Erinnerung an (m)einen Schicksalstag vor 60 Jahren

  • Erinnerung an (m)einen Schicksalstag vor 60 Jahren

     happyday antwortete vor 1 Jahr, 6 Monate 8 Teilnehmer · 27 Beiträge
  • Wattfrau

    Teilnehmer
    16. August 2021 um 20:44

    Ricarda, der Vergleich hinkt aber gewaltig.

    Möchte den Thread nicht verwässern. Aber wer damals als Banker Karriere machen wollte,

    durfte nicht in der SPD sein. Ein FDP -Parteibuch war förderlich.

  • happyday

    Teilnehmer
    16. August 2021 um 20:49

    @Wattfrau , schön, dass du das schreibst.

    Wie immer kann ich nur für mich sprechen, und ich habe nicht mit allen Erlebnissen, doch mit den meisten davon meinen Frieden gemacht. Nur deshalb kann ich es inzwischen auf diese Weise mitteilen. – Auch wegen meines Hamburger Vaters habe ich Helmut Schmidt verehrt. Doch seinen Spruch, dass wir ehemaligen DDR-ler alles Jammer-Ossis sind, das habe ich ihm nicht verziehen. Pensive– Leider wird auch hier im Forum dieses Urteil vorschnell gefällt.

  • Ricarda01

    Teilnehmer
    16. August 2021 um 20:54

    @happyday

    Beitrag von 20:21

    Entschuldige bitte, happyday – aber ich habe meinen Beitrag gelöscht, da er offensichtlich völlig falsch verstanden wurde. Unamused

  • Wattfrau

    Teilnehmer
    16. August 2021 um 20:59

    happyday, leider fällt dieser Ausdruck ‘Jammer-Ossis’ hier im Forum sehr oft.

    Ich denke da an @Hoge (selig), was er sich hat alles anhören müssen, meistens zu unrecht.

  • happyday

    Teilnehmer
    16. August 2021 um 21:27

    Mein Thema ist der Bau der Mauer gewesen. Daraus ergaben sich zwangsläufig auch die Folgen für uns hinter dieser Mauer. Mein Vorschlag, @Ricarda01 , eröffne einen neuen Thread. – Das Verwässern durch Vergleiche von Situationen, die nicht vergleichbar sind, hat dieses noch immer zu ernste Thema nicht verdient. LG happyday

  • Klingor

    Teilnehmer
    4. Oktober 2022 um 9:28

    Da ich im Jahr des Mauerbaus erst neunjährig war, konnte er nur als weitgehend indirektes Erleben in die persönliche Erinnerung eingehen. Als prägend für das ganze Leben sollte er sich erst später erweisen. Festgehalten habe ich es folgendermaßen:

    “…(Andere) Vorgänge, von denen zu Hause und in der Schule zu hören war, schienen einer eher fernen Welt zuzugehören, die mit der Umgebung des Dorfes nichts zu tun hatten. Dabei ging es um das Land, in dem alle lebten. Aber auch da gab es Dinge, die nur schwer miteinander in Einklang zu bringen waren. Es fing dabei an, dass es die Lehrer sehr bestimmt DDR nannten, während Vater und Großvater oft von der ‘Zone’ sprachen. Es war getrennt von einem unbekannten anderen Teil, dessen Bewohner zwar keine Ausländer waren, aber irgendwie anders leben wollten. Die Lehrer nannten diesen Teil meist ‘Westdeutschland’ oder schwer verständlich ‘Bonner Republik’, der Vater ‘Bundesrepublik’. In der Schule hörte ich von ‘Agenten’ und ‘Kriegstreibern’, die von dort aus der DDR schadeten. Zu Hause sprach man von den übervollen Läden, die es dort gab und von dem besseren Leben, das dort möglich war. Im Radio war viel die Rede von Flüchtlingen, die die DDR verließen und in diesen anderen Teil gingen. Vieles davon spielte sich in der ebenfalls geteilten Hauptstadt Berlin ab, wo sich das mir von Abbildungen bekannte ‘Brandenburger Tor’ befand. Durch die regelmäßig auf Nachrichtensendungen folgende Bekanntgabe rätselhafter ‘Kurse der Berliner Wechselstuben’ verbanden sich diese ‘Stuben’ und das Säulentor in meinem Kopf zu einem aus der Kirche gut bekannten sehr farbigen Bild, auf dem ein wütender Jesus ‘Wechsler’ aus dem Tempel vertrieb. Aber was ging dort in der Ferne wirklich vor? Ich war neugierig. Ich hoffte, es irgendwann zu erfahren.

    Wenige Wochen vor Beginn der zweiten ‘großen Ferien’ transportierte ich zwischen den Heften im Lederranzen einen zugeklebten Brief meiner Mutter für die Klassenlehrerin. Am nächsten Tag nahm ich einen ebenfalls verschlossenen Antwortbrief mit nach Hause. Vom Inhalt der Briefe wusste ich nichts. Von der Bedeutung ahnte ich nichts. Viele Jahre später erst erfuhr ich, dass die in diesem Moment gewichtslos scheinenden Botengänge um ein Haar mein ganzes Leben verändert hätten.

    Der Brief der Mutter enthielt die Bitte um eine außerordentliche Schulbefreiung für mich, noch vor Beginn der großen Ferien. Ohne dass ich etwas davon ahnte, sollte in dieser Zeit die zweite weite Reise meines Lebens stattfinden, nach der fast neun Jahre zurückliegenden Fahrt in die Klinik, an die ich mich nicht erinnerte. Es hätte die erste Eisenbahnfahrt meines Lebens werden können. Sie hätte über die Stadt Hof in diesen anderen, unbekannten Landesteil hineingeführt, wo viele Verwandte und angeblich auch all die ‘Agenten und Kriegstreiber’ aus den Worten der Lehrer zu Hause waren. Da weder die Schulbefreiung noch die Reise zustande kam, hatte ich nicht das Geringste von Vorbereitungen gemerkt und auch nichts vermisst. Der Grund dafür lag im Zögern der Eltern, bei denen Berichte über eine angeblich im Zielgebiet drohende Ansteckung mit einer gefährlichen Kinderkrankheit Bedenken ausgelöst hatten. Es wäre ansonsten eine Reise geworden, die über den 13. August 1961 hinaus angedauert hätte.

    Eine Rückkehr war auch ohne die unterdessen an diesem Datum hereingebrochenen geschichtlichen Ereignisse nicht geplant. Neue Reisepläne gab es von diesem Tag an nicht mehr. Etwas, was ‘Grenze’ genannt wurde – ‘die Grenze’ – bekam ein unbewegliches, abweisendes, eisernes Gesicht. …”

    Zumindest in meinem Fall bedarf es keiner bestimmten Gedenktage, um sich an sie zu erinnern. Sie ist mir so mitgegeben worden wie meine Augen- oder Haarfarbe und als ich nach dem Mauerfall immer wieder – völlig frei von jeder Art von Konsumzwängen – über die noch stehenden Betonwälle hin und her wechselte, erschien mir jedes erneute Mal wie eine persönliche Apollo – Mondreise und zurück…

  • happyday

    Teilnehmer
    4. Oktober 2022 um 10:38

    @Klingor ,zuerst sage ich mal, willkommen bei den Schreibfreunden, lieber Klingor. – Danke für die Ergänzung aus deinem eigenen Erleben als Kind…Mich brennst momentan leider die Technik aus, deshalb lasse ich es für heute bei dem kurzen Kommentar. – VG happyday

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