Das Meer kocht
Heute habe ich verwachst. In Vorbereitung unserer Wanderung schaute ich aus dem Fenster Windstille und angenehme Temperatur. Also zog ich wie immer meine kurze Hose an und den Flanell- Pullover und überlegte kurz, ob ich mir eine lange Hose und eine Windjacke einpacken sollte. Hätte ich es nur getan! Wir waren noch keine hundert Meter höher als unser Ferienhaus, da zog es eisig um die Ecke, dass mir hören und sehen verging. Ich hätte gewarnt sein müssen: diese Nacht hatte das Fenster wieder gepfiffen.
Entscheidungsfreudig wie ich bin, legte ich sofort fest: balloony geht zurück. Ich erinnerte mich an einen sinnreichen Ausspruch meiner Tochter während einer Autofahrt, damals auch in Ligurien, bei der ich volle Pulle die Klimaanlage aufgedreht hatte: Wir sind doch nicht nach Italien gefahren, um zu frieren. Dem war nichts hinzuzufügen. Meine Frau zeigte mir einen bemitleidungswürdigen Blick, wir packten die Wandersmahlzeit in ihren Rucksack um und dann trennten sich unsere Wege, sie bergauf, ich bergab.
Beim Abstieg fiel mir auf, dass auf dem Meer heftige Schaumkronen standen. Das sah aus wie Windstärke 6. Wir hatten nichts davon gemerkt, weil der Wind direkt auf unsere Klippe stand und dort aufgestaut wurde.
Meine Frau hielt es an der kleinen Kapelle, die sie malen wollte, auch nicht lange aus. Etwas angefroren war sie kurz nach mir wieder an unserer Ferienwohnung, kam aber nicht herein, weil die Klingel kaputt war. Ich habe sie tatsächlich nicht gehört und die Ärmste musste noch eineinhalb Stunden vor dem Haus warten, bis ein Anwohner zufällig die Haustür öffnete.
Am Nachmittag nahmen die Wellen zu. Fern vom Ufer waren sie mal gerade zwei Meter hoch, aber ihr Abstand war gigantisch. Ich schätze mal, dass der Abstand von Wellenkamm zu Wellenkamm 30 bis 40 Meter waren. Der Erfolg lag klar auf der Hand. Beim Heranrollen ins flache Wasser, wenn die Wassertiefe auf die halbe Wellenlänge abnimmt, türmen sie sich im flachen Wasser auf um kurz darauf zu brechen. Das Szenario kennen wir vom Ostseestrand zur Genüge. Aber hier in Riomaggiore ist alles anders. Da, wo bei uns der Strand ist, sind hier Häuser.
Um es kurz zu machen: Es war ein grandioses Schauspiel. Wir hatten an den Fenstern unserer Ferienwohnung zwar einen Logenplatz, aber gegen halb vier Uhr trieb es uns doch zum Hafen hinunter. Es war ohrenbetäubend. Die Wellen wuchsen ungefähr 100 Meter vor dem Dorf zu Ungetümen an, brachen sich auf der Mole und donnerten danach an die Felswände des Hafens. In der Luft stand pausenlos ganz feiner Spray aus Wasser, schön salzig auf den Lippen. Meine Frau schoss ein Bild nach dem anderen, aber ich glaube, so ein Naturschauspiel lässt sich nicht mit der Kamera einfangen. Das muss man einfach mit allen Sinnen einsaugen.
Es erübrigt sich, zu erwähnen, dass es als Zugabe blauen Himmel und lauwarme Mittelmeerluft gab. Ich sage das deshalb, weil sich das morgen wohl ändern wird. Aber dazu schreibe ich im morgigen Blog mehr. Er wird nach Lage der Dinge ein kurzer Exkurs in das Fachgebiet der Meteorolgie werden.
Freue mich auf den morigen Blog und schicke allerliebste Grüße, da es heute hier eine Geburtstagsfeier gab und ich müde bin
Euere Flo mit......