Spiel des Lebens
Es läuft ein Spiel seit ewigen Zeiten,
in das jeder Mensch stets eingebunden,
mal wirds als Komödie, mal als Drama empfunden,
je nach der Szene, in der man sich findet,
je nach der Rolle, an die man sich bindet.
Wir alle gemeinsam haben uns dieses Stück geschrieben,
und täglich sind wir dabei Neues hinzuzufügen.
Wir selbst sind es, die die Rollen verteilen und das Stück inszenieren,
die die Zuschauer sind und es dann am Ende kritisieren.
Betreten wir die Bühne, geht der Vorhang auf,
denn vergessen wir, dass wir Schauspieler sind,
in unzähligen Rollen treten wir uns selbst gegenüber,
voller Leidenschaft in unser Spiel vertieft.
Der Gute, der Böse, der Kluge, der Dumme,
sie sind nicht wirklich von mir verschieden,
wie Ich, spielen sie die Rollen,
die ihnen das Leben beschieden,
wie Ich, haben sie sich selbst vergessen,
sind von ihrer Rolle besessen,
in diesem grandiosen Spiel, das wir Leben nennen.
Oft werden wir von der Spiellust hingerissen,
lassen uns von dem Geschehen berauschen,
spielen die Rollen, die wir gar nicht spielen sollen.
Drum müssen wir oft erinnert werden,
durch Einwürfe, die uns zum Nachdenken bringen,
und uns wieder in die richtige Richtung zwingen.
Mit all unseren Mitspielern sind wir eng verbunden,
wir finden uns zusammen zu immer neuen Runden,
nicht nur die, die auf der Bühne stehen,
auch alle anderen sind beteiligt an dem Geschehen,
von hinter der Bühne wird hilfreich souffliert,
wenn man mal den Faden verliert.
Der eine spielt den Freund, der andere den Feind,
drum steht da nicht umsonst geschrieben:
du sollst auch deine Feinde lieben.
Gemeinsam haben wir uns auf die Bühne begeben,
spielen zusammen das Stück vom Leben,
gemeinsam wollen wir karmische Bande sprengen,
uns gegenseitig in die richtige Richtung drängen,
doch dann verlieren wir uns in diesem Spiele,
berauschen uns an der Vielfalt der Gefühle,
vergessen, warum wir hier sind, warum wir leben,
und machen das Spiel zu einem erbitterten Kampf
- jeder gegen jeden.
Darum ist die Welt auch so wie sie ist,
Liebe Gerechtigkeit, Moral, sie sind nicht per se vorhanden,
wenn wir das glauben, haben wir das Spiel nicht verstanden,
denn gerade das ist es, das soll in uns selbst entstehen,
wenn wir uns dies tolle Treiben besehen.
Diese Göttliche Komödie ist Spiellust pur,
es ist absurdes Theater in Reinkultur,
das wir uns selbst hier zum Besten geben,
und wir nennen es unser Leben.
Wer einen Sinn sucht in diesem weltlichen Geschehen,
der muss verzagen und kann nur in die Irre gehen:
der Böse lebt in Saus und Braus,
dem Guten steht Hunger und Tod ins Haus,
dem, der schon hat, dem wird dazu gegeben,
der, der nichts hat, der verliert auch noch sein Leben,
der Held des Stücks, er wird zur Jammergestalt,
das Wort des Weisen in der Wüste verhallt,
der Schurke wird zum strahlenden Held,
dem Dummkopf lauscht voll Ehrfurcht die Welt,
Jesus wird gekreuzigt und Barabbas ist frei,
Abel wird erschlagen und Kain darf leben,
so läuft das Spiel, so ist das Leben.
Das war schon immer so,
und wird auch immer so bleiben,
an diesem Unsinn muss unser Verstand sich reiben.
Inmitten dieses Tollhauses sollen wir die Weisheit finden,
doch die lässt sich nicht in der Handlung ergründen.
Wollen wir diese Aufführung heil überstehen,
bleibt uns nur, den einen Weg zu gehen,
uns selbst müssen wir wieder finden,
unseren Auftrag, unsere Rolle ergründen,
erst dann können wir den verborgenen Sinn erkennen,
und hören auf, gegen die Absurditäten dieser Welt anzurennen.
Erst wenn wir wissen, wer wir selber sind,
erst wenn wir sie kennen, unsere Rollen,
wenn wir wissen, was wir eigentlich hier sollen,
erst dann können wir dieses Schauspiel verstehen,
und können uns gelassen das Treiben besehen.
Wenn unser Part zu Ende geht,
wenn sich der Vorhang senkt,
wird unser Blick, zurück zur Wirklichkeit gelenkt,
dann sind wir als unsere eigenen Kritiker gefragt,
wo haben wir die Rolle getroffen, wo haben wir versagt.
Wo haben wir Christus aus den Augen verloren,
wo hat uns der Teufel geritten,
wo haben wir verbrannte Erde hinterlassen,
welche Scherben gilt es zu kitten,
wo haben wir gehasst, anstatt zu lieben,
wo ist unser Mitgefühl auf der Strecke geblieben,
wo hat unser Egoismus andere mit Füssen getreten,
wo wurden wir vergeblich um Hilfe gebeten,
wo haben wir gleichgültig weggeschaut,
wo haben wir anderen ihr Leben verbaut.
Die Liste ist lang, mit all diesen Dingen,
und jedes einzelne müssen wir in Ordnung bringen,
erst dann können wir auf Erlösung hoffen,
erst dann steht uns die Tür zum Himmel offen,
Alle helfen uns, das Drehbuch umzuschreiben,
und werden auch weiter an unserer Seite bleiben.
So machen wir uns für den nächsten Auftritt bereit,
wollen wieder unser Bestes geben,
im nächsten Akt im nächsten Leben.
(EK2008)
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