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  • Kolomenskoje das Fatima von Russland

     Unbekannt antwortete vor 3 Jahren, 10 Monate 1 Teilnehmer · 1 Senden
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    28. Juni 2020 um 9:48

    Kolomenskoje das Fatima von Russland

    In der katholischen Welt ist Fatima, der kleine portugiesische Ort, als Wallfahrtsort der Muttergottes ein Begriff. Dass aber auch Russland sein „Fatima” hat, dass Maria drei Monate vor der Erscheinung in Fatima einer russischen Bäuerin erschien, wissen im Westen nur wenige. Geht man aber den Umständen nach, ergeben sich überraschende Parallelen zu Fatima, die des Nachdenkens wert sind.

    Am 13. Februar 1917 hörte Eudokia Andrianowa, eine Bauersfrau aus dem Dorfe Potschinki, in der Nähe von Moskau, nachts im Traum eine Stimme: „In Kolomenskoje ist eine schwarze Ikone. Nehmt sie, reinigt sie und betet vor ihr!”

    Die einfache Bäuerin, der, soweit uns überliefert ist, noch nie übernatürliche Mitteilungen irgendwelcher Art zuteil geworden waren, war ziemlich erschrocken über diesen Auftrag. Da sie nicht wusste, wie sie ihn ausführen sollte (sie konnte doch nicht ganz Kolomenskoje nach einer großen, schwarzen Ikone absuchen), bat sie Gott im Gebet, er möge sie erkennen lassen, auf welche Weise die Ikone zu finden sei.

    Dreizehn Tage nach dem ersten Erlebnis, am 26. Februar, sieht sie im Traum eine weiße Kirche und in ihr majestätisch eine Frau thronen, von der sie sofort weiß, dass es die Muttergottes ist.

    Eudokia Andrianowa entschließt sich nun, hinüber nach dem Dorf Kolomenskoje zu gehen und dem Pfarrer der dortigen Kirche (Vater Nikolaus Lichatschew) die ganze Angelegenheit vorzutragen. Es ist der 2. März. Nach abgelegter Beichte und empfangenem Hl. Abendmahl begibt sie sich auf den Weg nach Kolomenskoje, wo sie am Nachmittag ankommt. Vater Nikolaus hört sich ihren Bericht an, und da sie ihn um Rat bittet, was sie nun machen soll, nimmt er sie schweigend bei der Hand und führt sie in die Kirche. Er zeigte ihr alle Ikonen und fragt sie bei jeder: „Ist es die, die du gesehen hast?” — „Nein, Väterchen, eine solche war es nicht”, ist jedes Mal die Antwort der Bäuerin.

    Nachdem sie alle Ikonen betrachtet und keine gefunden haben, die der im Traum geschauten auch nur annähernd geglichen hätte, will Eudokia Andrianowa wieder gehen. „Nein, bleibe noch einen Augenblick, sagte da Väterchen Nikolaus plötzlich, „vielleicht… mir fällt da etwas ein…” Und er bittet den Kirchendiener, doch in das unterirdische Kirchengewölbe hinab zu steigen und die größte Ikone, die er dort findet hinaufzubringen. Er kehrt zurück und bringt ein großes Bild, auf dem außer einer dicken Schmutz- und Staubschicht fast nichts zu erkennen ist. Vater Nikolaus ordnet an, es ins Pfarrhaus zu tragen und es dort zu säubern.

    „Hast du diese Ikone im Traum gesehen?”, fragt er, auf das nunmehr gereinigte Bild deutend. „Mein Gott”, schluchzt Eudokia auf, „sie ist es!” Sie verbeugt sich vor der Ikone dreimal bis zur Erde und küßt sie ehrfurchtsvoll.

    Die Ikone hat folgendes, für byzantinische Kunstüberlieferung ungewöhnliches Aussehen: Die Gottesgebärerin (Theotokos), in einen Purpurmantel gehüllt, sitzt auf einem byzantinischen Kaiserthron. Auf dem Kopf trägt sie eine Krone, in der rechten Hand ein Zepter, die linke hält einen Reichsapfel (russisch „dershawa”). Auf ihren Knien sitzt segnend und mit der linken Hand auf seine Mutter weisend, das göttliche Kind. Der Gesichtsausdruck der „Zarin des Himmels” ist traurig und streng.

    Mit ungewöhnlicher Schnelligkeit breitete sich der Kult der neuen Ikone aus. Der ganze Fall wurde von der kirchlichen Behörde untersucht, und für glaubwürdig befunden. Mit ausdrücklicher Erlaubnis des Patriarchen (damals der energische und streng antikommunistische Tichon) wurde ein Akathistos zusammengestellt (eine liturgische Andacht, bestehend aus 26 Hymnen).

    Der Name „Dershawnaja„ leitet sich her vom Wort „dershawa”, die Macht. „Dershawnaja” heißt soviel wie „Mächtige”, „Herrscherin”, „Regierende”. Nach einer Überlieferung soll die Gottesmutter nach dem zweiten Traumgesicht der Eudokia Andrianowa zu dieser gesagt haben: „Die Monarchie fällt. Ich muss die Regierung für Russland übernehmen. ” Gleichviel, ob diese Überlieferung den Tatsachen entspricht oder nicht, der Glaube daran, dass die Himmelskönigin nach dem Sturz der Monarchie (und vollends nach der Ermordung des Zaren und Zarewitsch) die regierende Zarin Russlands sei, war allgemein im gläubigen Volk verbreitet. Dieser Glaube wurde durch die Tatsache verstärkt, dass die Ikone gerade an dem Tage erschienen war, an dem Zar Nikolaus 11. seine Abdankungsurkunde unterzeichnet hatte. Die Pilger strömten in hellen Scharen nach Kolomenskoje, um die Dershawnaja um Schutz vor den beginnenden Gottlosigkeiten und Kirchenverfolgungen anzuflehen. Zahlreiche Gebetserhörungen wurden gemeldet. Man trug das Gnadenbild in die umliegenden Dörfer und Städte, in die Klöster, Kirchen, Betriebe und Fabriken Moskaus. Überall flehte man um Hilfe, um Erbarmen, um Erlösung von dem vielen Leid, das die neue Gottlosen-Herrschaft bereits über das Volk gebracht hatte. Der oben erwähnte Akathistos wurde in großer Auflage über ganz Russland verbreitet. Wörtlich heißt es darin, Gott möge seinen gerechten Zorn, mit dem Er Russland heimsuche, doch zum Erbarmen wandeln und alle, besonders aber die Götzendiener des Goldenen Kalbes, zum Licht seiner Erkenntnis führen.

    „Demütig flehen wir zu Dir, Herrin: besänftige den Schöpfer, damit Er bald seinen gerechten Zorn in Erbarmen umwandle und sich unser erbarme. Du, die wir Dir zurufen: Sei gegrüßt, Muttergottes, Du Mächtige, Du eifrige Helferin des Christenvolkes!”

    Es war, als ob Russland von einem Sturm des Gebetes erfasst werden sollte. Das merkten aber auch bald die bolschewistischen Machthaber. Sie begannen den Kult der neuen Ikone grausam zu verfolgen und verboten ihn schließlich als „konterrevolutionär”.

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