Als mich mein Hund fraß

Als mich mein Hund fraß (dscheustick)

So ein Kopiergerät hatte ich mir schon lange gewünscht: Leise, sparsam und schnell. Dazu noch die Vergrößerungs- und Verkleinerungsfunktion, wo man nicht umständlich lange mit Prozenten hantieren musste, sonderen man auf einem Display alles nach Sicht einstellen konnte.
Ich konnte es mir nicht verkneifen, das Ding gleich auf Herz und Nieren zu prüfen. Toll! Sogar Fotos kamen gestochen scharf aus dem Auswurfschlitz. Dies brachte mich aber auf diese idiotische Idee, mein Gesicht einmal zu fotokopieren. Also presste ich meine Nase auf die Glasscheibe und harrte der Dinge. Aber das Bild sah nicht so aus, dass ich es hätte vorzeigen können. Mein Gesicht sah eher aus wie das einer eingemachten Mumie.
Da entstand in mir dieser verhängnisvolle Gedanke, dass ich ja noch mehr Körperregionen hätte, die man recht flach auf die Kopierplatte legen könnte.
Ich sicherte nach allen Seiten, ob ich auch allein sei. Dann zog ich meine Hosen herunter und hockte mich mit dem bloßen Hintern auf die Scheibe.
Mit Müh und Not konnte ich so den Auslöser hinter mir erreichen. Was ich nicht ahnen konnte, das war die Tatsache, dass ich beim Zurückgreifen die Verkleinerungsfaktor auf die höchste Stufe stellte. Wäre die Kopie gelungen, hätte man wohl meinen Hintern als einen Mini-Pfirsich auf dem Papier erahnen können. Leider zentrierte sich mein Gewicht so gezielt auf einen Punkt der Scheibe, dass ich an dieser Stelle durchbrach und ins Gerät eingezogen wurde. Ich wurde ohnmächtig, und sah gerade noch, dass so eine riesengroße Walze auf mich zukam.
Als ich erwachte lag ich auf dem Boden vor dem Kopiergerät. Aber wie hoch das auf einmal war!Ich schaute mich um. Entsetzen packte mich, als ich erkannte was mit mir passiert war: Ich war nur noch ein Zwerg. Dem Radiergummi nach zu urteilen, der war mir vorhin vom Tisch gefallen, war ich 25mm groß.
Hoch über mir rauchte es aus dem Kopiergerät, das sich wie das Himalaya-Massiv über mir erstreckte.Das bedeutete, dass ich mich nicht wieder zurück vergrößern konnte. Das Gerät war kaputt.
Noch bevor ich einen Entschluss fassen konnte, öffnete sich die angelehnte Tür zu meinem Büro und mein dackelgepinscherter Pudel kam herein. Neugierig kam er auf mich zu. Schwanzwedelnd, er freute sich, sein Herrchen zu riechen. Er beroch mich. Sein übelriechender Atem ließ mich fast ohnmächtig werden.Das Tier gute 50cm hoch, also zwanzig mal so groß wie ich. Man muss sich das mal bildlich vorstellen: Ein Mensch von 1,80m würde von einem Tier beschnuppert das 36m hoch ist!Ich brüllte mit alle Kraft: "Schnutzi, hol´s Frauchen!"
Ich weiß nicht, was dieser Mistköder verstand. Er machte einen Happs und weg war ich.Zu mir kam ich erst auf einer gigantischen weißen Wolke. Ein Flügelverkäufer bot mir seine Waren an, die aber alle zu groß waren. Er lachte sich fast tot, wenn er das nicht schon gewesen wäre. Das Federzeug war zu groß, so dass mir alles wieder abfiel.Auf einer vorbeisegelnden Wolke saßen einige Canon- und Xerox-Engel, die mich auslachten.
Nun hatte ich aber die Schnauze voll! Ich sprang ohne Flügel da rüber und setzte mich quasi als Ungeziefer in die Flügel dieser Idioten, die solche teuflischen Maschinen bauten. Dort begann ich ihnen die Federn auszureißen. Auf der Erde begann es zu schneien. Dies behagte den Kopiermaschinenonkels natürlich nicht und sie erhoben ein Wehgeschrei, dass auf der Erde ein Grönemeyerkonzert wegen Wohlklang abgebrochen werden musste.
So landete ich schließlich vor dem Boss der Örtlichkeit und wurde prompt hinaus geschmissen.
Nun sitze ich hier und warte. Aber ich wette jeden Betrag: Die Hörner, der Pferdefuß und der Schwanz passen mir auch nicht!

Ein Text von: dscheustick

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