Medizinisches Cannabis und die Gesundheit von Senioren: Vorteile und Risiken
Vor einigen Jahrzehnten hätte kaum jemand gedacht, dass Cannabis einmal in Arztpraxen und Apotheken Einzug halten würde. Die meisten verbinden die Pflanze noch immer mit der Jugendkultur der Sechziger Jahre. Doch heute gilt medizinisches Cannabis als ernstzunehmende Therapie, auch im höheren Alter und vor allem bei chronischen Beschwerden, Schlafproblemen oder zur Linderung von Schmerzen, die andere Medikamente nicht ausreichend behandeln können.
Gleichzeitig bestehen Vorbehalte und Unsicherheiten: Ist das überhaupt legal? Wie wirkt es auf meine Beschwerden? Kommt das in meinem Alter noch infrage? Solche Fragen sind berechtigt und die konkreten Antworten hängen von der individuellen Situation ab. In diesem Artikel bekommen Sie einen allgemeinen Überblick.
Was ist medizinisches Cannabis?
Wenn von medizinischem Cannabis die Rede ist, geht es um die standardisierte und kontrollierte Verwendung von Cannabisprodukten mit genau definiertem Wirkstoffgehalt. In Deutschland ist der Einsatz seit 2017 unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Ärzte dürfen Cannabis auf Rezept verordnen, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten nicht ausreichen oder mit zu starken Nebenwirkungen verbunden sind.
Die wichtigsten Wirkstoffe in Cannabis sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Während THC in höheren Dosen berauschend wirkt, hat es zugleich schmerzstillende, appetitanregende und krampflösende Eigenschaften. CBD dagegen wirkt nicht psychoaktiv, dafür aber entzündungshemmend, angstlösend und entspannend. Beide Stoffe werden heute in der Medizin gezielt in Form von Tropfen, Ölen, Kapseln oder getrockneten Blüten genutzt.
Darum wird Cannabis gerade für ältere Menschen interessant
Mit zunehmendem Alter treten oft chronische Erkrankungen wie Arthrose, Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder Krämpfe durch neurologische Erkrankungen auf. Auch Krankheiten wie Parkinson oder Multiple Sklerose bringen starke Einschränkungen mit sich.
Klassische Schmerzmittel wie Opioide oder entzündungshemmende Medikamente können helfen, führen aber nicht selten zu Problemen, etwa mit dem Magen, den Nieren oder dem Kreislauf.
Cannabis bietet in manchen Fällen eine Alternative. Es wirkt auf das körpereigene Endocannabinoid-System, das unter anderem an der Verarbeitung von Schmerzen und der Regulierung der Stimmung beteiligt ist. Viele Patienten berichten von einer besseren Lebensqualität, weniger Schmerzen, ruhigerem Schlaf oder einem besseren Appetit.
Der Forschungsstand
Die wissenschaftliche Bewertung von medizinischem Cannabis ist ein relativ junges Feld. Medizinische Studien deuten darauf hin, dass Cannabis gegen chronische Schmerzen, Krämpfe und Schlafstörungen wirken kann. Auch bei Appetitlosigkeit oder Übelkeit durch die Behandlung einer Krebserkrankung zeigen sich positive Effekte. Allerdings fehlen oft spezifische Untersuchungen für die Wirkung auf ältere Menschen.
Darauf sollten Sie achten
Trotz vielversprechender Berichte ist Cannabis kein Wundermittel. Besonders im höheren Alter sind eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken entscheidend. So kann THC etwa die Reaktionszeit verlangsamen oder Schwindel verursachen. Auch die Gefahr von Verwirrtheit oder Desorientierung durch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollte man nicht unterschätzen.
Ein weiteres Thema ist die Fahrtüchtigkeit. Hier gelten klare gesetzliche Regelungen für Grenzwerte. Auch sollte man niemals ohne Absprache mit dem behandelnden Arzt andere Medikamente absetzen, nur weil Cannabis kurzfristig eine Besserung bringt.
Was die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten betrifft, kann Cannabis die Wirkung verstärken oder abschwächen. Das gilt vor allem für Blutdrucksenker, Blutverdünner und Schlafmittel.
So läuft eine Cannabisbehandlung ab
Der erste Schritt ist das Gespräch mit dem behandelnden Arzt. Dieser prüft, ob eine Therapie mit medizinischem Cannabis infrage kommt, etwa bei chronischen Schmerzen oder schwerwiegenden Schlafstörungen.
Im zweiten Schritt stellt der Arzt einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse. Falls die Krankenkasse den Antrag nicht genehmigt, lohnt es sich, nachzuhaken oder eine zweite Meinung einzuholen.
Wer ein gültiges Rezept hat, kann Cannabis über eine Apotheke beziehen. Dabei ist es praktisch, wenn man eine auf Cannabis spezialisierte Apotheke in der Nähe hat. Dort kennt man sich mit den unterschiedlichen Präparaten aus, kann bei der Auswahl unterstützen und hilft auch bei Fragen zur Anwendung und Dosierung weiter.
So fühlt sich die Einnahme an
Viele Patienten berichten, dass sie sich unter einer niedrigen Dosis ruhiger, entspannter oder schmerzfreier fühlen. Besonders CBD-haltige Präparate sind gut verträglich. THC sollte man dagegen vorsichtig dosieren, weil die individuellen Reaktionen sehr unterschiedlich ausfallen können. Manche Menschen spüren schon bei kleinsten Mengen eine Wirkung, andere brauchen etwas mehr. Am besten ist es, mit einer niedrigen Dosierung zu beginnen und auf die Signale des Körpers zu achten.
Gesellschaftliche Akzeptanz
Zwar ist Cannabis inzwischen medizinisch anerkannt, aber bei vielen Menschen überwiegt noch die Skepsis. Wer sich für so eine Therapie entscheidet, stößt nicht selten auf Unverständnis im Familien- und Freundeskreis. Hier hilft es, offen über die Gründe zu sprechen und deutlich zu machen, dass es sich nicht um eine Droge handelt, sondern um eine medizinische Behandlung. Vor allem Menschen mit chronischen Schmerzen können dadurch ein Stück Lebensqualität zurückgewinnen.
Offenheit und ärztliche Begleitung
Medizinisches Cannabis kann für ältere Menschen eine sinnvolle Option sein, besonders wenn herkömmliche Medikamente nicht ausreichend wirken oder starke Nebenwirkungen haben. Die Erfahrungen sind ermutigend, die wissenschaftlichen Erkenntnisse wachsen, und auch die Haltung in der Gesellschaft verändert sich langsam. Dennoch ist es wichtig, mit realistischen Erwartungen an das Thema heranzugehen, Risiken nicht zu verdrängen und sich fachkundig beraten zu lassen.
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Haste Cannabis in den Taschen, haste immer was zu naschen!