4-7-8- Atmung anwenden – In Krisen ruhig bleiben

Meditierender älterer Mann
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In belastenden Situationen steigt die innere Anspannung oft rasch an. Der Atem wird flach, die Gedanken kreisen, der Körper steht unter Druck. Um in solchen Momenten einen klaren Kopf zu behalten, hilft eine einfache und gut erlernbare Atemtechnik: die 4-7-8-Atmung. In diesem Artikel erfahren Sie, wie diese Methode funktioniert, worauf Sie achten sollten und wie Sie sie gezielt einsetzen, um in herausfordernden Situationen ruhig und gesammelt zu bleiben.

Was ist die 4-7-8-Atmung?

Die 4-7-8-Atmung ist eine Atemtechnik, die von Dr. Andrew Weil entwickelt wurde. Sie basiert auf dem Prinzip, die Atmung bewusst zu verlangsamen und zu regulieren, um das Nervensystem zu beruhigen. Ziel dieser Technik ist es, die physiologischen Reaktionen auf Stress zu dämpfen, also etwa eine hohe Herzfrequenz oder flache Atmung. Die Methode wirkt direkt auf das vegetative Nervensystem, insbesondere auf den Parasympathikus, der für Entspannung zuständig ist.

Warum hilft die 4-7-8-Atmung in Krisensituationen?

In akuten Belastungssituationen aktiviert der Körper automatisch den Sympathikus, der für körperliche Alarmbereitschaft sorgt. Adrenalin wird ausgeschüttet, der Puls steigt, Muskeln spannen sich an. Diese Reaktion ist evolutionär bedingt und hilft, Gefahren schnell zu begegnen. In heutigen Alltagssituationen kann diese Reaktion aber auch hinderlich sein, zum Beispiel bei Streit, beruflichem Druck oder innerer Unruhe.

Die 4-7-8-Atmung wirkt dieser Aktivierung gezielt entgegen. Durch bewusstes Atmen schalten Sie den Parasympathikus ein, der den Körper auf Ruhe umstellt. Die Atemtechnik verlangsamt den Herzschlag, senkt den Blutdruck und reduziert das Stresslevel.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur 4-7-8-Atmung

Die Übung ist einfach, braucht keine Hilfsmittel und lässt sich nahezu überall durchführen. Voraussetzung ist eine ruhige Umgebung, vor allem zu Beginn, damit Sie sich gut konzentrieren können.

Ausgangsposition

  • Setzen Sie sich aufrecht hin oder legen Sie sich bequem hin.
  • Halten Sie den Rücken gerade, die Schultern locker.
  • Legen Sie eine Hand auf den Bauch, wenn Sie Ihre Atmung besser spüren möchten.
  • Atmen Sie zunächst einmal tief durch die Nase ein und durch den Mund aus, um sich zu sammeln.

Der Ablauf

Einatmen (4 Sekunden): Atmen Sie leise durch die Nase ein und zählen Sie (in Gedanken) dabei langsam bis vier.

Atem anhalten (7 Sekunden): Halten Sie den Atem an und zählen Sie (in Gedanken)  langsam bis sieben. Vermeiden Sie dabei Druck oder das Gefühl, die Luft "festhalten" zu müssen. Bleiben Sie entspannt.

Ausatmen (8 Sekunden): Atmen Sie durch den leicht geöffneten Mund aus, als wollten Sie durch einen Strohhalm pusten. Dabei zählen Sie langsam bis acht.

Wiederholen: Führen Sie diese Abfolge insgesamt vier Mal hintereinander durch. Später können Sie die Übung auf acht Runden erweitern.

Hinweise zur Ausführung

Die Zählweise ist wichtiger als das tatsächliche Zeitgefühl. Wenn Ihnen sieben Sekunden zu lang erscheinen, können Sie das Tempo anpassen, solange das Verhältnis 4:7:8 beibehalten wird.

Führen Sie die Übung zweimal am Tag durch, zum Beispiel morgens und abends.

In Akutsituationen kann eine einmalige Anwendung genügen, um sich zu stabilisieren.

Anwendung im Alltag

Diese Atemübung eignet sich nicht nur für akute Stressmomente, sondern auch als tägliches Training zur Stärkung der inneren Balance. Je vertrauter Sie mit der Technik sind, desto leichter lässt sie sich auch in schwierigen Situationen abrufen.

Typische Anwendungsbeispiele:

  • Vor einem wichtigen Gespräch
  • In einer Konfliktsituation
  • Bei Einschlafproblemen
  • Nach einem Streit
  • Vor einer Prüfung oder einem Auftritt
  • Wirkung auf Körper und Geist

Postive Aspekte der Atemübung

Beruhigung des Nervensystems: Der Parasympathikus wird aktiviert, der Körper schaltet auf Entspannung um.

Fokus auf den Atem: Gedanken, die kreisen oder Angst auslösen, treten in den Hintergrund.

Verbesserter Schlaf: Die beruhigende Wirkung hilft beim Einschlafen und verbessert die Schlafqualität.

Langfristige Stressresistenz: Wer die Übung regelmäßig integriert, reagiert langfristig ausgeglichener.

Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden

Zu schnelles Atmen: Versuchen Sie nicht, besonders tief zu atmen. Besser ist ein ruhiger, natürlicher Atemfluss.

Konzentration auf das Anhalten: Die Atempause soll nicht zu Anspannung führen. Wenn das Halten schwerfällt, verringern Sie zunächst die Dauer leicht.

Unregelmäßige Anwendung: Die Technik wirkt am besten, wenn Sie sie regelmäßig üben, nicht nur im Ernstfall.

Langfristige Integration

Die Atemtechnik lässt sich als fester Bestandteil in die Alltagsroutine einbauen. Beginnen Sie mit festen Zeiten: nach dem Aufstehen, in der Mittagspause oder vor dem Schlafengehen. Je mehr die Übung zur Gewohnheit wird, desto leichter können Sie sie auch unter Druck anwenden.

Ein Vorschlag für eine wöchentliche Routine:

Montag bis Freitag: Jeweils morgens nach dem Aufwachen und abends vor dem Schlafen vier Atemrunden

Samstag und Sonntag: Eine längere Übungseinheit mit acht Runden, gern in Kombination mit einem ruhigen Spaziergang oder einer kurzen Meditation

Fazit

Die 4-7-8-Atmung ist eine der einfachen und effektiven Übungen, die in angespannten Momenten gezielt zur Anwendung kommen können. Sie greift unmittelbar auf das vegetative Nervensystem zu und hilft, mentale und körperliche Anspannung abzubauen. Besonders bei Symptomen wie innerer Unruhe, Nervosität oder einer beginnenden Panikattacke kann diese Atemtechnik entgegenwirken. Beim Ausatmen verlässt nicht nur verbrauchte Luft die Lunge, sondern auch ein Teil der inneren Anspannung.

Durch die bewusste Verlängerung der Atempause und das langsame Ausatmen über acht Sekunden wird der Brustkorb gezielt entlastet, was einen direkten Einfluss auf die Bauchatmung und die Versorgung mit Sauerstoff hat. Dies fördert die Achtsamkeit und stärkt langfristig die eigene Fähigkeit zur Stressbewältigung.

In Verbindung mit anderen Entspannungstechniken wie der progressiven Muskelentspannung oder allgemeinen Entspannungsübungen entsteht ein umfassendes Repertoire zur Selbstregulation. Wer Atemübungen regelmäßig in seinen Alltag einbindet, kann nicht nur akuten Belastungen begegnen, sondern auch langfristig vorbeugen. Solche Atemtechniken wirken stabilisierend, wenn sie Teil einer bewusst gepflegten Selbstfürsorge werden.

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