Startseite Foren Weihnachtsbaumtreff Theodor Storm dichtete:

  • Theodor Storm dichtete:

     Fagus antwortete vor 1 Jahr, 4 Monate 2 Teilnehmer · 3 Beiträge
  • Fagus

    Teilnehmer
    19. Dezember 2022 um 10:42

    Weihnachtsabend

    Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
    der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
    Weihnachten war’s, durch alle Gassen scholl
    der Kinder Jubel und des Markts Gebraus.

    Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
    drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
    „Kauft, lieber Herr!“ Ein magres Händchen hielt
    feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.

    Ich schrak empor, und beim Laternenschein
    sah ich ein blasses Kinderangesicht;
    wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
    erkannt ich im Vorübergehen nicht.

    Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
    noch immer hört ich, mühsam, wie es schien:
    „Kauft, lieber Herr!“ den Ruf ohn Unterlaß;
    doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.

    Und ich? War’s Ungeschick, war es die Scham,
    am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
    Eh’ meine Hand zu meiner Börse kam,
    verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.

    Doch als ich endlich war mit mir allein,
    erfaßte mich die Angst im Herzen so,
    als säß’ mein eigen Kind auf jenem Stein
    und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.

  • etaner34

    Teilnehmer
    19. Dezember 2022 um 13:37

    @Fagus

    Dazu fällt mir das Andersen- Märchen von dem „kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzern“ ein.

  • Fagus

    Teilnehmer
    19. Dezember 2022 um 17:38

    @etaner34 Auch ich sehe darin die gleiche Thematik.

    Und – ich bin sicher – in abgewandelter Form gibt es diese „Not“ heute noch …

    (Ich meine nicht die Kinder, die, weil sie noch nicht strafmündig sind, von Banden zum Betteln (und stehlen) auf die Straße geschickt werden)

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