Ich lebe.....

.....und wieder denke ich, jeder Tag ist ein Geschenk!

Nachts wache ich auf, geweckt von dem unbeschreiblichen Geräusch der gewaltigen Kraft, als mein Auto von der Leitplanke gestoppt wurde, statt die Böschung hinunter zu stürzen. Berstende Frontscheibe, explodierende Airbags. Noch einmal gegen die Leitplanke, dann eine Drehung gegen die Fahrtrichtung, noch ein Crash .... und dann Ruhe.

Mein erster Unfall. Mein erster Gedanke, wie gut, dass ich allein gefahren bin. Mein zweiter Gedanke, ich muss die Kinder anrufen. Ich sitze wie erstarrt, die Ohren fast taub von der Explosion der Airbags. Es klopft jemand an das Fenster. Ich öffne. "Sind Sie verletzt? Ich bin Arzt," ein junger Mann nimmt mein Handgelenk und fühlt den Puls. Motor ausstellen, abschnallen, fühlen, ob ich alles bewegen kann.
"Sie hätten tot sein können," höre ich.
Ich lebe. Mein Corsa hat mir das Leben gerettet, denke ich.

Es war vor drei Wochen auf der A7 in Richtung Hannover. Meine Freude über die Geburt meines kleinen Enkelkindes erfüllte mich,... jedoch das Versprechen , der kleinen Familie ein paar Tage zu helfen, nahm ein jähes Ende. Ein vor mir fahrender PKW auf der mittleren Spur hatte abgebremst. Ich bremste ebenfalls, ohne zu ahnen, dass es vor mir eine Vollbremsung gab und der Wagen stehenblieb, da ein Vorderrad ablief. Mein Ausweichmanöver war die Reaktion, doch mein Corsa nahm mir die plötzliche Bewegungsänderung übel und begann zu schlingern, um dann an der rechten Leitplanke zu enden.

Nachts wache ich auf und erlebe diese Bruchteile von Sekunden in Zeitlupe noch einmal. Der Schlaf flieht. Ich muss Geduld haben. Es wird noch ein bißchen dauern, sagte man mir, bis ich den Schock überwunden habe. Ich habe schon so viel geschafft, sage ich, bin doch eine "Steh-auf-Frau", oder?

Ich lebe. Jeder Tag ist ein Geschenk.

Es ist ein anderes Auto unter meinem Carport,....auch ein Corsa. Ja, ich bin schon wieder gefahren. Es ist anders. Irgendwann muss ich wieder auf die A 7 Richtung Hannover. Ich muss zu den Kindern. Ich muss an dieser Stelle vorbeifahren, an dem mein Schutzengel ganz besonders aufgepasst hat.
Ich bin dankbar.