Wenn der Vater eines führenden Evangelikalen homosexuell ist

Als Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz lehnt Marc Jost (45/Thun) praktizierte Homosexualität und die „Ehe für alle“ ab. Sein Vater Samuel (74) bekannte sich vor 20 Jahren dazu, homosexuell zu sein. Obwohl er sich schon als Jugendlicher zu Männern hingezogen fühlte, heiratete er 1971 und bekam mit seiner Frau drei Kinder. Nach dem „Coming-out“ zerbrach die Familie. Inzwischen lebt Samuel Jost mit einem Mann in einer eingetragenen Partnerschaft. Wie kommen Vater und Sohn damit klar? Darüber äußerten sie sich jetzt in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung.

Marc Jost: „Wir haben heute eine gute Beziehung, obwohl wir in der Frage der Homosexualität diametral andere Ansichten haben. Ich habe mir gesagt: Egal, wie mein Vater lebt, ich will Menschen wertschätzen und nicht aufgrund ihrer Lebensstile wegstoßen.“

Marc Jost: Sexualität gehört in die Ehe von Mann und Frau
Zur Frage, ob sein Vater in Sünde lebe, sagte er: „Für mich ist grundsätzlich jeder Mensch ein Sünder, aus unterschiedlichen Gründen.“ Nach der Bibel gehöre Sexualität ausschließlich in die Ehe von Mann und Frau. Er würde niemandem raten, so Marc Jost, seine homosexuelle Neigung auszuleben. „Ich würde ihm zur Enthaltsamkeit raten.“ Auch Alleinstehende müssten enthaltsam leben.

Samuel Jost widersprach: „Aber das empfinde ich als unfair, Marc. Jemand, der seine Sexualität lebt, empfiehlt mir Enthaltsamkeit. Sexualität ist Leben, Marc – auch für mich.“

Samuel Jost kritisiert Freikirchen wegen Nein zur Homo-Segnung
Beide nehmen zur Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften Stellung. Samuel Jost äußert sein Unverständnis, dass Freikirchen solchen Paaren den Segen verweigern: „Als ich eine Ehe einging, die auf einer Lüge aufgebaut war, hat man mir diesen Segen erteilt. Und jetzt, da ich die Wahrheit sage, wird er mir verweigert.“

Marc Jost, der zur Freikirche „BewegungPlus“ gehört und in der Evangelischen Volkspartei (EVP) engagiert ist, entgegnet: „Auf den Segen haben alle Menschen ein Anrecht. Aber wir können deine Verbindung nicht gutheißen und sie nicht gleichbehandeln wie eine Ehe.“

Samuel Jost äußert Respekt für den Glauben seines Sohnes. Marc und die restliche Familie hätten ihn nie im Stich gelassen. Er wisse, dass er der Familie und sich selbst durch sein „Coming-out“ viel Schmerz zugefügt habe.

http://www.idea.de/frei-kirchen/detail/wenn-der-vater-eines-fuehrenden-evangelikalen-homosexuell-ist-111696.html

Twdore

Ähnliche Beiträge

Kommentare

Verstoß melden

Schließen