Speedy, meine schwarze Katze

Hallo, hier ist die Speedy.

Heute zum allerletzten Mal. Ihr habt lange nichts von mir gehört, denn ich war schon eine Weile ziemlich krank. Früher hatte ich bei der Uschi ein tolles Katzenleben. Sie hat mich vom Tierschutz geholt, da war ich gerade mal 8 Jahre alt. Sie wollte nämlich schon immer eine schwarze Katze und ich war ja soo niedlich mit meinem süßen Kindergesicht.

Ha, das konnte sie haben. Als erstes habe ich sie abends mal kräftig in den Arm gebissen, weil sie mich zu heftig gestreichelt hatte. Und immer, wenn sie an mir vorbeigehen mußte - zack - habe ich ihr eine gelangt. Sie ist dann ganz schnell vorsichtiger geworden. Auch die anderen Katzen und Hunde im Haus wußten gleich, wer ab jetzt hier der Chef ist. Die Pferdemädels vom Hof haben mich dann Monsterkatze genannt, ihr wißt schon, wegen dem - zack - 😸

Aber die Uschi, die hat mich geliebt und alles für mich gemacht. 9 schöne Jahre lang. Ich habe ihr dafür auch ganz oft Mäuse mit gebracht und sie hat sich sehr darüber gefreut. Glaube ich. Sie hat dann immer so freudig gequiekt.

Nach und nach kamen dann bei mir die Wehwehchen, ich wurde ja älter. Erst haben meine Beinchen und mein Rücken weh getan, dann wollte die Schilddrüse und später auch die Nieren nicht mehr so richtig. Die Uschi hat mir deshalb immer wieder neue Medizin mit Super-Leckerlis gegeben. Damit ging es mir ganz gut.

Bis zum April, ich war jetzt 17 Jahre. Da wurde meine schöne, lebendige, aufregende Welt ganz plötzlich dunkel und still. Schlaganfall! sagte die TÄ. Ich war blind und taub und mir ging es gar nicht gut. Die Uschi hat furchtbar geweint und wieder neue Leckerlis mit neuer Medizin mitgebracht. Ich habe gelernt, immer meine bestimmten Wege im Haus zu gehen. Aber richtig schön wurde es nicht mehr. Meinen Lieblingsplatz auf dem Kleiderschrank habe ich nicht mehr gefunden, und rausgehen durfte ich auch nicht mehr. Ich habe nur noch ein bißchen gefressen, meine Medizin-Leckerchen geschleckt und geschlafen. Die TÄ hat zur Uschi gesagt, sie würde es schon merken, wenn ich nicht mehr will.

Ja, und jetzt war es soweit. Ich habe immer öfter vergessen, wo ich bin und dann furchtbar laut geschrien, oft stundenlang. Und die Uschi war immer öfter sehr traurig. Wir haben ganz viel gekuschelt - das wollte ich früher gar nicht, ich hatte gar keine Zeit für sowas. Aber jetzt war es einfach himmlisch. Stundenlang haben wir in den letzten Tagen so gesessen, und die Uschi hat gemerkt, daß unsere gemeinsame Zeit zu Ende geht. Ich habe dann auch einfach meine Medizin-Leckerchen nicht mehr geschleckt und ganz viel gejammert, wenn ich nicht gerade mit ihr geschmust habe.

Gestern sagte dann die Tochter von der Uschi: Laß sie gehen, du tust das alles nicht mehr für Speedy, sondern nur noch für dich. Du mußt loslassen! Ich habe die Uschi dabei ganz lange ganz still angesehen - obwohl ich blind war, waren meine großen Augen noch immer ganz klar - und sie hat mich verstanden.

Heute Mittag war die TÄ bei uns Zuhause. Ich habe gerade auf meinem neuen Lieblingsplatz ganz fest geschlafen. Die Uschi hat so sehr geweint, aber warum? Ganz still und leise war ich auf einmal in einer anderen Welt. Ich hatte keine Schmerzen mehr, alles war plötzlich leicht und hell. Meine kleine Katzenschwester Biene hat mir noch ein paarmal über das Köpfchen geleckt und mich lange angeschaut. Ihr werdet sehen, vom Katzenhimmel aus bin ich immer bei euch. Also macht'ts gut.

Eure Speedy

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Kommentare

  1. Sehr schön geschrieben,es weckt die Erinnerung an meine "Schnuffy",ich mußte sie nach 16 Jahren auch einschläfern lassen,das losslassen fiel auch mir sehr schwer.
    "Speedy" sieht meinem schwarzen Kater Nick ähnlich,den ich vor einem Jahr unter einer Brücke fand,ausgesetzt und halb abgemagert.
    LG Uschi

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