Gestern Nacht 2

Wie ich bereits sagte:
- Träume sind wichtig (behauptet der Gerontologe Nr.1 der Welt, Prof. Andrew Weil;
- Ich träume gern, möchte aber meine Träume nicht analysieren, lediglich erzählen.
Hier also der neueste:

Gestern Nacht:
Ich bin - genau so alt wie gestern - in der Wiener Oper, es gibt „Don Giovanni“.

Seltsamerweise gibt es im Parkett keine Stuhlreihen, man steht so herum, wie einst z.B. in Shakespeares Londoner „Globe Theatre“. Ich habe keine Lust auf das Gedränge, stehe ganz hinten, noch im Mantel, weil ich keine Garderobe finden konnte.
Die Aufführung läuft. Auf der Bühne steht ein Riesengerüst mit einem komplizierten Räderwerk, durch das die Schauspieler nach unten rutschen. Je näher am Boden, umso lauter singen sie.
Eine Frau berührt meine Schulter, begrüßt mich flüsternd – es ist die Pressedame des Hauses - bedankt sich, dass ich extra aus München angereist bin. (In Wirklichkeit wohne ich im Norden.) Ich mache ihr ein Kompliment: Die Atmosphäre ist super, und die Roben – wie eben in der einstigen K.u.K.-Metropole, diese traumhaften Abendkleider...Ich weiß nicht, was ich trage, aber mein Mantel ist wertvoll, hat 1.113 gekostet. Nur: 1.113 Dollar, Euro, Schillinge? Ich versuche mir klarzumachen, womit ich ihn bezahlte.
Schnitt.
Mein Mantel ist weg. Also habe ich ein Problem - es ist ja eiskalt: wie ich komme ich zurück? Fährt mich jemand heim, oder muss ich mit Zug oder gar mit Bus zurück? Ich stehe ratlos herum, das Foyer leer sich.
Da kommt die Pressedame, die Arme voller Klamotten, legt die Sachen auf den Garderobetresen. Ich sehe ein langes, schlichtes graues Kleid, das mir sehr gefällt, aber sie zieht von ganz unten des Stapels einen Mantel heraus, reicht ihn mir und sagt: Das sind alles Sachen, die man bei uns vergessen hat, dieser Mantel kostet 113.
Schnitt.
Die Aufführung geht weiter. Ich bin beeindruckt, wie schon ewig nicht im Theater. Jemand spricht mich an, will meine Meinung wissen, ich schüttele abweisend den Kopf. Die Bühne ist leer, bis auf ein neues Gerüst, das an die Firestaires an den Häuserfassaden in Amerika erinnert. Die Sänger steigen nach dem anderen nach oben, einer nach dem anderen, und lassen sich dann runter „fallen“, wobei das kein freier Fall ist, vielmehr schlängeln sie sich durch die Lücken in dem Bretter-Bau - es ist ungemein ästhetisch, ein fremdartiges Bild, dass ich so noch nie gesehen habe. (Jetzt, beim Schreiben, fällt mir ein: es gab kein Orchester, aber gesungen haben sie alle fantastisch).
Schnitt.
Ich stehe völlig allein und unschlüssig vor dem Eingang, friere, aber bin weder panisch noch verärgert.
(Würde mich interessieren: Habe ich den Mantel genommen, habe ich ihn bezahlt oder geschenkt bekommen?)

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