Johann Hinrich Wichern: Der Mann hinter Adventskranz und Diakonie

Johann Hinrich Wichern

Wenn Sie an einem kalten Dezembermorgen um einen Adventskranz sitzen und die Kerzen anzünden, haben Sie sich vielleicht noch nie gefragt, wer diese Tradition eigentlich begonnen hat. Ebenso ist der Name Johann Hinrich Wichern vielleicht nicht jedem ein Begriff, obwohl er einer der bedeutsamsten Sozialreformer des 19. Jahrhunderts in Deutschland war. Kommen Sie mit auf eine Reise in die Welt dieses bemerkenswerten Mannes!

Leben und Wirken von Johann Hinrich Wichern

Johann Hinrich Wichern, geboren im April 1808 in Hamburg, war eine Schlüsselfigur in der inneren Mission der deutschen evangelischen Kirche. Nachdem er ein Stipendium erhielt, studierte er Theologie in Göttingen. Während seiner Studienzeit entwickelte er eine tiefe Leidenschaft für kirchliche und erzieherische Arbeit. Diese Passion führte ihn 1832 dazu, eine Sonntagsschule in Hamburg zu gründen, um Kindern aus benachteiligten Verhältnissen Bildung und geistige Führung zu bieten. Im Jahr 1848 spielte Wichern eine entscheidende Rolle bei der Gründung der Mission der evangelischen Kirche. Sein Einfluss und Beitrag wurden besonders beim Kirchentag anerkannt. Darüber hinaus wurde er 1857 zum Oberlehrer ernannt, eine wichtige preussische Position, die seine Bedeutung sowohl als Erzieher als auch in kirchlichen Kreisen unterstrich.
Johann Hinrich Wicherns Weg war durchweg geprägt von Engagement und Hingabe für die sozial Schwachen und die evangelische Kirche. Nach seiner Ernennung zum Oberlehrer im Jahr 1857 verstärkte er seine Bemühungen, die innere Mission der Kirche weiter auszubauen. Dieses Vorhaben war nicht nur ein kirchlicher Dienst, sondern vielmehr auch ein sozialer. Er arbeitete daran, die Lebensbedingungen der weniger Privilegierten zu verbessern und ihnen Hoffnung und Bildung zu bieten.
Doch nicht nur auf nationaler Ebene machte er sich bemerkbar. Wichern beeinflusste auch die Arbeit der Mission der evangelischen Kirche im Ausland. Sein Bestreben war es, die Botschaft des Evangeliums und die soziale Arbeit der Kirche auch in anderen Ländern bekannt zu machen. Im Laufe seiner Karriere wurde Wichern zu einem gefragten Berater in Fragen der sozialen Fürsorge und war oft in preussischen Regierungskreisen zu finden. Seine Ideen und Konzepte zur sozialen Arbeit beeinflussten die damalige Sozialpolitik maßgeblich. Dennoch blieb er seiner Heimatstadt Hamburg und seiner ersten Liebe, der Sonntagsschule, stets treu. Hier konnte er weiterhin direkt mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten und sah die unmittelbaren Ergebnisse seiner Bemühungen.

Leider wurde seine Gesundheit mit den Jahren schlechter. Trotz seiner angeschlagenen Verfassung hörte er nie auf zu arbeiten und für seine Überzeugungen einzustehen. Am 7. April 1881 verstarb Johann Hinrich Wichern, doch sein Erbe lebt bis heute fort. Sein Einfluss auf die soziale Arbeit und die innere Mission der evangelischen Kirche ist nach wie vor spürbar. Er hinterließ eine Bewegung, die sich für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzt, und legte den Grundstein für moderne sozialpädagogische und diakonische Arbeit.

Wichern Gedenktafel in Berlin
Doris Antony, Berlin, Berlin GTafel JohannesstiftCC BY-SA 3.0
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Das Rauhe Haus: Ein Zuhause für Verlorene

Mitten im 19. Jahrhundert gründete Wichern in Hamburg das "Rauhe Haus", eine Anstalt für notleidende und straffällige Jugendliche. Doch warum der Name "Rauhes Haus"? Nun, das Gelände, auf dem das Haus gebaut wurde, war wild und uneben – eben "rauh". Doch mehr als das beschreibt es den Charakter der jungen Bewohner, die dort Zuflucht fanden. Wicherns Vision war es, diesen Jungen eine Chance und ein Zuhause zu geben, um sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

Ein Kranz voller Hoffnung

Wichern ist auch der Erfinder des Adventskranz. An Weihnachten im Rauhen Haus wollten die Kinder oft wissen, wie viele Tage es noch bis Weihnachten dauert. Um ihre Neugier zu stillen und ihnen gleichzeitig die Bedeutung von Advent näher zu bringen, kam Wichern auf eine leuchtende Idee: den Weihnachtskranz. Ursprünglich hatte der Kranz für jeden Tag im Dezember eine kleine Kerze und für jeden Sonntag eine große. Diese einfache, aber geniale Idee verbreitete sich rasch in ganz Deutschland und schließlich weltweit.

Wichern und die Diakonie: Hand in Hand

Wicherns Arbeit im Rauhen Haus war nur der Anfang. Er sah die Not in der Gesellschaft und wollte mehr tun. Dabei war die soziale Arbeit der evangelischen Kirche, sein Hauptanliegen. Doch was genau ist die Diakonie? Im Wesentlichen ist es der Arm der Kirche, der sich um die Bedürftigen kümmert, von Kranken und Alten bis hin zu Flüchtlingen und Arbeitslosen.

Wicherns Vision war es, die Kirche aktiv in das soziale Leben einzubinden. Er wollte, dass die Kirche nicht nur für die Seelen, sondern auch für das körperliche Wohlbefinden der Menschen da ist. Dies führte zur Gründung der "Inneren Mission", die sich auf die soziale Arbeit innerhalb Deutschlands konzentrierte. Es war sein Traum, dass die Kirche eine Anlaufstelle für alle in Not ist.

Das rauhe Haus

Ein Vermächtnis, das weiterlebt

Heute, viele Jahre nach seinem Tod, leben seine Ideen weiter. Der Weihnachtskranz hat in vielen Haushalten einen festen Platz, und der kirchliche Sozialdienst ist in Deutschland eine der größten sozialen Einrichtungen. Auch das Rauhe Haus existiert noch und ist ein lebendiges Zeichen seines unermüdlichem Engagement für diejenigen, die Hilfe benötigen.

Abschließend lässt sich sagen, dass Johann Hinrich Wichern nicht nur Kerzen und Kränze hinterlassen hat, sondern vor allem ein flammendes Herz für die Menschen in Not. Sein Lebenswerk erinnert uns daran, dass ein Einzelner einen Unterschied machen und die Welt ein bisschen heller machen kann.

Fazit

Johann Hinrich Wichern war nicht nur eine zentrale Figur in der Entwicklung der Sozialarbeit in Deutschland, sondern auch ein Visionär, der erkannte, dass wirkliche Veränderungen oft mit kleinen, konkreten Schritten beginnen. Seine Arbeit und sein Engagement für Bedürftige wurden von seiner Überzeugung getragen, dass jeder Einzelne einen Unterschied machen kann, wenn er nur den Willen dazu hat. Wie er selbst sagte: „Nur der kann sich der Not in ihrer ganzen Breite entgegenstellen, der den Mut hat zur ersten kleinen Tat.“ Dieses Zitat unterstreicht Wicherns Glauben an die Macht des Individuums, mit Entschlossenheit und Mitgefühl positive Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen.

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