Geschichten aus der Nachbarschaft
Nachbars wohlgenährter, roter Kater taucht mit zufriedener Miene, breitbeinig und gelassen aus dem Unterholz am Rand meiner Terrasse auf, nimmt bedächtig eine alberne Positur mit leicht eingeknickten Hinterbeinen ein, versetzt für ein paar Sekunden seinen drallen Körper von vorn nach hinten in heftig-schnelle Schleuderbewegungen, die Dreck, Nässe und fussige Haare an mein frisch geputztes Fenster befördern, blinzelt konsterniert, als hätte diese Anstrengung ohne seinen Willen stattgefunden, ihn völlig überrascht und bedürfe auf der Stelle eines gemächlichen Ausgleichs.
Er sperrt sein Mäulchen auf, gähnt über die Maßen genussvoll, stemmt die Ballen seiner Vorderpfoten gegen den Grund, macht sich vorne flach, reckt sich nach hinten lang, länger und höher, bis seine Schnurrhaare ganz unten und sein Hinterteil ganz oben und das Ende einen Meter weit vom Anfang ist, verankert alsdann die Krallen weit vor seinem Kopf in einer rauen Stelle im Boden und zieht sich Zentimeter für Zentimeter heran, bis alles an ihm wieder am rechten Platz ist. Ein lässiges Schlenkern erst des rechten, dann des linken Hinterbeins beendet das Ritual.
Gemessen, den gestreiften Sterz träge auf Halbmast, schreitet er zur Lücke im Kirschlorbeer. Während Kopf und Vorderleib geschmeidig hindurch gleiten ist fürs breite Hinterteil ein kleiner Ruck notwendig - dann entschwindet er meinem Blick....
....jeden Tag um diese Zeit!
M.
Zur Erinnerung an 'Grappa' (+ im Januar 2013)
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