Der Knabe....
Der Knabe, auf dem Weg zum Mann....
Frühzeitig ist er schon fasziniert, steht da mit Hohlkreuz und breit gespreizten Beinen, nestelt an seiner Hosenfalle herum, sucht im Gewirr von langem Hemd und baumwollener Unterhose, nach jenem kleinen Unterschied, bei dessen Anblick die gleichaltrigen Mädels immer das Kichern anfangen und die Köpfe zusammenstecken.
Er kann im Stehen pinkeln! Das im hohen Bogen! Zielsicher, treffsicher und wo immer er möchte. Also, zugegeben es ist nicht ganz so, er erlernt eine gewisse Sehnsucht nach großen Bäumen, Hausecken, Nischen, Vorsprüngen, Kellerabgängen, Buschwerk und all jenem, das ihm einen gewissen Schutz vor Öffentlichkeit gewährleistet.
Er lernt dabei die Windrichtung zu beachten und mit beiden Händen die Richtung vorzugeben. Erst Jahre später, nach geduldigem Training wird er dazu übergehen diesen Vorgang lässig mit einer Hand zu praktizieren und dabei gelangweilt in den Himmel zu schauen.
Er fühlt sich gut im direkten Wettbewerb mit den Gören und Zicken, die wenn schon, immer in der Hocke mit nacktem Hintern und ängstlichem Blick, im dichten Buschwerk verschwunden sind.
Doch ein paar Jährchen später. Er ist gereift, quält sich nachts mit verwirrenden, unglaublichen Träumen. Ein Blick in diese blauen, lachenden Augen, auf die von Sommersprossen gesprenkelte Haut, die braun gebrannten Beine und Arme, die fraulich geformten Hüften, das erkennbare Dekoltee, und magische Kräfte treiben ihn unaufhaltsam in die Nähe dieses Wesens aus heller Stimme, blitzenden Augen, Kussmund und Koketterie.
Nicht selten steht er dabei fassungs- und wortlos herum, seinen inneren Vulkan durch nach außen getragene, totale Coolness, überdeckend.
Mit einem Wort- er ist der langweiligste, sprachloseste, hilfloseste, jämmerlichste Zeitgenosse, der im Umkreis von mindestens fünfzig Kilometer sein kärgliches Dasein fristet.
In dieser Zeit, sind es die Mädels, wenn er Glück hat, die seine Hand ergreifen, ihm ermöglichen diese Urgewalt an strömender Energie in seinem Arm, seinem gesamten Bewusstsein, seinem Hirn, zu erleben, einzusaugen, wie ein Ertrinkender.
Er ist von diesem Moment an zu nichts mehr zu gebrauchen. Träumend vernachlässigt er seine schulischen Pflichten, muss ständig mehrmals angesprochen werden, ist apathisch, versucht erstmalig mit Vaters Rasierapparat den Flaum aus seinem Gesicht zu verscheuchen, achtet auf den kleinsten Pickel, pomadisiert seine Haare zur Tolle von Elvis, wird gnadenlos eitel, quittiert die Frotzeleien der Familie und Freunde mit müdem Lächeln.
Er weiß, er ist ein Vulkan. Er zittert dem Moment der Eruption entgegen, nicht wissend, ob und wie heftig das Erdbeben sein wird, das er dabei auslösen wird.
Es kann Jahre dauern, aber es wird sich ereignen, das ist sein Wissen, seine Ahnung, seine Bestimmung.
Niemand wird ihm dabei helfen können, es ist sein allergrößtes Geheimnis.
Und erneut braucht er Glück!
Sie wird es sein, die ihn zum Mann macht!
Ein Leben lang wird ihn das begleiten, eingebrannt in seinem Bewusstsein.
Ja, er braucht Glück, Der Knabe auf dem Weg zum Mann!
© Psachno
....hatte Glück.
Er ist zum Mann gereift. Hat seinen Vulkan oftmals ausbrechen sehen und mit der Zeit gelernt, die Eruptivkräfte zu beherrschen.
Ein schöner Text....
LG Bettina