Indienreise Teil 20

Die bergige Gegend ist jetzt trostlos und langweilig. Es weht ein starker Wind, der den Sand aufwirbelt.
Wir wollen versuchen, die 570 km bis Herat an einem Tag zu schaffen. Die Sonne scheint, die Straße ist gut und es geht flott voran. Beim Halt an einer Tankstelle hören wir ein hässliches Geräusch aus dem Motorraum. Die Keilriemenscheibe ist gebrochen. Ersatz ist nur in dem noch 200 km entfernten Herat zu bekommen. Ganz zufällig steht neben der Tankstelle ein Hotel, bei dem wir übernachten können. Jochen versucht abends, die Scheibe notdürftig zu reparieren. Vielleicht schaffen wir es damit bis Herat.

Am nächsten Morgen geht es los. Leider halten die Schrauben nach 50 km nicht mehr. Zwei neue bringen uns nur wenige Kilometer weiter. Das erste Auto, das vorbeikommt, hält Jochen an. Es ist ein LKW auf dem Weg nach Hamburg. Der Fahrer sagt, man könne das Auto nicht so stehen lassen, es nüsse wenigstens ins nächste Dorf geschleppt werden.
Es ist nicht ungefährlich drei oder vier Meter hinter einem riesigen LKW zu hängen, der mit Wahnsinnstempo über die Straße donnert. Das nächste Dorf ist 30 km entfernt. Der Fahrer hält vor einem Lokal und lädt uns zum Tee ein. Nebenan gibt es gebrauchte KFZ-Teile, aber nicht das, was wir suchen. Der Fahrer nimmt uns dann noch weiter nach Herat mit. Wir wollen ihm etwas für seine Hilfe geben, aber er lehnt freundlich ab, einer der wenigen freundlichen Afghanen, die wir treffen. Für die Keilriemenscheibe müssen wir viel Geld bezahlen. Der Händler ist wenigstens so ehrlich, zuzugeben, dass er so viel Geld verlangt, weil wir in einer Notlage sind und sie unbedingt brauchen. Sonst wäre sie viel billiger.
Mit dem Bus fahren wir zurück ins Dorf, wo unser Auto steht. Die neue Keilriemenscheibe ist schnell eingesetzt. Wir kommen noch am gleichen Tag nach Herat.
Limca geht es in den letzten Tagen nicht gut. Sie will nicht fressen und hat Schmerzen im linken Vorderlauf. Ausnahmsweise darf sie bei uns im Bett schlafen. Einkaufen ist in Afghanistan eine anstrengende Sache. Man muss um jedes Ding feilschen.Die Händler versuchen immer, uns Fremden einen höheren Preis zu entlocken. Verkaufen ist genauso anstrengend. Nach langen Verkaufsgesprächen bekommen wir für einen vüllig abgefahrenen Reifen einen höheren Preis, als wir vorher auf dem Flohmarkt bezahlt haben. Wir waren damit noch viele Kilometer gefahren. Wir verprassen unser letztes Afghanisches Geld und fahren dann zur Grenze. Für das lallerletzte Geld werden noch ein paar Liter Benzin gekauft.
An der Grenze müssen wir das ganze Auto leerräumen. Alles muss raus und auf einen großen Tisch gelegt werden. Ein junger Mann durchsucht das Auto innen und klopft die Wände ab. Das Gepäck wird seltsamerweise nicht durchsucht. Man sucht nach versteckten Dingen. Warum ist uns nicht klar.

Beim Iranischen Zoll müssen wir alles noch einmal auspacken. Zum Glück hatten wir es noch nicht wieder in die Schränke getan, und es geht sehr schnell. Im Zollgebäude ist ein Museum, in dem ausgestellt ist, was wo und wie geschmuggelt wurde. Nun ist uns klar: die Afghanen wollen auch so ein Museum!Die Iraner kommen mit einem Schäferhund, der alles abschnüffelt. Limca kläfft ihn wütend an. Kurz hinter der Grenze gibt es ein Hotel, bei dem wir übernachten wollen. Wir müssen die Pässe abgeben, obwohl wir vorher gezahlt haben. Hier herrscht wieder Ordnung. Am nächsten Morgen erreichen wir Meshed.

Fortsetzung folgt

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Kommentare

  1. Nun weiß ich wenigstens, was die welt im innersten zusammenhält...es ist...die keilriemenscheibe. Bisher kannte ich mit mühe den keilriemen, den schon manche pfiffige frau durch ihren nylonstrumpf ersetzt hat...aber dann gibt es doch noch obendrein eine scheibe, ohne die nichts geht... Man lernt sooo viel aus diesen reisebeschreibungen!! Ich fahr jetzt nie wieder ohne diese scheibe... Die welt ist doch ne scheibe, ha ha. LG Burckhard

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