realo
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Liebe Deutschland nicht, trotzdem lebe ich gerne im Allgäu, zahle die Steuern, kann mir das leisten ohne zu Jammern und nehme am kommunalen Leben teil. Fürs Auswandern besteht keine Notwendigkeit, noch überwiegen die Vorteile gegenüber den Nachteilen.
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Jeder Mensch in Deutschland, der Bürgermeister geworden ist, würde sich einen Dienstwagen kaufen. Es klingt nach Neid, so nach dem Motto, ich muss Steuern zahlen und Du kaufst ein dickes Auto davon. Das ist in allen Bereichen der Marktwirtschaft so, ich kaufe ein Produkt und der Hersteller oder Händler streicht den Gewinn ein und kauft ein dickes Auto. Manche Industriellen haben sogar ganz viele dicke Autos, alles vom Kauf des einen Produktes. Jemand, der privat Land kauft, gehört nicht zu den bedürftigen Menschen, die als Unterhalt Bürgergeld haben. Oft sind es Investoren, die Land kaufen, sie schwimmen im Geld aus der Industrie und müssen es irgendwo anlegen. Da passt so eine Steuer sehr gut.
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Trotz aller Nettigkeiten und Humor reagiere ich heute mit einem geschichtsträchtigen Aspekt. Der 9. November 1989 in Berlin. Es ist der Tag des Mauerfalls, mit Schabowskis Worten: “Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich”. Damit änderte sich der Lauf der Geschichte. Wer jedoch glaubt, das war Zufall, alles Show. Der Fall der Mauer war von den vier Siegermächten längst beschlossene Sache, sonst wäre es nicht gegangen. Auf jeden Fall konnte der DDR-Bürger am 9. November abends nur mit Ausweis in den Westen hinüber machen, zumindest mal gucken und dann wieder zurück. Ich hatte es nicht so eilig, erst am 11.11.1989 ging ich über die Oberbaumbrücke nach Kreuzberg und schnupperte Westluft.
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Ein kluger Ossi hat zwischen den Zeilen lesen gelernt, weil offiziell das dastand, was Regierungslinie ist, das ist heute auch nicht anders, nur die Opposition behauptet das Gegenteil, die gab es in der Ostpolitik nicht. So ist für einen klugen Ossi eine verschleierte Ausdrucksweise kein Problem, es zu verstehen. Welcher Mensch schreibt schon im öffentlichen Internet, welche Probleme er persönlich hat? Ich weiß, im Grunde sollte man es tun, nicht der Anderen wegen, sondern zur eigenen Therapie. Die Opposition tauchte erst spät in den 80er Jahren über die Kirchen auf. Scheinbar bekam der Westen Kontakt mit den Kirchen ohne, dass es die Stasi unterbinden konnte und so nahm die Geschichte ihren Lauf.
Man kann für Situationen im Osten ganz viele Beispiele bringen, wenn es um den Westen geht. So war es auch in Ostberlin verpönt, zu einer FDJ-Veranstaltung im Blauhemd Jeans aus dem Westen anzuziehen. Wie gesagt, Ost und West waren im kalten Krieg, die KPD im Westen wurde schlechtweg verboten. Das ist nun aber vorbei seit über 30 Jahren, jetzt gilt es mit der aktuellen Politik in einer globalisierten Welt umzugehen. Meine Sozialisierung in der DDR von 25 Jahren, mit meinen Genen und meiner Prägung ist Bestandteil meiner Persönlichkeit und ich stelle fest, es verbessert mir den Alltag im Alter in einer bayrischen Kleinstadt. Ich grolle nicht, bin nicht gekränkt oder frustriert, aber ich lasse mir auch nicht die Wurst vom Brot nehmen, auch nicht von einem Mächtigeren. Für Gerechtigkeit kämpfen war mir schon immer ein Anliegen, auch wenn ich heute weiß, es gibt keine Gerechtigkeit flächendeckend. Der Starke, Raffinierte, Gerissene und Skrupellose setzt sich durch.
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Wer weiß schon genau, was Sache ist. Weiß heute jeder Bundesbürger, welche Innen- und Außenpolitik angestrebt wird? Für einen normalen DDR-Bürger ohne umstürzlerischen Absichten war die Gesellschaft keine Diktatur. Da ich hier jedoch nur ein- oder zweimal am Tag hineinschaue, ist es nicht möglich auf die Zitate aus der Presse, die über DDR als Unrechtsstaat herziehen zu reagieren. Diese Aussagen bekommen auch hier eine Dominanz, genauso wie sie es in Zeiten der ‘Wiedervereinigung’ 1990 hatten. Nur wenige Menschen widersprechen, wenn es heißt, die DDR war ein unmenschlicher Stasistaat. Sicher, es gab die zivile Staatspolizei und jeder, der verhaftet wurde, ist wütend, hat die DDR als Bürgerrechtler öffentlich angeklagt, nun es gab in der DDR viel mehr Menschen als von der Stasi verhaftet wurden. Jeder, der in den Westen wollte, war für die DDR ein potenzieller Feind, es herrschte kalter Krieg zwischen den beiden deutschen Staaten. Ich bin bis 1994 in Ostberlin geblieben, wurde nur einmal im Harz, als ich dicht an die grüne Grenze kam, von der Stasi verhört worden und sonst hatte ich meines Wissens keinen Kontakt. Ich hatte 25 Jahre in der DDR gelebt, mit wunderbarer Kindheit und Gefühlen von denen ich heute noch zehre nach über 30 Jahren Bayern. Die Sozialisierung in der DDR, in Ostberlin, gibt mir heute in der süddeutschen Kleinstadt die Möglichkeit so mit mir und den Menschen umzugehen, dass viel Freude und Herzlichkeit entsteht. Ich beobachte das Ringen um Macht und reagiere mit Humor darauf.
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Ob nun die Montagsdemos in Leipzig oder die große Demo am 4.11.1989 in Berlin, es hat die DDR nicht mehr verändert, es kam der Mauerfall am 9.11.1989 und damit war der Beitritt der DDR zur BRD besiegelt. Die DDR starb im Jahr darauf, am 3.10.1990.
Ich glaube nicht an die friedliche Revolution der DDR-Bürger, sondern an eine von außen über die Kirchengemeinden eingeleitete Opposition, die den Umschwung vorantrieb.
Dass man heute hauptsächlich Stasi-Geschichten hört, ist nicht verwunderlich, sie gab es ja auch und es sind die Opfer, aber es gab auch so viele andere Geschichten, die positiv sind.
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Natürlich, virtuelle Kommunikation ist eine Bereicherung, besonders an einem tristen WE, aber es ist nicht das A und O, das ist und bleibt der reale Kontakt. Habe gerade in der Fußgängerzone einen Klienten mit seiner Betreuerin getroffen. Sie haben einen Montagmorgen Termin. Die Betreuerin ist eine hübsche und junge Frau und natürlich sozial sehr umgänglich und positiv. So eine Begegnung macht einfach Spaß, es ist menschlich. Dagegen wäre eine hochgeistige und rationale Fachkonversation am Montagmorgen eher Kopfschmerzen erzeugend. Das lockere Menschliche tut gut und die Probleme angehen ist nicht mehr so schwer. So beobachte ich bei mir die Alltagsbewältigung. Diesen Herz erwärmenden Smalltalk gibt es virtuell kaum, da geht es meistens darum wer recht hat.
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@rooikat Wir hätten uns am 4. in Berlin treffen können, jedoch es waren sehr viele Menschen. Habe die Redner auch alle gehört, aber mir ist in Erinnerung, es ging um die Reformierung der DDR, von Maueröffnung oder Verbindung beider deutschen Staaten war nicht die Rede. Beim 4. November ging es bei der Demo um eine neue DDR ohne Gewalt.
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Wer nicht mit dem zufrieden sein kann, was er hat und daraus das Beste macht, hat ein Problem und bekommt negative Gefühle. Ob man es nun beneiden nennt oder wie auch immer, es ist Neid und es bedeutet Unzufriedenheit. Ob man hinterher noch eine Floskel der Nettigkeit hinten dran hängt, spielt keine Rolle. Sobald ich etwas beneide, will ich mehr oder etwas anderes haben als ich habe, bin mit mir nicht zufrieden und das macht seelisch krank. Bin alter Mann mit Bauchansatz und komme beim schneller laufen außer Poste und trotzdem fühle ich mich heute so wohl wie noch nie im Leben und will meine Erfahrung nicht missen. Sicher sieht ein junger Mann mit Muskeln und Waschbrettbauch gut aus, aber was hat er im Kopf? Ich möchte nicht tauschen. Natürlich sind junge Frauen anzuschauen angenehmer als die meisten Alten, aber ich kann doch schauen, gibt doch genug und mit der Einen oder Anderen ist auch Smalltalk möglich. Wozu Neid, wenn man sich in der eigenen Haut, die man selbst ein Leben lang kreiert hat, zusammen mit der Umwelt, am wohlsten fühlt.
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Ist das ganzheitlich, wenn man sich aus der Geschichte das Gute und Angenehme herauspickt und das Negative ignoriert? Krieg, Vergänglichkeit, negative Gefühle, Grausamkeit sind Teil der menschlichen Geschichte, auch meiner eigenen, lebte den größten Teil meines Lebens während des Kalten Krieges und so gehört auch die jüngere Geschichte mit Zweitem Weltkrieg und Nachkriegszeit dazu. Grausam ja, aber eine nicht zu leugnende Tatsache. Die Forschung zeigt, dass es Menschen gibt, die dieses Inferno überlebt haben, ohne Krankheiten auszubilden, sie können sich nun glücklich schätzen. Wer ein Risiko überlebt, ist glücklicher als vorher. Deshalb lohnt es manchmal nicht festzuhalten, sondern loszulassen.