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  • Der Sommer meiner Kindheit

      antwortete vor 3 Jahren, 7 Monate 7 Teilnehmer · 9 Beiträge
  • Unbekannt

    Unbekannt
    3. August 2020 um 17:56

    Das Forum bietet ein neues Thema an (siehe oben) und fragt, wie dieser Sommer gerochen hat – nach Erdbeer-Eis oder nach Strand und Meer. Schön wäre es gewesen!!!

    Ich bin Jahrgang 1939 und erblickte das Licht der damals düsteren Welt
    einen Monat nach Ausbruch des 2. Weltkrieges. Noch heute schießt mir das
    Wasser in die Augen, wenn ich nur den Probe-Alarm einer Sirene höre!

    Mir haben sich ganz andere Gerüche eingeprägt, und zwar der Geruch nach einem feuchten Luftschutzkeller, in dem ich mit meiner Mutter und anderen Hausbewohnern dicht gedrängt und voller Angst saßen und Todesängste ausstanden, wenn irgendwo in der Nachbarschaft wieder ein Geschoss einschlug und das Kellerlicht zum Flackern brachte! Ich wurde damals voll bekleidet ins Bett gebracht. Auch Straßenschuhe behielt ich dann, denn auf diese Weise konnte man den Luftschutzkeller schneller erreichen!

    Als diese schlimme Zeit bis 1945 vorbei war, roch es draußen nach verbranntem Holz und ausgeglühten Häusern! Nach kalten Trümmern zerbombter Häuser! Nach dem penetranten Geruch einer Petroleumlampe, bei deren diffusem Licht ich bis in die späten 40er Jahre Schularbeiten machen musste, denn elektrisches Licht gab es nur sehr rationiert! Das alles passierte in Magdeburg, also in der damals so genannten Ostzone. Der sog. “Goldene Westen” war weit entfernt.

    Erdbeer-Eis? Strand und mehr? Tz, tz, tz!?

  • philosophin

    Teilnehmer
    3. August 2020 um 19:51

    @eviva, ich bin Nachkriegskind und froh drum, dass ich als Kind nicht solche Erfahrungen machen mußte wie du.

    Meine Sommer rochen nach Garten und Wald- zu Hause, nach Feld und Stall, wenn ich bei der Oma auf dem Lande war oder nach Ferienlager.

    Mein gefährlichstes Kindheitsbenteuer, an das ich mich erinnere, war im Ferienlager,

    Da war ich so 12 bei einer Ruderpartie auf dem Müritzsee, als das Wetter umschlug, Wind aufzog, Wellen erschienen, wo vorher alles flach war. 6-7 Kinder in einem Ruderboot mit einer jungen Helferin . Das Boot schaukelte hin und her, Wasser schwappte ins Boot. Wir (Großen) saßen zu zweit an den Rudern, aber hatten nicht genug Kraft, um zum Ufer zu kommen, waren außerdem weit und breit die Einzigen auf dem See. Niemand da, der helfen konnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir Glück im Unglück. In der Nähe unseres Ferienlagers war zur gleichen Zeit ein Trainingslager von Ruderern und die bekamen das Drama vom Ufer aus mit. Die haben uns dann rausgeholt.

    Schönen Abend

    phil

  • Paesi

    Teilnehmer
    4. August 2020 um 8:08

    Meine Erinnerungen sind ähnliche wie Phils. 1956 geboren. Meine Sommer rochen nach Freiheit – das hieß, bei Oma und Opa auf dem Land zu sein, weg von der Strenge der Eltern, laufen durch Wiesen, über Felder, im Garten liegen, viel draußen sein. Als Oma und Opa nicht mehr lebten, war die schönste Zeit im Ferienlager oder im Urlaub bei Onkel, Tante und Cousine – neue Freunde, viel draußen, viel gelacht, gespielt und gebadet.

    Meine beste Freundin lernte ich im Ferienlager kennen. Seit 54 Jahren hält die Freundschaft – für uns etwas ganz Besonderes – im Nachhinein DER (beste) Sommer meiner Kindheit.

    • Dieser Beitrag wurde vor 3 Jahren, 7 Monate von  Paesi bearbeitet.
  • seestern47

    Teilnehmer
    4. August 2020 um 8:31

    Meine Erinnerungen riechen und schmecken nach Sommerregen, frisch gemähtem Gras und frischen Kuchen und selbstgepflücktem Obst. Meine Eltern hatten einen großen Garten mit Johannisbeeren, Erdbeeren, Stachelbeeren, Brombeeren, Äpfeln, Gemüse etc. Meine Mutter hat Gemüse eingelegt, Marmelade gekocht und sehr viel Kuchen gebacken (das konnte sie so gut! Heart Eyes). Sie konnte aus Wenigem ganz viel zaubern. Ich saß dann immer bei ihr in der Küche und habe, so gut es ging, geholfen. Außerdem konnte sie wunderschön erzählen. Schön war das und sie gehören zu meinen liebsten Erinnerungen an meine Mutter.

    • Dieser Beitrag wurde vor 3 Jahren, 7 Monate von  seestern47 bearbeitet.
    • Dieser Beitrag wurde vor 3 Jahren, 7 Monate von  seestern47 bearbeitet.
  • rooikat

    Teilnehmer
    4. August 2020 um 10:21

    Ich wurde Anfang 1943 in Breslau geboren. Daran habe ich keine Erinnerungen, denn meine Mutter musste Ende 1944 gen Westen flüchten (mein Elternhaus steht noch immer), mein Vater war Soldat wie die meisten Väter. Während der Flucht nistete sich offensichtlich einiges in meinem Unterbewusstsein ein, was bis heute mein Leben beeinflusst. Ich kann keine Sirenen o.ä. Alarmtöne hören, bringt mich völlig “aus den Fugen”. Aus den Jahren der Flucht habe ich ab irgendwann bewusste Erinnerungen. Gute und ungute. Im November 1947 dann endlich einen festen Wohnsitz in Halle/Saale, hier wurde ich 1949 eingeschult. Ich fand die Schule an sich herrlich, lernen fiel mir leicht, aber wir waren nur 2 ‘Umsiedlerkinder’ in einer großen Klasse. Schon die mitgebrachten Schulbrote zeigten den krassen Unterschied.
    Bei uns war es auch nicht so schön zu Hause. War ich mal bei einer Schulkameradin, bestaunte ich Teppich, Sessel, Geschirr uvm – alles passte zusammen. Bei uns war der Stempel “Volkssolidarität” das, was alles einte.
    Das andere Mädchen war streng katholisch , zeigte dies auch sehr deutlich. Kam nicht gut an in der protestantischen Stadt. Mein Vater hatte nie über Kriegserlebnisse konkret gesprochen, er sagte nur immer wieder ‘Nie wieder darf so etwas passieren’ und er fand Gleichgesinnte, die ein besseres Deutschland aufbauten wollten. Damit waren wir ‘Rote’ den meisten, die nichts verloren hatten, die einfach nur Ruhe haben wollten. Demzufolge wurden wir gehänselt bis verkloppt.Gegen die Übermacht keine Chance. Meine einzige Chance war, wenn andere von mir Schulaufgaben abschreiben wollten ….. auch eine Schule des Lebens.

    Die wenigen Ruinen in unserer Wohngegend waren unsere Abenteuerspielplätze (eigentlich strengsten verboten). Schrott, Altpapier, Flaschen und Gläser sammeln besserte das Taschengeld auf oder füllte die Klassenkasse für Ausflüge, Ferienlager der Betriebe der Eltern, Ferienspiele am Ort, für mich schaffte das alles schöne Erinnerungen.

    Nur war meine Mutter leider – wahrscheinlich durch Krieg, Flucht, Sorgen – irgendwie kaputt. Sie schlug wegen jeder Kleinigkeit, mein Vater war viel unterwegs als Kraftfahrer, so suchte ich mir nach der 8.Klasse mit 14 Jahren eine Lehrstelle mit Internat. Endgültiger Abschied vom “Elternhaus”.

    Ich lebte in der DDR,hatte auch nie den Gedanken auszuwandern. Weglaufen war nie eine Option für mich. War immer der Meinung, man muss am Ort etwas verändern. Nur leider musste ich erleben, dass Menschen zwar die gleiche Unzufriedenheit haben können, was aber noch lange nicht heißt, trotz unterschiedlichen Glaubens, Lebensauffassungen gemeinsam etwas ändern zu wollen.

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