Zweifel und Glaube

Ich werde Ihnen von den Zweifeln erzählen, die mir zu schaffen machen. Meine Zweifel - zumindest die großen, die Erstligisten - lassen sich in drei Kategorien einteilen.

Bei der ersten Kategorie geht es um den Mangel an Beweisen. Manchmal wünschte ich, die Existenz Gottes ließe sich auf dieselbe Art und Weise beweisen, wie die Existenz von Italien oder Windpocken.

Bei der zweiten Kategorie geht es um die Gläubigen selbst. Warum sind wir keine besseren Menschen? Wenn das, was Jesus sagte, stimmt, warum sieht Gott dann tatenlos zu, wenn seine Nachfolger sich an Kreuzzügen und Inquisitionen und Hexenverbrennungen und Sklaverei beteiligen und sich sogar von der Kirche den Segen dazu holen?

Und warum sind manche Christen so negativ eingestellt, urteilen vorschnell, sind scheinheilig und regelrecht lieblos zu denen, die uns nicht in den Kram passen?

Bei der dritten Kategorie handelt es sich um das Problem des Schmerzes. Warum muss es so viel Leid geben? Warum schlägt es so unnötig und willkürlich zu, ohne dass es eine Erklärung dafür gäbe? Warum erklärt Gott nicht, was da los ist - oder macht dem gleich ein Ende, was noch besser wäre? (...)

So viel kann ich jetzt schon sagen: Ich glaube nicht etwa deshalb, weil ich mir Gottes seltsames Schweigen restlos erklären könnte.

John Ortberg Junior ist ein US-amerikanischer Psychologe, evangelischer Theologe, Bestsellerautor, Referent und Seniorpastor der Menlo Park Presbyterian Church in Kalifornien.

Prüft alles, das Gute behaltet!