Staatliches Aufbaugymnasium

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     Maryrose40 antwortete vor 1 Jahr, 7 Monate 1 Teilnehmer · 1 Senden
  • Maryrose40

    Teilnehmer
    25. September 2022 um 22:49

    Das war ein zweiter Bildungsweg in den 50-er Jahren, für Jugendliche die keine Möglichkeit hatten schon mit 10 in eine weiterführende Schule zu gehen – auf Dörfern groß geworden in der Hauptsache. 8 Jahre Volksschule Voraussetzung und gute Noten… so wie ich. In sechs Jahren zum Abitur, Internat, und nur die längeren Ferien eine Reise nach Hause wert. Es gab auch ein paar Schüler die extern waren, in der Nähe wohnten. Ein Junge aus meinem Dorf war schon beinahe ein Jahr lang dort, ich hatte die Empfehlung vom Hauptlehrer und via-via (unsere Großmütter) erfuhren wir ein bißchen mehr, wie es da zuging.

    Ach ja, erst erzählen, das Institut stand in Bad Neuenahr, die Schule vielleicht 100 Meter vom Bahnhof. Die Schüler kamen aus dem umliegenden Gebiet, der Eifel, dem Westerwald (so wie ich), dem Hunsrück.

    Im Februar 1955 stieg ich in den Postbus der mich zum Bahnhof brachte, umsteigen in Troisdorf, In Beuel, mit der Straßenbahn über den Rhein nach Bonn, dann Remagen, und von da aus Bad Neuenahr – in kilometern nicht so weit, aber doch einen halben Tag unterwegs! Es war Winter, also mich kam warm angezogen, in langen Hosen und Ski-Stiefeln, einem Rucksack mit Wechselwäsche und noch einem anderen Pullover, denn die Zulassungsprüfung dauerte mehrere Tage. In der Bahnhofshalle standen Schüler, Jungens und Mädchen, um uns ab zu holen – ich sah den bekannten Jungen aus meinem Dorf und lief auf ihn zu vorbei an der Mädchengruppe… mein erster faux-pas, aber das hörte ich erst später! Er brachte mich zum Mädchen-Internat, durch die halbe Stadt, ein Heim geleitet durch die Innere Mission wenn ich mich gut erinnere. Das Jungensinternat war über den Schulräumen, also die hatten es nicht so weit. Wir waren 15 bis 20 Mädchen, die verteilt wurden über die Mehr-Betten_Räume für die jüngeren. Es ging auch um unsere sozialen Fähigkeiten…. Na, ich hatte schon mal keinen Rock den ich anziehen konnte und nette Schuhe (das stand nicht in den Papieren), aber reichere Mädchen hatten einen ganzen Koffer voll Kleider mitgebracht – ich konnte etwas leihen. Dann gab es Abendessen im Speisesaal, 6-er Tische, eine Lehrkraft um uns zu beurteilen… Konnten wir mit Messer und Gabel essen? Nein nicht die Butterbrote! Da war es mehr mit den knappen Portionen Margarine, Leberwurst, Käsescheibchen, Krautsirup das abgezählte Brot bestreichen… zu trinken gabs Thee, ohne Milch und Zucker. Morgens dann dasselbe, nur Muckefuck (Ersatzkaffee mit Milch) und am späten Nachmittag konnte man sich was von den übergebliebenen Brotkrusten nehmen, mit Kraut, und den Kaffeeresten vom Morgen. Mittags war die Hauptmahlzeit, fast immer Kartoffeln, Gemüse und ein Ei, oder eine Bulette, wenn Kontrolle kwam kriegten wir mitten in der Woche Hühnchen… das ist jetzt im Nachhinein erzählt, das wußte ich nicht in der Examenwoche.

    Im Dunkeln durch die Stadt, zur Schule. Federhalter und Bleisdtifte hatten wir von zuhause mitnehmen müssen, Tinte und Papier wurde verstreckt – und bitte nicht klecksen, gab kein neues Blatt. Die Aufgaben fand ich ziemlich einfach und langweilig, war dann meistens mit den ersten fertig – warten im Flur bis die Zeit um war. Am letzten Abend eine Art Festlichkeit mit allen Schülern, Limonade, Tanzmusik… obwohl eigentlich Kontakt zwischen den Geschlechtern im Alltag eher negativ beurteilt wurde, zu diesen Festen war es dann erlaubt, in allen Ehren. Ich spielte Mauerblümchen – damals waren die meisten mit 14 noch nicht so kontaktfreudig.

    Interesse in weitere Geschichten oder selbst was erzählen? Ich würde mich freuen!Wink

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