von balloony

Rendsburg 6. Tag

13. Mai 2014 in Weblogs

Es gab gestern kein Kartenspiel mehr. Aus irgend welchen Gründen haben wir das aus den Augen verloren. Wahrscheinlich haben wir zu lange zu Abend gegessen. Aber das Spielen wurde heute morgen nachgeholt. Christof brachte uns „Shanghai“ bei, ein Spiel ähnlich wie Rommee mit allen 110 Karten inklusive der Joker. Auf die Regeln will ich nicht näher eingehen. „Shanghai“ war jedoch so einfach zu erlernen, dass wir es nach der ersten Erläuterung perfekt spielen konnten.

Allerdings fragt man sich, wieso drei erwachsene ältere Herren am frühen Morgen Karten spielen. Dreimal dürft ihr raten: es war natürlich wie immer Mistwetter im Freien. Gegen Mittag habe ich mich aufgerafft, und bin nochmal durch die Stadt geschlendert. Rendsburg ist wirklich ein nettes Städtchen. Allerdings kenne ich nur die Altstadt. Ich habe in einem großen Kaufhaus nach Diesem und Jenem gestöbert. Von Außen konnte man das Gebäude gar nicht als großes Geschäft erkennen. Es breitete sich über drei Häuser in der Breite aus, deren Fassaden wie drei Einzelhäuser gestaltet waren. In der dritten Etage gab es ein schnuckliges Kaffee, dass baulich in einem Übergangstrakt über der Straße zu den gegenüber liegenden Häusern zu finden war. Wenn man es durchschritt, war man auf der anderen Straßenseite, aber immer noch im gleichen Kaufhaus. Dort ging es wieder drei Etagen abwärts. Das haben die Architekten prima hin bekommen.

Als die Sonne für einen längeren Moment durch die Wolken blickte, gönnte ich mir eine große Kugel Schokoladeneis, die so groß war, dass sie als vollwertiges Mittagessen hätte durchgehen können. Im Anschluss habe ich mir noch einen Blick auf die Untereider gegönnt. Dort sieht es aber in keiner Weise anders aus, als an der Obereider, wo wir derzeit mit dem Schiff liegen. Es gibt nur den nicht unwesentlichen Unterschied, dass man von der Untereider aus in die Nordsee kommt, von der Obereider aus in die Ostsee aber nicht von der Untereider in die Obereider. Die Verbindung wurde - wie ich schon letztens erwähnt habe - beim Bau des NO- Kanals zugeschüttet. Schade eigentlich!

Heute Abend gibt es Fussball. Die kleine Parabolschüssel ist immer noch auf dem Heck der SAMANTA installiert. Damit das Schiff sich nicht heftig bewegt, ist es mit mehrerne Leinen innerhalb der Dalben fixiert. Das ist nötig, weil sonst das Bild immer zu weggehen würde. Und wer will schon ein Länderspiel sehen, wo bei spannenden Szenen das Bild stehen bleibt. Ein Spieler läuft allein auf's Tor zu, holt aus und …... das Bild wird für 10 Sekunden angehalten. Schrecklicher Gedanke! Das erträgt niemand. Wir drücken den Deutschen die Daumen!

von balloony

Rendsburg 5. Tag

12. Mai 2014 in Weblogs

Sind wir wirklich schon den fünften Tag in Rendsburg? Wann ändert sich das Wetter? Hört es endlich mal auf zu regnen? Zu Frage eins und drei kann ich heute eine bejahende Antwort geben. Gegen Mittag verzog sich der Regen und die Sonne zeigte tatsächlich mal, dass sie noch da ist. Nur Frage zwei ist leider nicht eindeutig zu beantworten.Ich habe heute Nachmittag für weitere zwei Tage den Platz im Hafen gebucht. Wir denken von Tag zu Tag und wenn es ein Wetterfenster gibt, sind wir selbstverständlich wieder unterwegs. Aber das lässt noch auf sich warten.

Der Tag begann wie immer mit einem ausgedehnten, reichhaltigen Frühstück. Dabei stellten wir fest, dass wir täglich alle drei zum Frühstück eine Schüssel Müsli essen. Da leert sich eine Packung ziemlich schnell. Unser Favorit ist das „Aktiv Müsli Frucht“ vom Aldi. Wir rechneten hoch, wie viele Packungen wir wohl davon noch brauchen werden bis das Endziel erreicht ist. 10 Stück müssten es sicher sein. Die sollten heute besorgt werden.

Bei einer der letzten Unternehmungen in der Stadt hatten wir einen Aldi entdeckt, der allerdings ziemlich weit vom Hafen entfernt war. Was soll's. Ab und zu müssen sich auch Seebären ein wenig zu Fuß bewegen. Nach dem letzten Regenschauer trabten wir los. Es ging einmal entlang der gesamten Altstadt bis fast zur Eisenbahnbrücke. Dort angekommen, mussten wir leider feststellen, dass der Aldi zwar ziemlich groß war, er hatte aber die erhofften 10 Packungen unserer Müsli- Begierde nicht vorrätig. 7 Stück konnten wir ergattern. Die müssen es erst einmal tun. Damit kommen wir mindestens bis Gibraltar.

Auf dem Weg zurück zum Schiff waren wir trotzdem ziemlich bepackt. 7 Kisten Müsli sind ein ganz schönes Volumen. Dazu gesellten sich 2 Packungen Küchenrollen zu je 4 Rollen und diverse andere sperrige Gegenstände. Ohne Auto muss man sich echt anstrengen, alles zu transportieren. Letztlich haben wir gar nicht alles kaufen können, was auf der Liste stand. Deshalb sind wir gleich darauf noch mal zum Sky- Markt aufgebrochen, der praktischerweise in Schlagdistanz zum Hafen liegt.

In einer angeschlossenen Bäckerei lud ich die Männer zu Kaffee und Kuchen ein, weil man ja nicht mit leerem Magen zum Einkauf in einen Supermarkt gehen soll. Es funktionierte. Wir haben nur das gekauft, was als Rest auf dem Einkaufzettel stehen geblieben war. Jetzt sollten wir wieder einige Tage reichen.

Christof hat ein Rommee- Spiel gekauft, das wir heute Abend einweihen werden. Welches Kartenspiel gespielt wird, haben wir noch nicht besprochen. Mit den 110 Karten lässt sich einiges anfangen.

von balloony

Rendsburg 4. Tag

11. Mai 2014 in Weblogs

Es ist Sonntag, leider nicht im wörtlichen Sinne. Der Regen lässt uns nicht los. Den ganzen Tag über gab es nur kurze Pausen, an denen es nicht nass von oben kam. Dazu gesellte sich ein böiger, stürmischer Wind mit Windstärke 8 in der Spitze.

Rendsburg haben wir heute keinen Besuch abgestattet. Am Nachmittag sollte eine geführte Besichtigung der imposanten Eisenbahnbrücke stattfinden. Sie ist 42 Meter über dem NO- Kanal hoch, damit auch Ozeanriesen, z.B. Kreuzfahrtschiffe, unter durch passen. Wir hatten uns diesen Termin rot angestrichen, aber der Regen stutzte unsere Lust auf Null. Dazu kam der enorme Wind, bei dem es nicht ungefährlich wäre, die Brücke zu betreten. Wahrscheinlich ist die Führung sowieso abgesagt worden.

Und so wurde der Tag ein Tag zum Surfen im Internet, zum Lesen, zum Telefonieren und zum Entspannen. Nur bei der Zubereitung des Abendbrotes waren wir wieder gemeinsam aktiv. Zusammen kochen macht Spaß und gemeinsam essen noch mehr. Gott sei Dank haben wir drei alte Männer - wie es scheint – in puncto Essen gleiche Geschmäcker.

von balloony

Rendsburg 3. Tag

10. Mai 2014 in Weblogs

Im Yachthafen Rendsburg finden sich immer mehr Segelyachten ein, die Richtung Nordsee wollen, aber wegen der schlechten Wetterbedingungen genau so wie wir, im NO- Kanal abwarten müssen. Die oberste Device für Segler muss sein: Respektiere das Wetter! Versuche nie, ihm den eigenen Willen aufzuzwängen. Das geht meistens schief. Wer geht schon freiwillig bei 20 Knoten Gegenwind mit einem Segelschiff aufs Meer? Also heißt es: warten auf besseres Wetter.

In der Hafenmeisterei liegen diverse Informationsblätter aus, was man in der Region Rendsburg unternehmen kann. Solch ein Heftchen haben wir auf dem Schiff und für heute fanden wir eine Einladung zu einer Stadtführung. Das gefiel mir und ich machte mich gegen 10.30 Uhr auf den Weg. Vor dem Rathaus standen schon einige Wartende und Punkt 11.00 Uhr ging es los. Ein Herr um die 70 Jahre war unser Guide. Er sprach ein Gemisch aus schleswigem Platt und hochdeutsch.Nach einigen Minuten des Einhörens hat man ihn gut verstanden.

Die Altstadt von Rendsburg war früher eine Insel in der Eider. Die Eider wiederum verband die Ostsee mit der Nordsee und war der Grenzfluss zwischen Schleswig und Holstein. In der Stadt gab es einen Hafen und diverse Kanäle. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Es ist alles zugeschüttet. Mit dem Bau des Nord- Ostsee- Kanals wurde die Eider hinderlich, weil sie von der Nordsee her täglich zweimal Ebbe und Flut hatte. Der NOK musste aber immer auf einem Höhenniveau bleiben. Deshalb hat man eiskalt die Eider kurz vor der Stadt aufgehalten (zugeschüttet). Dadurch waren der Hafen und das Inselambiente hinfällig – ein herber Einschnitt in das wirtschaftliche und städtebauliche Leben der Stadt.

In der Altstadt findet man noch diverse Fachwerkhäuser, ansonsten ist baulich nicht viel zu bestaunen. Wir stiegen aber noch auf den Kirchturm und bewunderten die schöne Aussicht auf die Stadt und das grüne Umland. Alles in Allem war die Führung sehr interessant und von dem älteren Herrn bestens untermalt. Es hat sich gelohnt.

Am späten Nachmittag begann Roland mit der Zubereitung einer Pizza. Hefeteig wurde zubereitet, der Tomatengrundbelag hergestellt und jeder von uns entschied sich für eine andere Geschmacksrichtung, von Schinken über Thunfisch bis zu einfacher schnumpelige Margherita. Der Teig wurde auf Butterbrotpapier ausgerollt, auf's Blech gelegt und belegt. Da wir im Herd zwei Bleche haben, wurden auch zwei Pizzen zubereitet. Nach allen Vorbereitungen kam das erste Blech für 15 min in den Ofen.

Es roch im Schiff wie in einer Pizzeria. Leider stellten wir beim Verteilen der fertigen Pizza fest, dass der Teig beim Backen eine innige Verbindung mit dem Butterbrotpapier eingegangen war. Wir bekamen das zeug tatsächlich nicht mehr ab. Demzufolge war das Essen auch ziemlich beschwerlich und erinnerte mich an das Essen von grätenreichem Fisch.

Als ob wir mit diesem Missgeschick nicht schon genug bestraft waren, ging uns beim Backen der zweiten Pizza zur Hälfte der Zeit das Gas aus. Die Flasche war leer. Eine Ersatzflaschen war nicht greifbar und so schlummert die halb gebackene Pizza derzeit immer noch im Herd und wird heute Abend nach der Bundesliga weiter gebacken. So sieht es aus, wenn drei Männer allein unterwegs sind.

von balloony

Rendsburg 2. Tag

9. Mai 2014 in Weblogs

Wasser wohin man blickt - unter uns, neben uns, über uns. Ich war den ganzen Tag nur einmal kurz außerhalb des Schiffes. Es regnete fast den ganzen Tag. Da hat man Zeit zum Lesen.

Mitsegler Christof fragte vor einiger Zeit an, welche Art von Romanen ich für Mußestunden und lange Freiwachen an Bord habe. Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass außer technischer Segelliteratur nichts zum Lesen da war. Die Lösung dieses „Problems“ fand ich in einem Buchladen in Greifswald. Dort stand eine riesige Wühlbox mit „preisreduzierten Mängelexemplaren“, Bücher, die im Druck etwas schief geraten waren, oder deren Paperbackeinband nicht so war, wie er sein sollte, das Stück zu 2,99 €. Die schiere Masse der Bücher überforderte mich allerdings. Und so gab ich der Verkäuferin den Auftrag, mir 10 Exemplare herauszusuchen, die sie sich selbst kaufen würde. Das wiederum überforderte die Verkäuferin.

Es kam zum typischen Frage – Antwort – Verkaufsgespräch: Welcher Lesegeschmack? Für Männer oder Frauen? Thriller oder Liebe? Meine Antwort: Für Männer! Thriller! Ruck zuck waren 10 Bücher ausgewählt und ich hatte was zum Lesen auf der SAMANTA. Frau b. schnappte sich am gleichen Abend ein Buch und teilte mir am nächsten Morgen mit, dass sie gedenke, es mit nach Hause zu nehmen, weil es sehr spannend wäre. Da waren es nur noch neun.

Ich wählte mir vor einigen Tagen einen Thriller von einem finnischen Schreiberling aus. Die Story war platt und schlecht geschrieben, von Spannung keine Spur. Heute Nachmittag legte ich mich ins Bett und überflog die letzten Seiten. Nach der Lektüre überlegte ich kurzzeitig, ob ich das Buch gleich weg schmeißen sollte. Eigentlich müsste ich es tun. Warum soll sich noch ein weiterer Leser darüber ärgern.

Mir fiel aber ein, dass ich im Hafen einen Tisch mit Tauschbüchern gesehen habe. Dort bringe ich es hin und nehme mir dafür ein anderes mit, in der Hoffnung, dieses mal mehr Glück zu haben.

Die einzigen wirklich sinnvollen Beschäftigungen des Tages waren ein ausführliches und gemütliches Frühstück, ein schmackhaftes Abendbrot und die Installation der Fernsehantenne auf dem Deck des Schiffes, damit wir morgen Abend das Finale der Fußball Bundesliga schauen können.

von balloony

Rendsburg 1. Tag

8. Mai 2014 in Weblogs

Es regnete die ganze Nacht. Das Fenster über meiner Koje ist nicht ganz dicht. Ein paar Tropfen bekam ich heute morgen auf die Stirn. Das macht munter! Vielleicht war es aber nur etwas Schwitzwasser. Die Dichtungen der Fensterrahmen muss ich bei Gelegenheit einmal nachschauen.

Die Hafenmeisterin brachte uns für das Frühstück frische Semmeln aus der Stadt mit. Die waren wesentlich besser als die Aufgebackenen vom Aldi. Bei einem heißen Kaffee berieten wir, was wir bei dem Mistwetter anstellen könnten. Ein erster Blick im Internet auf das Regenradar verhieß für den Vormittag nichts Gutes. Aber ab Mittag sollte es etwas besser werden.

In Rendsburg gibt es eine eigenartige Fähre über den NOK- Kanal. Es ist eine Schwebefähre. Sie hängt an Seilen an der 40 m hohen Eisenbahnbrücke und wird wie eine Laufkatze an einem Kran über den Kanal gefahren. Dabei schwebt sie 3 m über dem Wasser. Das wollten wir uns anschauen und natürlich mal damit fahren.

Das Wetter wurde wirklich besser. Es nieselte nur noch ab und zu und es war auch nicht unangenehm kalt. Bis zur Fähre war es nicht weit, vielleicht 1,5 km. Die hatten wir schnell hinter uns gelassen. An der Ablegestelle der Fähre findet man in einem kleinen Häuschen Detailzeichnungen und Kopien von Orginalbildern der Bauphase der riesigen Stahlbrücke. Echt beeindruckend. Wir konnten uns etwas Zeit lassen. Die Fähre hing auf der anderen Uferseite und konnte nicht übersetzen, weil einige Frachter auf dem Kanal unterwegs waren.

Die Wartezeit verbrachten wir in einem angrenzenden Gartenlokal, dass sich „Schiffsbegrüßungsanlage“ nannte. Ein Herr saß in einem kleinen Wintergarten vor einem Mikrofon und einem Computerbildschirm und erzählte über Außenlautsprecher Detaildaten der vorbei fahrenden Schiffe, wie Länge, Breite, maximale Beladung und aus welchem Land es kommt. Und genau während der Vorbeifahrt spielte er die entsprechende Nationalhymne ein. Die Lokalbesucher quittierten diese Dienstleistung mit Beifall.

In der Zwischenzeit war die Schwebefähre auf unserer Uferseite angelangt. Als wir ankamen, war sie schon knacke voll. Schüler mit Fahrädern, Herren mit Mopeds und 4 PKW's waren „an Bord“. Die Überfahrt dauerte keine zwei Minuten und war nichts Spektakuläres. Aber wir haben es mal mit gemacht.

Zurück kamen wir durch einen Fußgängertunnel, der sich ungefähr 2 km westlich der Fähre befand. Alles in Allem war es eine schöne Runde mit vielen neuen Eindrücken. Wir sind trocken zur SAMANTA zurück gekommen.

von balloony

Nord- Ostsee- Kanal erster Teil

7. Mai 2014 in Weblogs

Gestern Abend gegen 22.30 Uhr ist unser drittes Teammitglied angereist. Ch. kommt aus Bern in der Schweiz, ist ein erfahrener Segler und hat auch ausreichend Zeit im Gepäck, die Samanta bis zum Zielpunkt zu bringen. Es wurde auf Grund der späten Anreise logischerweise ein langer Abend.

Heute Morgen richtete sich alles nach dem „Hamburger Dreiklang“: um 8.00 Uhr aufstehen, um 9.00 Uhr Frühstück essen und um 10.00 Uhr ablegen. 8- 9 -10: der Hamburger Dreiklang. Man kann ihn auch umändern: 5 – 6 – 7: 5.00 Uhr aufstehen, 6.00 Uhr frühstücken, 7.00 Uhr ablegen …. je nach dem, wie man es braucht. Zwei Stunden muss man aber vom Aufstehen bis zum Ablegen einplanen, damit alle ohne Stress fertig werden.

An der Schleuse zum Kanal mussten wir ziemlich lange warten, bis wir als Sportboot dran waren. Wir wurden direkt neben ein dickes, fettes, riesiges Containerschiff platziert. Der Größenunterschied, eingepfercht in einer Betonkammer, war beklemmend. Aber alles lief reibungsfrei. Wir kamen sogar ohne Schleusengebühr davon, weil alles sehr schnell gehen musste und wohl auch weil die Schleusenmannschaft gerade technische Probleme beheben mussten.

Unser Tagesziel war nur 20 km entfernt. Wir wollten nicht den ganzen Kanal durchfahren, weil wir zur Zeit sowieso nicht auf die Nordsee fahren können. Ein großes Tiefdruckgebiet mit Starkwind zieht auf. Da bleiben wir lieber in geschützten Gewässern. Wir sind nach Rendsburg gefahren, einem Städtchen direkt am Kanal mit einer niedlichen Marina direkt mittendrin. Hier können wir den Wind aussitzen und uns die Zeit gut vertreiben. Geschäfte und Restaurants liegen vor der Tür. Ein Kino ist da. Langweilig wird uns nicht. Was wir so treiben werden, berichte ich zur gegebenen Zeit.

Ein weiterer schöner Pluspunkt der Marina ist wichtig für den Blog: Wir haben WiFi – Internet auf dem Schiff.

von balloony

Erstes Meer geschafft

6. Mai 2014 in Weblogs

Die Ostsee liegt hinter uns. Problemlos brachte uns die SAMANTA binnen 24 Stunden in die Kieler Förde. Wir haben in einem niedlichen Hafen an der Ostseite der Förde, in Möltenort, direkt gegenüber der Schleusentore des Nord- Ostsee- Kanals.

Gestern gegen 12.00 Uhr warfen wir die Leinen in Stralsund los. Die Sonne schien und es wehte uns ein leichter Wind direkt ins Gesicht. An Segeln war nicht zu denken. Wir“motorten“ durch das enge Fahrwasser, das aus dem Strelasund zwischen Darß und Hiddensee führt. Manchmal ging es so nahe an den Inseln vorbei, dass man einen Stein hätte hinüber werfen können. Den Darß begleiteten wir noch einige Stunden. Erst am immer mehr versandenden Darßer Ort bogen wir auf die freie Ostsee ab.

Ich habe nicht schlecht gestaunt, wie viele Handelsschiffe sich durch die Engstelle zwischen Warnemünde und Gedser schieben. Diese Handels-Wasserstraße war mehr befahren, als seinerseits die Straße von Gibraltar, die ich vor Jahren mehrmals durchquert hatte. Über der Ostsee lag ein Hauch von Smog, bräunliche Schichten in der Luft, die aus den Motoren der Frachter stammten.

Eine heikle Stelle meisterten wir gegen 2.00 Uhr nachts, als wir im stockdunklen den Fehmarnsund durchquerten. Die Ansteuerung ist schon am Tage nicht die einfachste, die Passage auch nicht, weil der Sund nur über 50 Meter Breite ausreichende Wassertiefe hat. Bei der kleinsten Unaufmerksamkeit sitzt man fest. Selbstverständlich ist der Sund mit Tonnen ausreichend markiert. Grüne Tonnen mussten wir links liegen lassen, rote Tonnen an unserer rechten Seite. Allerdings haben wir nur zwei davon gesehen, die erste und die letzte. Der Rest war unbeleuchtet. Das war echt mulmig. In der Ferne leuchtete aber ein Richtfeuer, dass uns gute Dienste leistete. Ein Richtfeuer besteht aus zwei Leuchten, die in einiger Entfernung voneinander stehen, aber so, dass ihre Verlängerung genau die Linie der Passage durch die Wasserstraße ist. Bringt man während der Fahrt diese beiden Lichter übereinander genau in Deckung, ist man genau in der Mitte. Rutschen die Leuchten auseinander, muss man gegen lenken, um sie wieder in Deckung zu bringen. Wir sind heil durchgekommen. Zum Schluss dachten wir noch, wir passen nicht unter der Fehmarnsundbrücke durch. Von unten sah es so aus, als ob der Mast an der Brücke hängen bleiben würde. Natürlich wusste ich vorher, dass noch zwei Meter Platz waren.

Ab Fehmarn konnten wir endlich segeln. Gegen Morgen verstärkte sich der Wind, und wir kamen in Rauschefahrt zur Kieler Förde. In Kiel selbst versuchte ich diverse Yachthäfen anzulaufen. Es gibt dort einige. Entweder schien mir bei einigen der Wind zu stark, um in eine enge Marina einzulaufen oder sie waren voll. In Möltenort legten wir uns dann einfach in einen freien, allerdings privaten Liegeplatz, fragten nach, ob der Besitzer heute mit seinem Schiff wieder zurück kommt und hatten Glück. Wir können bis morgen bleiben.

von balloony

Einmal quer durch Stralsund

5. Mai 2014 in Weblogs

Stralsund ist nicht groß, aber mit seiner hanseatischen Architektur sehr reizvoll. Alte Speicher mit ausladenden Giebeln wechseln sich mit Bürgerhäusern in norddeutscher Backsteinoptik ab. Der alte Markt mit dem imposanten Rathaus ist eine Augenweide.

Gestern waren Gott und die Welt unterwegs – es war verkaufsoffener Sonntag. Ich hatte nicht vor, einzukaufen. In der Kirche am alten Markt fragte ich nach, ob man den Turm besteigen könnte. Nein, das ging nicht. Aber in der Marienkirche wäre es möglich. Also trottete ich einmal quer durch Stralsund, um mir die Stadt von oben anzusehen.

In der Marienkirche angekommen, musste ich für die Besteigung eine Eintrittskarte kaufen.Die ältere Dame am Tresen sprach einen herzerfrischenden bayrischen Dialekt. Damit hatte ich nicht gerechnet und sah wohl etwas verdutzt aus. Sie lächelte und entschuldigte sich, dass sie noch nicht platt reden könnte. Ob ich trotzdem eine Karte kaufen möchte? Was für eine Frage.

Der Aufstieg war schnell erledigt. Nein, stimmt nicht. Ich kam keuchend oben an. Der Turm ist sehr hoch und ich war wegen der niedrigen Temperaturen angezogen, wie zu einer Polarexpedition. Mir lief das Wasser den Rücken hinunter. Der Ausblick ließ es mich allerdings augenblicklich vergessen. Es war der Traum. Das windige Wetter hatte die Atmosphäre sauber geblasen. Die Sichten waren bis zum Anschlag.Es erinnerte mich sehr ans Ballonfahren.

Die Stadt sah von oben genauso aufgeräumt aus, wie sie sich unten tatsächlich darstellt. Ich genoss die Aussicht bestimmt eine halbe Stunde lang, wurde dann aber von dem eiskalten Wind höflich aufgefordert, wieder abzusteigen.

Auf dem Rückweg gönnte ich mir eine Portion Bratheringe (3 Stück) mit Kartoffelsalat und kam froh gelaunt zur SAMANTA, die ich übrigens von der Kirche aus gesehen hatte, zurück.

Noch ein Wort zum Abendessen am Samstag. „Kielkes“ entpuppte sich als eine wohlschmeckende, aber sehr kalorienhaltige Speise. Kartoffelklöße auf einer Speck- Zwiebel- Sahne- Soße wäre wohl die ziemlich genaue Beschreibung auf der Speisekarte in einem Restaurant. Ich glaube, mit Roland werden wir nicht an Hunger sterben.

Heute Mittag düsen wir los in Richtung Kiel. Zur Zeit herrscht absolute Flaute. In der Nacht soll es etwas auffrischen, von der Richtung her segelbar. Wir hoffen, am Dienstag Mittag unser Ziel erreicht zu haben.

von balloony

Auf zu neuen Ufern

4. Mai 2014 in Weblogs

Ich habe schon so manchen sagen hören: „Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens“. Mir liegt dieser Satz auch auf der Zunge. Seit vielen Jahren habe ich mir den heutigen Tag herbei geredet und ihn mir ausgemalt. Heute ist es endlich so weit: Ich fahre los mit meiner gemütlichen Segelyacht! Ich habe keine echte Peilung, was mich in den nächsten Monaten und Jahren erwartet. Der Weg ist mein Ziel.

Die erste Tagesetappe war zwar nur ein Katzensprung, aber seine emotionale Bedeutung ist mir im tiefsten Inneren bewusst. Ich habe es gewagt, lasse mein altes Leben hinter mir und stürze mich in ein echtes Abenteuer! Der Tag fing allerdings mit einem mittleren Schock an. Der Mann von der Schiffstankstelle rief einen Dieselpreis von 1,75 € pro Liter auf. Bei meinem großen Tank verschwand daraufhin ein kleines Vermögen in den Taschen des Tankwarts. Was soll's – Hauptsache es ging los.

Das Wetter meinte es gut mit uns. Die Sonne schien und der Himmel war mit grandiosen Wolkenmustern überzogen. Wenn da nicht der eiskalte Nordostwind gewesen wäre. Hinter dem Windschutz war es aber buddelwarm.

Am heutigen Samstag, der Verlängerung vom 1. Mai- Feiertag, waren ziemlich viele Segler unterwegs. Schon in Wieck an der Brücke zog eine schier unendliche Schlange von Segelyachten unter der Klappbrücke durch. Das selbe spielte sich auch an der Rügenbrücke ab. Nur an Segeln war nicht zu denken. Am Vormittag war gar kein Wind, am Nachmittag brieste er auf, kam aber direkt von vorn. Also trieb uns der Motor zügig zum Ziel.

Jetzt haben wir in der Marina in Stralsund fest gemacht, direkt neben dem neuen Aquarium. Roland steht am Herd und kocht „Kielkes“, was immer das sein mag. Es riecht aber schon sehr lecker. Nach dem Essen gehe ich los und suche mir ein Internet. Im Hafen gibt es kein richtiges. Vielleicht suche ich aber auch erst morgen.

Sonntag ist Ruhetag. Der Wind kommt von gegenan. Deshalb bleiben wir hier und sehen uns die Stadt an.

Sonntagmorgen
.... Gestern hat meine Energie doch nicht mehr dazu ausgereicht, mich aufzuraffen, ein Internetcafe zu suchen. Heute früh bin ich los und sitze jetzt im Coffeeshop Mandani direkt am Markt von Stralsund. Vor mir dampft ein leckerer Cappuchino und ich kann in aller Ruhe Emails, Wetterberichte und anderes Interessantes abrufen und natürlichen den Weblog einstellen. So wird es sich in den nächsten Wochen und Monaten des öfteren abspielen. Ohne eigenen Internetzugang bin ich auf WiFi in Cafes oder in den Häfen selbst angewiesen.

Nach Lage der Dinge werden wir erst morgen Nachmittag (Montag) weiter ziehen. Allerdings sieht es nicht nach guten Segelbedingungen für die ganze Strecke bis Kiel aus. Der Motor wird wohl wieder längere Zeit laufen müssen. Von Stralsund aus soll es an Zingst vorbei direkt Richtung Fehmarn gehen. Wir fahren unter der Fehmarnsundbrücke durch und legen dann direkt Kiel an. Es sind knapp 110 Seemeilen (200 km), die in ca. 20 Stunden absolviert sein werden. Ziemlich langsam ist das, aber Touren- Segeln geht nicht viel schneller.

In Kiel nehmen wir einen weiteren Mitsegler an Bord und dann ist die Crew vollzählig.

von balloony

Los geht’s

2. Mai 2014 in Weblogs

Es ist alles erledigt und es kann endlich los gehen. Morgen Vormittag löse ich die Leinen und der Törn in den Süden wird beginnen. Der erste Mitsegler ist gestern eingetroffen. Den zweiten werden wir in Kiel an Bord begrüßen.

Über den 1. Mai war es endlich mal schön warm in Greifswald. Es war aber nur von kurzer Dauer. Heute braucht man schon wieder die Pudelmütze, um sich die Ohren nicht zu verkühlen. Wir hatten aber nicht viel im Freien zu erledigen. Hauptsächlich wurde gebunkert. Wir haben einige Einkaufswagen an Lebensmitteln und Getränken aus dem Supermarkt herausgefahren. Gott sei Dank war Frau b. mit dem Landy da und wir konnten alles ganz easy transportieren.

Es ist nicht einfach, so viel Proviant im Bauch einer Segelyacht zu verstauen. Die Hauptsache ist, nicht den Überblick zu verlieren, denn man muss das Verstaute später auch wieder finden.

Morgen früh wird die SAMANTA voll getankt. Der erste Schlag ist kurz. Wir wollen nur bis Stralsund kommen. Zwischen Greifswald und Stralsund liegen aber zwei Brücken, unter denen wir mit unserem hohen Mast nicht hindurch passen. Deshalb müssen wir exakt zu den Öffnungszeiten vor Ort sein. Einmal geht es durch eine kleine idyllische Holzklappbrücke in Wieck und die zweite Brücke ist die große Ziegelgrabenbrücke in Stralsund. In Stralsund sehen wir dann weiter.

Meine Finger sind noch etwas träge beim Tippen. Ich muss mich erst wieder an das Blog- Schreiben gewöhnen. Aber eins, zwei, fix wird das schon werden.

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