Wieder nur ein kurzer Stopp

Vor dem Bierchen und dem Stadtrundgang nahm ich mir die SAMANTA vor. Es ist wie bei Ross und Reiter. Ein Reiter kümmert sich um seinen Gaul, ein Eigner kümmert sich um sein Schiff. Im Rumpf war unter den Bodenbrettern noch restliches Salzwasser angefallen, das aus irgend welchen Ecken nach und nach durch die Schaukelei zum Vorschein kommt. Kopf wieder nach unten, Scheuerlappen zur Hand und los ging's.

Als das erledigt war, verwöhnte ich meine „Dame“ mit einer Süßwasserdusche, um das Salz vom Deck und vor allem aus dem Cockpit zu bekommen. Ich fühlte richtig, wie sie sich wohl fühlte, zumal das Wasser über die gesamte Zeit lauwarm war. Die Sonne steht hier ziemlich hoch und das Thermometer zeigte auch bei der Lufttemperatur mediterrane Ausschläge. Das brachte mich auf die kühne Idee, ins Hafenwasser zu steigen und nach dem immer noch nicht richtig funktionierenden Propeller unter dem Schiff zu sehen. Schnell die Badehose an, die Taucherbrille vor die Augen, die Badeleiter herunter gelassen und schwuppdiwupp war ich tatsächlich im Wasser – ich Frostbeule. Das Mittelmeerwasser war angenehm temperiert. Als ich allerdings den Propeller sah, wurde mir wieder kalt: Um den Prop war ein Nylonseil mit dazugehörigen Resten eines Fischernetzes gewickelt. Es ist mir ein Rätsel, wie wir überhaupt vom Ärmelkanal bis Gibraltar damit kommen konnten.

Ich mühte mich sehr, das Seil mit einem Messer zu durchschneiden, aber man konnte sich unter Wasser am Schiff nirgends festhalten und meine Tauchkünste sind auch nicht die besten. Das konnte nicht klappen. Ich stieg aus dem Wasser, nahm erst mal eine Dusche, um das nicht immer koschere Hafenwasser vom Körper zu bekommen, und machte mich auf die Suche nach einem Taucher. Wenigstens das klappte ohne Probleme. Ein Marinero sagte mir zu, gegen 19.00 Uhr mit seiner Taucherausrüstung am Schiff zu sein und das Knäuel unter dem Schiff zu lösen. Sicher war ich mir allerdings nicht, ob der Termin so gehalten würde – man kennt die Spanier. Aber er war pünktlich. Nach ein paar Minuten lag das Netz und das Seil auf dem Steg. Gott sei Dank, die Baustelle ist beseitigt.

Danach ging es dann endlich in die Stadt, um in einem Restaurant zu Abend zu essen. Wir schlenderten durch die Straßen, fanden aber nicht ein einziges Lokal, nur kleine Bars, die aber um 20.00 Uhr noch nicht geöffnet hatten. Unser Fußmarsch gestattete uns dafür einen kleinen Einblick in das abendliche Leben in einer „normalen“ südspanischen Kleinstadt. Was ich sah, gefiel mir ehrlich gesagt nicht so sehr, kein Vergleich mit Mallorca oder Urlaubsregionen wie Marbella. Die Geschäfte in den Erdgeschossen der Häuser waren mindestens zur Hälfte zugemauert oder standen leer. An Kiosken standen alte und junge Männer mit Bierdosen in der Hand. Wir liefen durch eine Gegend, wo sämtliche Wohnhäuser im Erdgeschoss nur aus den Betonpfeilern bestanden, Man konnte auf diese Art durch einige Häuser „durchgucken“, weil die Wände fehlten. Jungs bolzten in diesen Katakomben. Ich nehme an, dass auch dort die Erdgeschosse eigentlich als Geschäfte konzipiert waren. Um ehrlich zu sein, möchte ich hier nicht wohnen. In Spanien ist dicke, fette Krise, egal, was uns unsere Lügenerzähler aus Berlin anderes weismachen wollen.

Ein Restaurant haben wir dann eher zufällig doch noch gefunden – ein erstklassiges Steakhaus. Das Essen war oberlecker aber nicht ganz billig, eben Steakhaus. Ich nehme an, dass wir deshalb die einzigen Gäste waren. Dabei lieben die Spaniolos das abendliche Leben in Bars und Restaurants.

Und so ziehen wir heute schon wieder weiter. In Gibraltar waren wir drei Männer schon mehrere Male. Da zieht uns nichts hin. Und La Linea muss man nicht zweimal an aufeinander folgenden Tagen haben. Gegen Abend wollen wir ablegen und schauen, wo es uns dann hin treibt. Bleibt schön aufmerksam! In ein paar Tagen melde ich mich wieder.

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Kommentare

  1. 🙂 Hallo Balloony,

    ich wünsche dir weiterhin viel Spass, alles Liebe und Gute. Auch wenn ihr Pfingsten sicher nicht bemerkt, trotzdem, ein schönes Pfingstfest auch allen, die hier lesen

    die Flo(h)

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