Nachdem, lieber Dabbes, die freizügige sexuelle Lebensweise in unserem Kulturkreis durch die
katholische Religion zu Teufelswerk erklärt wurde,
die nur dann den Segen der Kirche erhielt, wenn der Grund des Sexualaktes der Nachwuchszeugung diente, war die unbeschwerte Zeit des sexuellen Genießens vorbei.
Ich weiß nicht, wie die Jugendlichen vor Jahrhunderten über die wichtigste Sache der Welt aufgeklärt wurden und wußten, wie Sex praktiziert
wurde. Ich habe durch das Verhalten und Äusserungen aus meiner Umwelt vermittelt bekommen, dass Sex etwas Schlechtes ist. Wenn Mutter, Großmutter und Nachbarin ihren alltäglichen "Tratsch" hielten, wurde ich weggeschickt. Das machte mich aber neugierig. Also belauscht ich ihre Gespräche. Und dann hörte ich: Die Gisela von … hat schon wieder einen neuen Kerl, die Erna von … ist schon wieder schwanger, aber nicht vom Vater ihres ersten Kindes, das sind doch alles Huren.
Ich glaube, dass die meisten Jungens, wie es bei den Mädchen ist weiß ich nicht, ihren ersten Orgasmus durch Selbstbefriedigung bekammen.
Wenn dann aber der Pfarrer im Reigionsunterricht
davor warnte, diesen Versuchen des Teufels zu widerstehen, weil es uns auch Dumm macht, hatte ich immer ein schlechtes Gewissen und dachte: Ich bin ein schlechter Mensch.
Warum nur könen wir die Sexualität nicht genauso
wie essen und Trinken als natürliches, menschliches Bedürfnis sehen? Wenn jemand sieht,
dass sich z.B ein Mann in einem Park selbst befriedigt oder ein Pärchen Sex macht, rufen viele
nach der Polizei. Diese verhängt dann wegen "Erregung eines öffentlichen Ärgernisses" eine
Geldstrafe. Wieso ist Sex, ein natürliches menschliches Bedürfniss in der Öffentlichkeit ei
Ärgernis und im Privaten ein lustvolles Erlebnis.
Die dies zur Anzeige bringen tuen es im Privaten ja auch.
In Salzburg wollte ein privater Verein, die Mitglieder waren Sozialarbeiter, Pschychologen
und ähnliche Berufe Sexualunterricht erteilrn. Als die Schule den Eltern deren Arbeitsprogramm Zuschickte, war die Mehrheit
dagegen. Sie befürchteten ihre Kinder könnten an der realistischen Behandlung dieses Themas schaden
nehmen.
Ich jedenfalls hätte meinen Einstieg in die Sexualität und auch noch die ersten Jahre danach
mit weniger Schuldgefühlen erlebt.
Das ging aber vielen Menschen so, quer durch alle
Bildungsschichten. Vor vielen, vielen Jahren habe ich den Film "Der Leopard" mit Burt Lancaster gesehen. In einer Szene rechtfertigte er sein
Verhältnis mit einer anderen Frau mit dem Satz:
Es macht mir keinen Spaß wenn meine Frau nach jeden Höhepunkt, den sie erfahren hat, ihre Hände
faltet und betet: Liebe Mutter Gottes, bitte verzeihe mir, dass ich heute Lust empfunden habe.
Jetzt weiß du, lieber Dabbes, warum ich im
Schulunterricht für ein Fach: "Die Sexualität nach den Regeln des Tantra und des Kamasutra" bin.