinsegeln oder die Eisschnellläufer feststellen, wer es am Schnellsten kann. Manchmal werden aber auch die Fahrbahnen (seht Ihr, da gibt es noch eine Bahn) zu Eisbahnen, wenn es regnet und gleich danach eisig kalt wird. Dann müssen die Autofahrer sehr aufpassen, dass kein Unglück geschieht, aber auch die Fußgänger müssen Acht geben, dass sie nicht stürzen und sich ein Leid zufügen.
Clown Edda, die damals noch nicht Clown Edda war, ging also jeden Tag zu ihrer Arbeitsstelle.
An manchem Tage fiel ihr aber das Aufstehen schwer, denn sie hatte einen Traum, der jede Nacht wiederkam. Und in dem Traum dachte sie, dass es Kinder gibt, die nach ihr rufen. Aber sie riefen nicht mit ihrem richtigen Namen, sie riefen immer „Clown Edda“, „Clown Edda“.
Eines Tages, als sie zur Arbeit kam, stand der Direktor vor ihr und sagte: „So, das war’s. Du bist alt geworden in unserem Betrieb und jetzt sollst du deine verdiente Ruhe bekommen. Du gehst jetzt in Rente.“

Da war sie sehr erschrocken, wie ihr euch denken könnt. Was sollte sie denn jetzt tun, wenn sie nicht mehr jeden Tag mit der Bahn oder dem Auto zur Arbeit und abends wieder nach Hause fahren konnte?

In dieser Nacht schlief sie ganz unruhig und wieder kam der Traum, den sie schon so oft geträumt hatte, zu ihr. Und wieder riefen die Kinder im Traum: „Clown Edda, Clown Edda!“
Sie war wirklich sehr beunruhigt und ging am nächsten Morgen zu ihren Onkel Doktor.
Der untersuchte sie gründlich, horchte alles ab, fühlte ihren Puls und sagte: „Es ist alles in bester Ordnung.“
„Aber der Traum, Herr Doktor… der Traum.“
„Ich weiß, wer diesen Traum geschickt hat. Das ist der „Große Zauberer“ aus dem Kinder-Traumland hinter den sieben Regenbogen und den sieben Bergen von den sieben Zwergen. Dort wartet der Zauberer und mit ihm sehr, sehr viele Kinder“.

Auf dem Heimweg grübelte sie, wie man wohl zu dem Großen Zauberer gelangen könnte, aber es wollte ihr nichts Rechtes einfallen.
Da hörte sie in der Straßenbahn, wie sich zwei andere Frauen unterhielten. Die eine sagte: „Also, was ich schon alles in der Volkshochschule gelernt habe, das hätte ich früher nie geglaubt.“
Volkshochschule?
Wisst ihr, was eine Volkshochschule ist?
Ja, richtig, das ist eine Schule, in die auch noch Erwachsene gehen können, Mamas und Papas. Dort lernen sie viele Dinge, die oft sehr wichtig für das Leben sind.

„Nun“, dachte sie sich, „versuche ich es doch auch in der Volkshochschule. Vielleicht finde ich da den Weg zum Großen Zauberer.“ Arbeiten gehen musste sie ja jetzt nicht mehr, und so ging sie zur Volkshochschule.
Doch so richtig wollte es nicht klappen. Den Weg zum großen Zauberer lernte sie nicht kennen.
Aber der Lehrer in der Volkshochschule sagte ihr, dass sie es doch mit Seminaren versuchen sollte.

Seminare?
Was war denn das schon wieder?
Ach so, da trafen sich Menschen in kleinen Gruppen und tauschten ihre Gedanken aus. Jeder konnte etwas dazu beitragen, damit der andere klüger wurde.
Und am Ende des Seminars riet man ihr, einen Kurs zu besuchen.

Ein Kurs?
Sie kannte das Kurs - Buch der Deutschen Bahn, das war ein Buch, in dem alle Züge standen, die durch Deutschland und das Ausland fuhren. Aber ein Kurs?
Als sie dort zum ersten Mal hinkam, merkte sie schon, dass sie scheinbar klüger geworden war. Sie war in der Volkshochschule und im Seminar, hier im Kurs erfuhr sie, wie sie mit Hilfe der Puppen und mit der Hilfe des Großen Zauberers „Edda“ werden würde. Aber was für eine „Edda“?
Wieder einmal schlief sie sehr unruhig.

Mitten in der Nacht spürte sie, wie ihr Bett emporgehoben wurde, wie es durch das geöffnete Fenster schwebte und in den frühen Morgenstunden auf einem Regenbogen dahin glitt. Kaum war der erste Bogen beendet, begannen auch schon der nächste und der nächste und der nächste. Über sieben Regenbogen schwebte sie mit ihrem Bett dahin. Aber es war noch nichts zuende.
Nach den Regenbogen kamen die sieben Berge, hinter denen die sieben Zwerge lebten.
Und als sie diese überflogen hatten, schwebte das Bett vor einem steilen Felsen.
Sie bekam es mit der Angst zu tun. Wenn das Bett an dem Felsen zerschellen würde, was würde dann aus ihr?

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