Aufenthalt in Uglitsch

12.Teil
16:00 Uhr erreichten wir unser heutiges Ziel, Uglitsch. Wir hatten von Moskau bis Uglitsch eine Strecke von 266km zurück gelegt.
Hier legten wir an und gingen für 3 Stunden von Bord. Am Ufer wurden wir von einem Männertrio mit Volksmusik empfangen. Eine Frau in Volkstracht, reichte uns Brot und Salz zur Begrüßung, es war richtig urig schön. Nun gingen wir zu Fuß in den nahegelegenen Kreml, der hauptsächlich aus Kirchen bestand.
Als erstes besuchten wir die Kirche des Zarewitsch Dmitrij " Auf dem Blute". Sie wurde 1692 im Auftrag von Peter I. und seinem Bruder Iwan gebaut, zur Erinnerung an den tragischen Tod des Sohnes von Iwan IV., auch der "Schreckliche" genannt.
Der Legende nach, ereignete sich folgendes: Als Iwan IV. starb, hinterlies er 2 Söhne; Fjodor Iwanowitsch, der als schwachsinnig galt, und Dmitrij, der ein Kind von 8 Jahren war. Dmitrij wuchs im Kreml von Uglitsch auf und machte einen klugen Eindruck. Der Regent Boris Godunow, der selber Zar werden wollte, unternahm angeblich mehrere Versuche, ihn vergiften zu lassen, die aber alle scheiterten.
Doch an einem Maitag 1591 starb Dmitrij plötzlich an einer Schnittwunde am Hals. Es kam zu einem Aufruhr, während dem die Bewohner des Kreml den Stadthalter des Regenten, sowie alle anderen in der Stadt weilenden Moskowiter erschlugen
Die offizielle Erklärung lautete: Dmitrij soll mit anderen Kindern mit Wurfmesser gespielt haben. Dabei sei er unglücklich gestürzt und habe sich selbst die Kehle durchgeschnitten.
Man beschuldigte seine Mutter Maria Nagaja, sie hätte nicht richtig auf ihn aufgepasst und schickte sie ins Frauenkloster von Goritsy.
Die Bewohner von Uglitsch wurden auch hart bestraft. Mehr als 200 wurden geköpft, die übrigen 5000 mussten die Stadt verlassen und nach Sibirien marschieren.
Selbst die Kirchenglocke, die durch ihren Glockenklang das Unheil verkündet hatte, wurde bestraft. Sie wurde vom Turm geworfen und ausgepeitscht, ihr Klöppel als Symbol für die Zunge herausgerissen und in Ketten nach Sibirien verschickt. Sie wurde erst 1892 nach 300 Jahren begnadigt.
An der überlieferten Stelle, wo Dmitrij zu Tode kam, wurde kurz darauf eine Holzkirche errichtet, die 1692 durch die Steinkirche „ Dmitrij- Blutskirche "ersetzt wurde. Heute ist die Glocke mit Klöppel in dieser Kirche ausgestellt.
Das Gerücht, dass der Zarewitsch einem Mordanschlag des Regenten Boris Godunow zum Opfer gefallen war hielt sich im Volk hartnäckig. Sogar nach dem Tod Godunows, als 1606 die Reliquien des heiliggesprochenen Dmitrij enthüllt wurden, verkündete man lauthals, das der Zarewitsch unschuldig den Tod von dem ungetreuen Knecht Boris Godunow erlitten habe.
Christian und ich hatten ein paar Wochen zuvor im Dessauer-Theater die Oper „Boris Godunow“(Modest Mussogski) gesehen. Wir fanden sie sehr „schwer“ verständlich, und waren erfreut hier auf den geschichtlichen Hintergrund dieser Oper zu treffen.
Die Oper wurde uns nun im nachhinein erst richtig verständlich ( da sieht man mal wieder, das Reisen bildet, ha ,ha).

In der zweiten Kirche, die wir besichtigten, fand gerade eine orthodox- liturgische Messe statt. Gemeinsam mit einigen Reisegefährten blieben wir in diesem Kirchenraum. Wir Frauen setzten schnell das mitgebrachte Kopftuch auf ( das ist in der orthodoxen Kirche genau wie in einer islamischen Mosche üblich). Nun lauschten wir der Gesangsgruppe. Es hörte sich sehr ergreifend an.
Anschließend konnten wir noch etwas alleine bummeln. Natürlich ist hier auch vieles auf Tourismus eingestellt. So spazierten z.B. außer den anfangs erwähnten Sängern noch Frauen im Kreml herum, die wie adlige Damen gekleidet waren.
Es war ein sehr schöner Nachmittag, selbst Petrus spielte mit. Für den Ausflug waren 3 Stunden angesetzt, das heißt wir sollten uns so gegen 18:45 Uhr wieder an Bord einfinden. Wir hatten gerade an Bord unsere Bordkarte abgegeben, als plötzlich ein heftiges Gewitter über uns herein brach. Uns konnte das nicht mehr stören, für uns hieß es um 19:00Uhr „Leinen los“! MS Anton Tschechow , verabschiedet sich von Uglitsch und nimmt Kurs auf
Jaroslawl.
Danach um 19:30Uhr, nahmen wir im Restaurant unser Abendessen ein. Nach dem Abendessen machten wir noch einen kleinen Bordrundgang und gingen so gegen 21:00Uhr in den Vortragsraum. Hier waren wir zu einem Folklorekonzert eingeladen. Unsere Bordmusiker das „Donkosaken Duett“ spielten und sangen für uns russische Volkslieder. Das hat uns allen sehr gefallen. Anschließend gingen wir noch einmal in die Panorama-Bar und tranken gemütlich ein Gläschen Wein. Gegen 23:30 Uhr gingen wir in unsere Kabine,und machten uns „bettfein“. Christianschaute schon mal auf das Programm für den nächsten Tag und ich machte mir meine Notizen über den wunderschönen vergangenen Tag. 24:00Uhr war dann auch für uns Nachtruhe.

Fortsetzung folgt 🙂 😉 🙂 Fotos im Album

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