in 60er Jahre nach Griechenland
In den 60er Jahren nach Griechenland (1)
Der 19. Dezember 1963
es ist soweit, die Koffer sind gepackt und zum Bahnhof gebracht. Irgendwann um 20.00 h stehen wir am Bahnhof in Saarbrücken und warten auf den Zug, der uns - mein damaliger Mann, meinen Sohn und mich, via Stuttgart, München und Jugoslawien nach Griechenland...nach DRAMA.. bringen soll.
48 lange Stunden sollen es werden! Die Fahrt durch Jugoslawien scheint nie enden zu wollen.
Das war der Anfang meiner fast 3 Jahren in Griechenland! GR war für mich damals ein exotisches Land - es war der Orient! Vor allem war es eine große Umstellung - in Deutschland war alles selbstverständlich: fließendes Wasser im Haus, Heizung, Fernseher, Waschmaschine, Elektro- + Gasherde, Kühlschrank.....
In GR musste ich umlernen: Wasser kam aus der Vrisi (Leitung) im Garten, gekocht wurde auf 2 Petroleumkocher - wer einigermaßen Geld hatte, kochte auf einem 3 -flammigen Gaskocher mit Flaschengas.
Jeden Tag kamen die Eishändler mit ihrem Stangeneis für den Kühlschrank.
Die Wäsche musste ich im Freien im Kasani...einem sehr großen Topf... kochen. Das hieß für mich: im Freien zwischen 2 Steinen Feuer anzünden - den Kasani mit der Wäsche und Wasser füllen, dann auf das Feuer stellen, so lange feuern bis die Wäsche kochte. Aber nur ich kochte die Wäsche, die Griechinnen warteten bis das Wasser heiß war, dann wurde die weiße Wäsche mit Chlorini gewaschen- ähnlich wie Klorix. Sie amüsierten sich immer darüber, mit welchem Aufwand ich meine Wäsche reinigte 😉 🙂
Die Heizung waren 2 Ofen - ich glaube hier sagte man Kanonenofen - einer in der Saala (Diele/Wohnzimmer) und einer im Schlafzimmer - die Ofen hatten meterlange Rohre, die durch sämtliche Zimmer gingen. Morgens in der Frühe musste ich, halb erfroren 🙁 , aufstehen und Feuer machen (mein Ex musste nach unserer Ankunft gleich zum Militär nach Korinthos/Korinth - also blieb mir nichts anderes übrig :-X ).
Ach ja, die Toilette habe ich vergessen und das Bad. Die Toilette... war bei den älteren Häuser im Freien - Insider kennen diese sicher, es gibt sie stellenweise noch heute,...die stehtoiletten :-B wenn auch im Haus. Das Bad war eine große Skafi - wie früher bei uns die große Zinkwanne. Die Zinkwanne war jedoch schön tief - die Skafi eine flache Wanne. Man stellte sie in der Küche auf um zu baden. Es gab jedoch die Alternative, das türkische Bad. Das Baden im türkischen Bad habe ich immer genossen. Als ich nach 23 Jahren wieder nach Drama kam, war das türkische Bad leider abgerissen - schade.
Da ich noch sehr jung war, man im Lyzeum das Kochen nicht gelehrt wurde, war das mit dem Essen sehr schwierig. Ich hatte nicht mit meinen Nachbarinnen gerechnet - sie brachten mir das Kochen bei - wovon meine Gäste noch heute profitieren.
In dieser Zeit lernte ich zum ersten Mal die Hilfsbereitschaft der Griechen kennen - sie halfen mir, wo sie nur konnten. Tag für Tag lehrten sie mich neue Wörter , so wie man es einem Kleinkind beibringt. Nach 3 Monaten konnte man mich, was die Sprache betraf und auch die Kleidung (ich trug die Roba der Griechinnen - ähnlich wie bei uns früher der Kittel) von den Griechen nicht mehr unterscheiden - oder doch... Ich war ja blond und hatte grüne Augen ! 🙂 Heute könnte man mich selbst daran nicht mehr unterscheiden.
Nun war ich in diesem fremden exotischen Land. 19 Jahre jung - der Mann beim Militär in Korinthos, einem 1-jährigen Sohn und - zuerst -keine Sprachkenntnisse - nur kalimera und kalispera! Wie ich dachte, die einzige Deutsche weit und breit - und Deutschland, die Familie, alles so weit weg.
Winterzeit - Nordgriechenland - sehr kalt - zumindest im Januar. Aber die Sonne schien - jeden Tag...und das war doch was. In dieser Zeit schloss ich Freundschaften, die bis heute anhalten.
Mit 19 habe ich zwar auch meine große Liebe getroffen, aber die ist nach ein paar Jahren wieder verflogen. Tja, so hat jeder einen anderen Lebenslauf. Aber es bereichert einen für sein ganzes Leben.
Tolle Geschichte von Dir.
Krystel