Portugal mit Hindernissen, Teil 2
Am nächsten morgen ging ich nach dem Frühstück zur Rezeption, und wollte mir ein Taxi bestellen lassen, welches mich zum Hafen bringen sollte. Das klappte relativ schnell, und ich war echt ein wenig stolz auf meinen Erfolg. Im Taxi kam es dann zum nächsten Missverständnis. Anstatt mich zum Hafen zu bringen, fuhr der Fahrer mit mir ins Stadtzentrum, weil er dachte, ich wolle zum Shoppen. Wie bringe ich diesem Menschen nun bei, dass wir hier falsch sind. Ich musste ja nun mal zum Hafen. In meiner Handtasche fand ich noch einen kleinen Busfahrschein aus Deutschland, und der sollte mir jetzt helfen. Ich konnte nur hoffen, dass mein Taxifahrer nicht begriffsstutzig war, und verstand was ich wollte. Ich nahm meinen kleinen Fahrschein und malte auf der Rückseite ganz kunstvoll ein Segelschiff mit vielen kleinen Wasserwellen. Das hielt ich dem guten Mann unter die Nase, und siehe da, er begriff.
Am Hafen angekommen, kassierte er schnell ab, und machte sich schnell aus dem Staub.
Jetzt stand ich wieder mutterseelen allein da und konnte mich nicht verständigen. Warum auch, es war ja sowieso kein Mensch zu sehen.
Plötzlich hörte ich hinter einer kleinen Bude, die aussah wie ein Pförtnerhäuschen, Stimmen.
Na gut, dachte ich mir. Irgendwie musst du ja nun zu Anlegestelle der Gorch Fock kommen. Also ging ich auf die Stimmen zu, und hoffte auf eventuelle Hilfe. Als ich näher kam, konnte ich ein paar Gesprächsbrocken in Deutsch entziffern. D E U T S C H, mein Herz hüpfte vor Freude. Ich hatte Landsleute gefunden, die mir sicher weiter helfen würden. In diesem Moment ahnte ich aber noch nicht, wen ich da plötzlich vor mir hatte. Mir war alles egal, ich ging auf diese kleine Gruppe Deutscher zu, und sagte, dass ich dringend zur Anlegestelle der Gorch Fock müsste, und bat um Hilfe.
Mir wurde in meiner Aufregung gar nicht richtig klar, was ich da für Leute getroffen hatte. Es waren fünf Personen, ein etwas kleinerer Zivilist, einer in der Uniform eines wohl ziemlich ranghohen Offiziers, eine Frau und noch zwei etwas unscheinbare Zivilisten.
Im weiteren Gespräch stellte sich dann heraus, dass diese Gruppe den gleichen Weg hatte wie ich. Der Kleinere beruhigte mich, dass wir noch etwas Zeit hätten, und lud mich ein, in deren Auto mitzufahren. In Gegenwart des Offiziers, der mir in diesem Moment doch recht vertrauenswürdig vor kam, nahm ich das Angebot dankend an.
Beim Auto angekommen, wurde mir leicht anders. Am Auto befanden sich kleine Fähnchen, woraus ich schließen musste, dass der Wagen irgendwie etwas Regierungsmäßiges oder dem diplomatischen Cords zugehörig sein musste. Egal, ich hatte diese Hilfe angenommen, also musste ich das auch bis zum Ende durchziehen. Im Laufe des weiteren Gespräches erfuhr ich dann, dass der kleinere Zivilist der deutsche Konsul in Portugal war, der Offizier, der deutsche Militärattache` und die Dame, die Frau des Reeders war. Die anderen beiden Personen schien ebenfalls der Reederei anzugehören.
Während der Zeit, die noch bis zum Einlaufen des Segelschulschiffes verblieb, entwickelte sich ein vertrautes Gespräch zwischen dem Konsul und mir. Er wollte wissen, warum ich mich in Porto aufhalte, und es stellte sich dann im weiteren Verlauf heraus, dass wir beide fast Nachbarn in der ehemaligen DDR waren. Er stammte aus Weimar, ich von der Ostsee.
Nachdem dann die Gorch Fock angelegt hatte, nahmen meine Begleiter Aufstellung, grüßten die deutsche Fahne und gingen an Bord. Hier wurden sie an der Reeling vom Kapitän begrüßt und linkerseits in die Schiffsräume geleitet.
Zu diesem Zeitpunkt muß ich leider von mir sagen, trat ich gehörig ins sogenannte Fetttöpfchen.
Ich wusste nicht, das es sich an diesem Tag um einen Feiertag handelte, und das Einlaufen und die Begrüßung der Goch Fock ein offizieller Anlaß waren. Also hatte ich mich nichtsahnend bei meinen Begleitern mit eingereiht, allerdings mit einem kleinen Unterschied. Statt nach links in Richtung Käpitän zu gehen , bog ich, nachdem ich das Schiff betreten hatte, rechts in Richtung Mannschaft ab. Mein Sohn griff mich mit hochrotem Gesicht am Kragen, und ich wurde regelrecht in eine der Kajütentüren gestopft. Selbstverständlich erhielt ich eine anständige Moralpredigt von meinem Sohn, daß ich doch so einen offiziellen Anlaß nicht stören dürfte. Dabei war ich mir meiner Schuld eigentlich gar nicht so bewusst.
Ein Gutes hatte mein Betreten des Schiffes aber dann doch noch, ich durfte das Segelschulschiff in aller Ruhe besichtigen.
weiter mit Teil 3
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