16. Dezember

  • 16. Dezember

     Constantia antwortete vor 4 Jahren, 4 Monate 1 Teilnehmer · 1 Senden
  • Constantia

    Organisator
    16. Dezember 2019 um 10:25

    "Versuchs doch mal mit Heulen." Diesen Satz musste ich mir nach einer vorweihnachtlichen Episode hin und wieder gefallen lassen.

    Es war 1976, also tiefste DDR, und es ging auf Weihnachten zu. Ein paar leckere Dinge sollten es schon an den Weihnachtstagen sein. Also reihte ich mich vor der Fleischerei in die "sozialistische Wartegemeinschaft" ein. Endlich 15 Uhr öffnete der Laden wieder und langsam, Schritt für Schritt, ging es vorwärts. Das eine Auge schaute, was der Fleischermeister für uns bereithielt und ob es bis zu mir reichte. Das andere Auge und die Ohren hatte ich bei dem Kinderwagen mit meinem Sohn vor dem Laden.

    Endlich war ich dran.

    Und was darf es sein?"

    "Einen kleinen Lachsschinken bitte."

    "Sind alle. Morgen früh um 9 wieder."

    "Da bin ich arbeiten."

    Das waren vorerst meine letzten Worte. Die Augen voller Tränen brachte ich auch kein Wort mehr heraus. Die Verkäuferin schaute diskret weg, sammelte leere Servierplatten ein und ging nach hinten. Nach kurzer Zeit kam sie mit einer großen Tüte wieder, reichte sie mir über die Ladentheke, schrieb etwas auf ihren Zettel und fragte

    "Was darf es noch sein?"

    Ich hatte meine Sprache wiedergefunden. Der Rest war schnell gekauft. Die Rechnung war horrend. So leckere Sachen gab es weder vorher noch nachher bei uns.

    Als ich das im Kollegenkreis erzählte, kam sofort "Ach so machst Du das!" 🙂 Und später in kniffligen Situationen, die Aufforderung es mal mit Tränen zu versuchen.

    Allerdings mein Göttergatte fand das gar nicht lustig. Er hatte eine andere Planung für sein Haus und für unser Geld. Gegessen hat er aber die Leckereien mit Hochgenuss.

    Constantia

Beitrag 1 von 1

Sie müssen angemeldet sein, um zu antworten.

Hauptbeitrag
0 von 0 Beiträge June 2018
Jetzt

Verstoß melden

Schließen