Abschiedsbesuch

Frau b.:

Heute ist unser letzter Tag in Riomaggiore. Die 4 Wochen sind doch rasend schnell vergangen. Es waren schöne 4 Wochen. Wir haben eine sagenhafte Landschaft kennengelernt, sind auf traumhaften Pfaden gewandelt oder vielleicht doch mehr gekraxelt, haben grandiose Ausblicke genossen und haben natürlich die einmalige und mutige Architektur der Cinque Terre intensiv erkundet. Aber man soll es nicht glauben, selbst heute habe ich in diesem Wirrwarr von Treppen in Riomaggiore noch eine uns unbekannte Gasse entdeckt.

Was unternimmt man nun am letzten Tag? Das Wetter war wie auch an den vorangegangenen Tagen schön, kalt, aber sonnig und fast kein Wind. Aus dem Fenster unseres Adlerhorstes hatten wir wie immer den ganzen Vormittag über das Meer und das Treiben auf dem Wasser im Blick. Die Fischer waren schon seit Sonnenaufgang unterwegs und haben sich da draußen bestimmt den Hintern abgefroren.

Dann war da noch einer mit einem Ruderkahn. Unermüdlich zog er immer an einer Strippe, dann ruderte er wieder ein Stück. Der will Pulpo (Tintenfische) fangen, sagt mein Mann. Das brachte mich auf eine Idee. Man könnte sich ja einen Ruderkahn ausleihen und sich Riomaggiore von der Wasserseite aus angucken. Da der Schiffsverkehr seit dem 3. November eingestellt ist, hatten wir noch nicht das Vergnügen. Damit konnte ich meinen Mann locken, wobei er gleich Zweifel anmeldete.

Wir stiegen gemeinsam die Treppen hinunter zur Marina. Unten am Wasser schlug uns eine frische Brise entgegen. Ob meine Idee vielleicht doch nicht so toll war? Im Hafen angekommen, war gerade der Herr mit dem Ruderkahn eingelaufen. Ich warf einen neugierigen Blick in seinen Eimer, in dem tatsächlich 2 fette Pulpos lagen. Wir fragten ihn nach einem Boot. Im Endeffekt war ich ganz froh, als er erklärte, dass es jetzt keine mehr gibt. Balloony auch - glaube ich. Er beschloss, noch ein wenig zum Strand zu gehen. Ich machte mich auf die Suche nach einem Malmotiv.

Ich schlich durch die Gassen, von denen manche niemals die Sonne sehen und mein Blick wanderte hinauf zur Kirche der Madonna vom Montenero. Warum eigentlich nicht dahin? Ein prüfender Blick auf die Uhr sagte mir, es ist kurz nach 13 Uhr. Um 14 Uhr könnte ich oben sein. Heute ist es bestimmt schön da oben. Ich wählte den längeren, dafür nicht ganz so steilen Weg. Geschafft hatte ich die Strecke schon zwei Mal in 37 Minuten. Da war ich hinterher allerdings schweißgebadet, was bei den derzeitigen Temperaturen unvorteilhaft wäre. Da kann man sich den Tod holen. Also ging ich die Strecke ganz gemütlich an. In dem schattigen Tal war es dann doch recht frisch und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, in den Kehren fand ich Stellen mit Raureif. Hier war es also frostig.

Als ich oben ankam, war mir dann doch ziemlich warm. Ich suchte mir ein sonniges Plätzchen mit Blick auf die Kirche, die leider immer geschlossen ist. Es ist eine Wallfahrtskirche aus dem 14. Jahrhundert. In der wärmenden Sonne konnte ich in Ruhe arbeiten und das Werk an Ort und Stelle seiner Vollendung zuführen. So verabschiedete ich mich von der Madonna und verließ diesen besonderen Ort, der mir für immer in Erinnerung bleiben wird, diesmal über den steilen und sonnenbeschienenen Weg.

Dann trat ich noch einen kurzen Abschiedsbesuch bei unserem Freund Andrea an. Ich musste ihm doch sein tolles Buch über Florenz zurück bringen. Ich weiß jetzt, was wir uns alles ansehen müssen, wo wir morgen hinfahren werden.

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Kommentare

  1. Hallo Herr und Frau B.

    Jeder schöne Urlaub geht mal zu Ende.
    Eurer war besonders geprägt durch lebendige Berichte, von denen ich viel gelesen habe und mich eben zum Abschluß herzlich bedanken darf.

    Ich darf auch erwähnen, dass ich alle Kommentare gelesen habe und mich sehr darüber gefreut habe, wie ich meine waren es sehr herzliche Kommentare!!!

    Danke Flo!!!

    Liebe Grüße Oldie43

  2. 🙂 Liebe St..., Frau Balloony, lieber Balloony,
    ich danke euch hier und an dieser Stelle für die tolle Beschilderung der Cinque Terre, ein Reiseführer kann es nicht so gut wie ihr Beide.
    Etwas Wehmut tut sich bei mir auf, wenn ich mir vorstelle, nach dem Besuch in Florenz hört der Blog von Balloony wieder mit "Leben" auf.....?!

    Überlegt euch doch evtl. von der schönen Insel Usedom im Winter zu schreiben.

    Ich wünsche euch auf jeden Fall noch schöne Tage und Stunden in der Toskana

    Euere Freundin, die Flo mit Anhang

  3. 🙂 Hier und an dieser Stelle bedanke ich mich auch herzlich bei Oldie43 für sein Kompliment.
    Es macht mir einfach immer wieder Spass, solche schöne Berichte, wie sie Balloony und seine liebenswürdige Frau schreiben, lesen zu dürfen

    die Flo(h)

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