Religiöser vs. philosophischer Glaube

Der Philosoph Ludwig Feuerbach erkannte, dass die Religion ein unstillbares Bedürfnis des Menschen ist. Weil der Mensch unvollkommen ist, schafft er sich mit Gott ein vollkommenes Wesen, zu dem er aufschauen kann, um sich zu orientieren.

Auch Karl Jaspers erkannte dieses menschliche Bedürfnis nach Gott an. Den christlichen Offenbarungsglauben lehnte er jedoch aus zwei Gründen ab: Erstens kritisierte er die Gnadenlehre des Christentums, die dem Menschen nicht zugesteht, aus eigener Kraft zu glauben, weil dazu die göttliche Gnade bzw. die Vermittlung der Kirche nötig sei. Zweitens lehnte Jaspers den Absolutheitsanspruch der Kirchen ab. Diese beiden Tatsachen unterminierten die menschliche Freiheit und die schöpferische Kraft der Gläubigen.

Jaspers plädierte daher für einen philosophischen Glauben. Auch dieser Glaube geht von einem Gott aus, lässt jedoch die Art und Weise, wie der Glaube praktiziert und erfahren wird, offen.

Ein philosophischer Glaube an Gott verzichtet nach Jaspers auf jeglichen Absolutheitsanspruch. Dadurch wird ermöglicht, dass sich unterschiedliche religiöse Traditionen in Freiheit, Respekt und Toleranz begegnen.

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