Aus dem Affekt

Gefühle rational verstehen

Wenn wir eine Handlung »aus dem Affekt« heraus begehen, dann meinen wir, dass der Ursprung der Handlung impulsiv, nicht beherrschbar, irrational ist. Diese irrationale Handlung wurde durch etwas ausgelöst, was mit intensiv empfundenen Emotionen oder Gefühlen verbunden ist. Dazu gehören Wut, Angst, Selbstschutz, Zorn, aber auch Glück.

Der Philosoph Baruch de Spinoza (1632-1677) entwickelte in seiner Philosophie eine Affektenlehre. Mit dieser Lehre wollte er zeigen, dass diese Affekte nicht irrational sind, sondern rational verstanden werden können. Spinoza glaubte, dass Gefühle eine Art des Denkens sind. Wenn aber Affekte eine Art des Denkens sind, dann lassen sie sich auch mithilfe des Denkens begreifen. Der Mensch muss nicht Knecht seiner Affekte bleiben, die ihn im Moment überwältigen, er kann prinzipiell seine Gefühle verstehend zulassen.

Mit dieser Affektenlehre lassen sich nach Spinoza eigene Ängste und Ressentiments aufarbeiten. Indem ich mich frage, woher meine Ängste und Ressentiments kommen (zB. aus der eigenen Biographie oder dem sozialen Umfeld usw.), lerne ich, sie und mich besser zu verstehen. Indem ich sie verstehe, entwickle ich die Fähigkeit, den Ängsten und Ressentiments nicht einfach freien Lauf zu lassen.

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Kommentare

  1. Lieber FlorianS, danke für die interessante Vorstellung des Baruch Spinoza. Auch dieser Denker scheint seiner Zeit weit voraus gewesen zu sein. Seine Affektenlehre klingt wie eine vorweggenommene Psychoanalyse und Psychotherapie. Seine Ideen kommen der modernen Psychologie schon recht nahe, und das zu einer Zeit, wo die Kirche noch sogenannte Hexen verbrannte. Dies könnte man als Beispiel für die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen sehen. - Gruß Heide

    1. Liebe Heide, du hast vollkommen recht - Spinoza war seiner Zeit meilenweit voraus. Dafür wurde er von vielen Seiten angefeindet und bekämpft. Seine Schriften sind sehr schwer zu lesen für mich, aber es macht auch Freude.
      Gruß/Florian.

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