Vernazza

Frau b.:

Wie schon berichtet, waren wir gestern in Vernazza, um den Ort als Ausgangspunkt für eine Wanderung zu nutzen. Das Bergdorf St. Bernadino steht noch auf meiner Wunschliste. Nun trug es sich zu, dass es in Vernazza mindestens genauso kalt und vor allem zugig war, wie in unserem Riomaggiore. Wer hätte das gedacht?! Bei diesem Wetter steigt er auf keinen Berg, sagte mein Mann. Also liefen wir durch die wunderschönen verwinkelten Gassen des Ortes, stiegen zur Burg hinauf, die natürlich geschlossen hatte. Hätten wir eigentlich wissen müssen. Trotzdem stiegen wir enttäuscht die Treppen wieder hinunter und liefen auf halber Höhe in die andere Richtung an hübsch sanierten Häusern vorbei. Dabei stießen wir auf den Wanderweg nach Corniglia, der ja angeblich geschlossen sein soll. Neugierig erklommen wir noch ein paar Stufen. Plötzlich standen wir vor noch so einem alten Burgturm, und dieses Cinque-Terre-Dorf zeigte sich von einer ganz anderen Seite. Wir kannten diesen Blick von Postkarten und Plakaten. Als große Überraschung entdeckten wir, dass der Ort auf der Rückseite sogar einen Strand hat. Ganz weit unten lief sogar eine Frau mit ihrem Hund. Nur, wie war die dahin gekommen?

Mein Mann blieb hinter mir zurück, während mich mehrere Leute Richtung Corniglia überholten, manche mit schwerem Gepäck. Das ließ den Weg immer interessanter für mich werden. Ich kehrte trotzdem wieder um, um nach meinem Mann zu sehen. Der klagte über Halsschmerzen und wollte nach Hause fahren. Das wäre dann wohl wirklich besser. Aber vorher wollte er noch rauskriegen, wie man zu diesem Strand kommt.

In einer stillen Ecke mitten im Ort fanden wir ein Absperrgitter, an dem man sich ganz gut vorbei schieben konnte, was natürlich verboten ist. Unter dem Felsen, von dem es tropfte, tat sich eine tunnelartige Öffnung auf. Es war grandios, aber auch ein bisschen unheimlich. Wir liefen praktisch unter dem Berg und den Häusern durch. Plötzlich war man in einer anderen, einer steinernen Welt. Steine in allen Größen lagen hier rum, kein Sand. Von hinten konnte man sehr schön erkennen, wie einst die Häuser auf den Felsen gebaut wurden. Es war hochinteressant.

Während Balloony die Heimreise antrat, suchte ich mir eine windstille Ecke zwischen den Steinen und packte mein Skizzenbuch aus, um wenigstens was Schnelles zu machen. Schnell war ich dann auch zum Eisblock erstarrt. Die Sonne wollte nicht so richtig wärmen. Ein paar Schleierwolken hinderten sie daran. Also verließ ich den Strand und ging noch mal zum Hafen und der Heiligen Margarethe von Antiochia, so heißt die dortige Kirche aus dem Jahr 1318. Wenn ich schon nicht malen konnte, wollte ich wenigstens noch ein paar Fotos von diesem wunderschönen Gotteshaus und ein paar Booten davor machen. Auf einmal schien mir die Sonne warm auf den Rücken, was mich veranlasste mein Malzeug doch auszupacken. Manchmal sucht man wie wild und verrückt nach einem Motiv. Und hier war alles perfekt, bloß ein bisschen kalt. Leider habe ich es wirklich nicht lange ausgehalten. Die Sonne spielte nicht mit und ich musste unbedingt ins Warme.

Ich holte mir ein Stück Pizza, das ich drinnen essen durfte. Es war die schlechteste Pizza, die ich bisher hatte, aber mir war wieder warm.

Frisch gestärkt begab ich mich nun auf den Weg nach Corniglia. Oben in der schönen Gasse lag eine fette tote Ratte vor einer Haustür. Als wir vorhin runter kamen, lag selbige noch vor einer anderen Tür. Das war bestimmt eine Wanderratte.
Jedenfalls war ich auf einem sehr schönen Weg unterwegs mit tollen Ausblicken aus Vernazza und Corniglia und das dahinter liegende Manarola. Ich konnte sogar St. Bernadino ganz oben auf dem Berg erkennen. Laut meiner Karte hätte da ein Weg hin abzweigen müssen. Gesehen habe ich keinen. Dieses war also schlicht und ergreifend der Küstenwanderweg, der demzufolge nicht geschlossen ist.

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