Auf die Farbe kommt es an

Auf die Farbe kommt es an (Paesi)

Samstagnachmittag. Es ist nicht immer leicht das passende Outfit zu finden, wenn man ausgeht und sei es auch "nur" zu einem Kaffee, zu dem mich eine Bekannte eingeladen hatte. Ich wählte ein Kleid, passend zu meiner Kaffeevorliebe.

Da saß ich nun und wartete. Es war ein hübsches, kleines gut besuchtes Kaffeehaus. Ich saß am Fenster, spielte mit meinen Fingern, genoss die wohltuende familiäre Atmosphäre und sah lächelnd den Gästen zu. Kleine zarte Blumensträuße dekorierten die Tische in hübsch verspielt aussehenden Minivasen. Ein angenehm frischer Hauch von Frühsommer durchzog den Raum.

Die Kellnerin nahm lächelnd meine Bestellung entgegen. "Nein, bitte nur einen Kaffee - schwarz." Auf gemischtes Früchteeis war ich farblich nicht vorbereitet.

Ein Herr kam an meinen Tisch und fragte höflich, ob der Platz ohne Handtasche noch frei sei und er sich zu mir setzen dürfe. Ich hatte nichts dagegen, doch ganz wohl fühlte ich mich dabei nicht. Er trug ein sehr helles Hemd und ich spürte, wie Mitleid in mir aufkam.

Was für ein köstlicher Duft meiner Tasse entströmte! Während wir uns leise unterhielten, bewegte sich meine Hand in Richtung Tasse. Ich hatte es geahnt! Große schwarze Tropfen landeten auf meinem Kleid, farblich kein Problem für uns beide. Leider gab sich der Inhalt meiner Tasse damit nicht zufrieden. Er sprang kurzerhand über den Tisch und dekorierte das Hemd meines überraschten Gegenübers. Schwarzer Kaffee auf einem fast weißen Hemd - seine Wahl war die falsche.

Es schien als richteten sich all Blicke nur auf ihn, neugierige Blicke, lächelnde Blicke, mitleidige Blicke, einfühlsame Blicke. Die Blicke, die mein Tischnachbar mir gönnte, waren jetzt leider etwas weniger freundlich. Er bezahlte und bevor er sich verabschiedete, gab ich ihm meine Telefonnummer. Vielleicht könne ich es wiedergutmachen bei einem zweiten Kaffee, irgendwann, meinte ich nun doch etwas schuldbewusst.

Er ging, meine Bekannte kam, selbstverständlich korrekt gekleidet. Sie war mit meinen kleinen Missgeschicken vertraut und stets bestens darauf vorbereitet. Verschmitzt fragte sie mich, ob der befleckte Herr, der so eilig das Café verlassen habe, mein Tischnachbar gewesen sei.

Freitagabend. Das Telefon klingelte. Eine männliche Stimme wollte wissen, ob meine Einladung noch gälte. Er sei morgen Nachmittag im selben Kaffeehaus. Er mag Erdbeereis, fügte er schnell hinzu und legte auf, noch bevor ich antworten konnte.Ich muss zugeben, das erdbeerrote T-Shirt stand ihm sehr gut. Aber es war Heidelbeerzeit.

Ein Text von: Paesi

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