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Ans Fenster rückt' ich meinen Tisch
und wollte weise Dinge schreiben,
doch eh' ich's dachte, sah ich frisch
mein Blatt im Morgenwinde treiben.Was liegt an einem Blatt Papier?
Leicht ist's ein zweites zu bereiten!
Nun aber ließ die Sonne mir
Streiflichter blendend drüber gleiten.Wie flogen sie so lustig hell
die Pfeile von dem gold'nen Bogen!
Gleich einem Schilde ließ ich schnell
den grünen Vorhang niederwogen.Jetzt meint ich jetzt wieder Ruhe sein!
Des Fleißes ernste Zeit beginne!
So dachte ich vergnügt, allein
bald ward ich meines Irrtums inne.Den schmeichelnd und verlockend drank
durch Blättergrün und grünen Schleier
der Vögel Lied wie Festgesang,
wie eine freud'ge Liebesfeier.Da warf ich meine Feder hin!
Nicht länger konnt' ich widerstreben,
gefangen war mir Herz und Sinn –
ich musste mich dem Lenz ergeben.Aus meinem Haus trieb mich's fort
auf waldgekrönte Bergeshöhen,
wo, wie ein mildes Segenswort,
die ahnungsvollen Lüfte wehen.Den heil'gen Stimmen horchend saß
ich dort bis spät zum Abendlichte,
und meine trunkne Seele las
in Gottes ewigem Gedichte!Von Betty Paoli (1814 – 1894)
österreichische Journalistin und Lyrikerin
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