Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich (RockyP)

Bei sommerlichen Temperaturen kann sich jeder glücklich schätzen, wer seine wohlverdiente Freizeit entweder auf dem Balkon, Terrasse oder im Garten, bei einer Tasse Kaffee oder Tee genießen kann. Denn schon nach wenigen Handgriffen stehen alle benötigten Dinge bereit, damit sich Leib und Seele wohlfühlen können. Man kann das bunte Treiben der Vogelwelt bestaunen und die zurzeit laut piepsenden Kohlmeisen Kinder, welche laufend um Futter betteln und Mama und Papa Meise, die pausenlos damit beschäftigt sind, die Schnäbel ihrer hungrigen Kinder mit frischem Futter zu versorgen. Der Meisenknödel am Futterhäuschen ist da schon eine große Hilfe; es ist so eine Art gedeckter Tisch für Vögel, da gerade zur Brutzeit viel Futter benötigt wird.

Mein Gedeck ist auf dem Terrassentisch angerichtet und für den Nachmittagskaffee ist ein leckeres Stück Schwarzwälder Kirschtorte angesagt, dessen verzierte Oberfläche einem Kunstwerk gleicht. Diesmal hat sich der Konditor mit seinem Meisterwerk echt selbst übertroffen. Der Anblick ist ein wahrer Augenschmaus, das Auge isst ja immer mit. Doch just in dem Moment, wie ich den ersten Bissen zu Munde führen will, stelle ich fest, Kuchengabel vergessen! Na so was – aber keine Panik, auf zum Küchenschrank. Vorsichtshalber deckte ich mein Tortenstück mit einer Papierserviette ab, man weiß ja nie was sich so alles für mein Tortenstück interessieren könnte. Es gibt sehr gefräßige Insekten und die sind nicht so meins.

Gerade heute sind besonders viele Flugobjekte unterwegs, es ist eine richtige Inversion an Fliegen vor Ort, die mit lauerndem Blick nur auf mein Tortenstück fixiert sind. Fast alle haben die gleiche Größe und sind sehr angriffslustig. Und wie ich mir gerade noch einen Kopf mache, über wieso und warum, klingelt das Haustelefon – das auch noch! Jetzt macht meine vorsorgliche Abdeckung der Torte schon Sinn, dachte ich so bei mir, denn was würde sonst mit ihr geschehen, wenn sie schutzlos den Untieren ausgesetzt wäre? Von all diesen Dingen hatte der Anrufer natürlich keine Ahnung, auch dass mein Wohlbefinden schon im Keller angekommen war und ich langsam am Hungertod sterbe.

Nach einer gefühlten Stunde bin ich bewaffnet mit einer Kuchengabel endlich zurück auf der Terrasse. Bei der Vorstellung auf den kommenden Genuss läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen. Serviette entfernen und los geht`s. Aber das dachte ich auch nur! Das Biest von Papierserviette hatte sich und dermaßen auf der schön garnierten Oberfläche festgesaugt und verklebt, da blieb nur die Wahl zwischen Mülltonne, Serviette mitessen, oder in mühevoller Kleinarbeit die Papierreste mit der Kuchengabel entfernen. Alles sehr ärgerlich und so richtig toll sieht jetzt mein malträtiertes Tortenstück auch nicht mehr aus, da das Auge immer mitisst. Der liebliche Geruch der Kirschen ist trotz verhunzter Oberfläche geblieben und ich denke mal, was lecker riecht, wird auch so schmecken.

Das müssen sich wohl auch die Fliegen und Wespen gedacht haben und starteten einen Großangriff auf mein freiliegendes Tortenstück. Natur ist an sich ganz schön, aber nicht, wenn sie von allen Seiten angeflogen kommt und sich speziell nur auf meinen Teller konzentriert. So etwas kann ich nun gar nicht ab. Doch ich traue meinen Augen nicht, es kommt noch schlimmer.

Es ist kaum zu glauben, jetzt setzte sich doch wahrhaftig so ein gefräßiges Flugobjekt auf mein Handy, will es am Ende noch weitere Verwandte zur Verköstigung herbeirufen? Ich traue dem Viehzeug fast alles zu, nur nichts Gutes. Sieben auf einen Streich zur Strecke bringen, wie damals das tapfere Schneiderlein, das habe ich zwar nicht geschafft, doch ich war bemüht mein Bestes zu geben, um mein Tortenstück zu verteidigen. Die Mistviecher haben mir zwar meine Schwarzwälder Kirschtorte nicht gegönnt, aber sie hat mir trotzdem noch geschmeckt. Vielleicht bin ich ja beim Verzehr meiner Esssachen etwas eigen, aber ich teile nicht gerne mit Ungeziefer.

Ein Text von: RockyP

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