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Wallenstein
Heute Abend hat Friedrich Schillers „Wallenstein“ in einer Inszenieirung von Frank Castorf im Schauspielhaus Dresden Premiere. Erst in dieser Woche drang es in mein Bewusstsein und ich überlegte, ob ich mir den Besuch einer Folge-Vorstellung gönne. Dann las ich, Spieldauer 6 Stunden, bis zum Platz auf Rang oder im Parkett Maskenzwang, dann dürfte ich sie verstauen. In der einen Pause natürlich beim Flanieren dann wieder Maske auf.
In der Hauptrolle ist Götz Schubert zu erleben. Dem einen oder der andere vielleicht bekannt aus der Serie „Wolfsland“ (2x im Jahr). Ich mag ihn und seine Schauspielkunst und hätte ihn so gern live auf der Bühne erlebt. Aber so ohne „Training“ ein Theaterabend in dieser Dimension, dazu wohl politisch hoch aktuell – ich entsage diesem Vergnügen schweren Herzens.
Auszug aus einem Interview der Sächsischen Zeitung von gestern mit Götz Schubert:
Im Laufe Ihrer Arbeit am „Wallenstein“ hat sich die Weltlage komplett geändert: Mitten in Europa findet ein Angriffskrieg statt. Hat sich der Blick auf Schillers Stoff geändert?
Ja, es gibt ein anderes Bewusstsein. An manchen Stellen im Stück klappt einem die Kinnlade herunter, zum Beispiel bei dem Satz: „Sei im Besitze und du bist im Recht, und heilig wird’s die Menge dir bewahren.“ Das ist eindeutig: Putin und die Krim. Deswegen muss man im „Wallenstein“ keinen Putin spielen, aber man denkt es sofort – diejenigen, die es spielen und diejenigen, die es schauen. Aber selbstverständlich war es auch vor dem Krieg in der Ukraine schon ein Theaterstück über den Krieg. Es weist einen auch darauf hin , den Blick zu weiten und zu sehen: Dieser ist nich der erste Krieg, den Europa erlebt, und der Krieg war nie weg. Es ist aber kein klassischer „Wallenstein“-Abend, sondern ein Gefüge aus Figuren, eine Arbeit am Thema Krieg auf Basis von Schillers Stück.
Ich musste für mich eine Entscheidung treffen.So ganz zufrieden bin ich mit mir aber nicht. Mal sehen, wie die Kritiken aussehen werden. Solche Entscheidungen könnte man ja unter Umständen revidieren.
Allen ein schönes Osterfest bei hoffentlich frühlingshaftem Wetter
Constantia
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