von pettie10

Herr Kaulbach sucht eine Frau

2. Januar 2012 in Weblogs

Herr Kaulbach sucht eine Frau (MichaelKuss)

Die Frühlingssonne hatte die Menschen erwärmt. Auch Kaulbach sehnte sich nach Wärme und mehr. Mit jedem Sonnenstrahl kehrte Aufbruchstimmung und neue Lust am Leben zurück. Nachmittags zwitscherten Vögel zwischen den noch nackten Ahornbäumen und sauber renovierten Fachwerkhäusern. Drüben an der Bergstraße blühen die Obstbäume. Im Café Florian am Marktplatz sind die Gartenstühle draußen und die kroatische Kellnerin Jana ist noch eine Spur freundlicher als sonst. Kaulbach sitzt an einem Tisch am Ende der Terrasse und grübelt über einem Stück Papier.

"Gut erhaltener Sechziger sucht eine letzte große Liebe!" Soll er das so polemisch formulieren? Oder doch besser mit mehr konkreten Angaben? Vielleicht auch ein paar allegorische Garnierungen dazu? Wie wäre es mit "Mann, 63/184/95, Bart- und Brillenträger, beruflich und finanziell abgesichert, zuverlässig, humorvoll, tolerant, begeisterungsfähig, allem Schönen aufgeschlossen, vielseitig interessiert mit besonderer Vorliebe für Musik und Natur, möchte sich noch einmal verlieben und sucht Dame passenden Alters und mit ähnlichen Interessen für gemeinsamen Lebensweg ...?"

Kann man sich mit solchen banalen und abgedroschenen Phrasen, die alles und nichts bedeuten, kann man sich damit öffentlich in einer Zeitungsannonce anpreisen? Irgendwie peinlich. Oder? Aber vielleicht muss man heutzutage solche Plattheiten benutzen, um Erfolg zu haben? Was in der Werbung für Tütensuppen, Haarspray oder Autos erfolgreich angewendet wird, müsste doch auch für eine Werbebotschaft bei der Partnersuche gelten?! Besonders im fortgeschrittenen Alter, wenn man den Nachteilen auf die Sprünge helfen und sie mit gut gewählten Worten in Vorteile umwandeln muss. Warum sollten solche Phrasen nur Parlamentsdebatten und Wahlwerbung oder den aufgemotzten Werbespots im Fernsehen vorbehalten sein? Wir sind doch längst auf allen Ebenen auf Worthülsen konditioniert.

Vielleicht bei der Altersangabe ein wenig mogeln und das gelun-gene Passfoto von vor fünf Jahren schicken? Jenes gelungene Foto mit dem lustigen, unbeschwerten Lächeln, das noch Optimismus, Zuversicht und positive Lebenseinstellung ausdrückt und nichts von der schleichenden und unbarmherzigen Fortschreitung des Alterns zeigt.

Aber was passiert dann beim ersten Rendezvous? Wenn die trügerische Umlackierung zur realen Besichtigung ansteht?! Die grauen Haare bräunlich tönen? Und die Krähenfüße um Augen und Mundwinkel und das beginnende Doppelkinn? Einfache Behandlung mit Nivea hilft da nicht mehr. Scheißspiel!

Unzufrieden legt Kaulbach den Kugelschreiber hin. Schreibt man gleich die Wahrheit, sinken die Chancen auf null. Trägt man aber zu dick Kosmetik auf, muss man nachher zittern, weil auch der schönste Kitt irgendwann abbröckelt. Niemand kann in einem potemkinschen Dorf ewig den Blender spielen. Ganz abgesehen von dem Stress, der damit verbunden ist ...

"Letzte große Liebe!?" Wie sich das schon anhört. Ist das ober-flächlich oder tiefsinnig? Kann eine Frau daraus eine Schlussfolge-rung ziehen? Wird sie ahnen, welche subtile Bedeutung, welche realistische und gleichzeitig beängstigende Erkenntnis hinter diesem Satz steht? Oder wird sie in unerfüllbare Träume verfallen, wie die Leserin eines Herzblattgroschenromans?

Klingt "letzte" gar wie eine Drohung, eine Mahnung, eine Erinnerung daran, dass wir den Zenit überschritten haben und es in ein paar Jahren zu Ende sein wird; ein letztes Aufbäumen vor dem Abschied für immer? Eine Hoffnung, rührend und verzweifelt zugleich.

Du bist zu zimperlich, denkt Kaulbach. Warum lege ich alle Worte auf die Goldwaage? Lerne doch erst mal jemand kennen, und dann wird man schon weiter sehen. Es muss ja nicht gleich für immer und für den Rest des Lebens sein. Erst mal unverbindlich schnuppern, und außerdem - muss ich gleich eine ganze Kuh kaufen, nur weil ich ab und zu mal Appetit auf ein Glas Milch habe? Kaulbach grinst in sich hinein. Den Spruch hat er von Herbert, seinem Skatbruder, der vom Heiraten so viel hält wie eine Katze von der Badewanne. Kritisch betrachtet Kaulbach seine Formulierungsversuche. Dann steht er abrupt auf, legt Geld auf den Tisch, winkt Jana zu und macht sich auf den Heimweg.

So ein Firlefanz, überlegt er. Eine solche Schönschwätzerei. Was bedeutet denn "gut erhalten?" Noch einigermaßen in Schuss? Vor-zeigbar? Vielleicht sogar "handwerklich geschickt", sollte die Dame ein Häuschen haben, an dem der verstorbene Ex bis zu seinem Tod gebastelt und noch ein paar Ausbesserungslücken für den Nachfolger gelassen hat.

Erotisch noch gut drauf? Wie "erotisch" denn bitte? Was für die eine Frau Erotik ist, wird von anderen als aufdringlich bezeichnet. Da soll sich einer bei den Frauen auskennen.Oder soll er schreiben: "Ein gestandenes Mannsbild in den besten Jahren?" Was sind denn "die besten Jahre"? Nicht mehr ganz tau-frisch, aber verlässlich und ein guter Gesellschafter, wenn er denn in Gesellschaft ist, und nicht alleine und zurückgezogen, was er eigentich viel lieber mag als großen Rummel.

Ist er in seinem Alter überhaupt noch als "gut erhalten" zu be-zeichnen? Diese Phrase ist ja so was von relativ und abgedroschen! Ist er wirklich noch der Traumprinz für eine Frau? Oder wenigstens sein Abziehbild? Oder nur ein Schutz vor Einsamkeit, wo man auf Äußerlichkeiten und sexuelle Potenz nicht mehr so achtet? Wäre doch auch ein denkbarer Weg. Oder?

Ein Arrangement für den praktischen Alltag? Sind solche Überle-gungen nicht sinnvoll und Grund genug für einen Zusammenschluss zweier Menschen? Auch wenn es nicht mehr die große Liebe, sondern eine auf Vernunft und Toleranz basierende Partnerschaft wäre? Warum also Superlative im Bewerbungsschreiben, die niemand über einen längeren Zeitraum wirklich einhalten kann?

Kaulbach überlegt: Kaum ein Mann stellt sich ehrlich diese Frage, und wenn, dann hat er auch gleich die Antwort: "Logisch bin ich noch ein Pfundskerl! Was denn sonst?" Dabei wird er den Bauch einziehen und mit der Hand die Halsfalten bügeln und ein spitzbübisches, keckes Lausbubengrinsen versuchen, dass er vor dreißig Jahren in einem Robert-Redford-Film gesehen hatte. Wenn er nicht gerade zu den schüchternen Zweiflern und Weicheiern gehört, denen es ohnehin krankhaft an Selbstbewusstsein mangelt, im Gegensatz zu jenen, die nach dem Motto "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" anbaggern.

Aber wo ist die gesunde Mitte?

Selbstkritische Betrachtungen gehören selten zu unseren Stärken. Und darin liegt die Schwäche gleich zu Beginn von Partnerschaften.Kaulbach lacht in sich hinein. Eine ironische Selbsterkenntnis überkommt ihn. Wie bei einem Trinker, der noch nicht völlig betrunken ist, aber bereits so viel intus hat, dass er Wahrheiten viel deutlicher erkennt als jeder Nüchterne. Kaulbach ertappt sich dabei, wie er sich mehr und mehr in diese an Sarkasmus grenzende Ironie flüchtet. Als würde sie helfen, den Übergang ins Altern zu erleichtern und ihn vor dem großen Frust bewahren, der die meisten von uns befällt, egal ob wir´s wahrhaben wollen oder verdrängen. Wir spielen noch mannhaft August den Starken, wenn wir schon fast in der Kiste liegen, und bilden uns ein, niemand würde es bemerken.

Aber spielen Frauen nicht das gleiche Spiel? Sind bei denen Eitel-keit und der Jugend- und Schönheitswahn nicht noch ausgeprägter als bei uns Männern? Nicht das Sein, sondern der Schein bestimmt das Bewusstsein. Was erwartet Frau denn noch in diesem Alter? Was kann man mit weit über fünfzig überhaupt von einer Partnerschaft erwarten? Kribbeln im Bauch? Schmetterlinge? Jeden Tag zweimal ins Bett? Noch mal richtig den Tiger herauslassen? Gemeinsam vor der Glotze hocken? Sich zusammen besaufen? Durch Museen latschen? Über die Nachbarn tratschen? Über Gustav Mahler und Franz Kafka diskutieren oder über Thomas Gottschalk und Desirée Nick? Kreuzworträtsel lösen oder eine Fernreise mit dem Kreuzfahrtschiff?

Was will ER eigentlich? Nicht mehr alleine sein? Streicheleinheiten? Eine Haushälterin mit Hang zum Sentimentalen; halb brave Küchenfee, halb Femme fatal und Blauer Engel?! Oder gar endlich wieder mal richtigen Sex mit allem Drum und Dran? So wie früher. Wie denn das, wo die Kraft langsam nachlässt? Und mit wem? Mit einer Dreißigjährigen? Die lacht sich krank! Oder mit einer Gleichaltrigen? Als ob die es noch bringen würden. Die sind doch eingetrocknet, jenseits von Gut und Böse. Schau dir doch einmal diese grau melierten Dauerwellenzombies an, diese vernarbten und verhärteten Frührentnerwitwen mit ihren braven Blusen aus dem Versandhaus und den Gesundheitsschuhen mit Fußstütze. Da sind die Mundwinkel Programm!

Und die anderen im Seniorenalter? Die modern Gestylten, Gelifteten, mit der kastanienroten Glanzhaartönung, die jetzt bei H & M junge Mode einkaufen oder sich sogar Paris oder Mailand leisten können? Die sind doch genauso alleine oder auf der Suche, dafür aber problematischer und anspruchsvoller als jede Aldi-Kassiererin. Vor den Gestylten, die auf ihr Äußeres achten, vor denen haben die Männer noch mehr Angst, als vor biederen Hausmütterchen.

Oder holen sich die Gestylten heute jüngere Kerle? Kerle, die es bringen? Und er, Kaulbach, bringt ER es denn noch? Ein verdammt heikles Thema für Männer seines Alters. Da helfen keine Kneipensprüche weiter und kein Viagra. Alles Jägerlatein!

Kaulbach geht ins Badezimmer und räumt die Waschmaschine aus. Die Annonce erst einmal auf Eis legen, denkt er. So etwas muss wachsen, sich ergeben, es wird ihm schon noch ein Text einfallen.

Er könnte mal ins Internet schauen. Aber sind Frauen in seinem Alter im Internet? Liebe per E-Mail? Ist das nicht etwas für Verbalerotiker, die Angst vor Berührung haben? Er, Kaulbach, braucht die Berührung, hat Sehnsucht nach Zärtlichkeit, ja, er träumt sogar von richtigem Sex, und wenn es nicht mehr in der einen Form so gut geht, da gibt es doch zig andere fantasievolle Möglichkeiten; ja verdammt, darüber muss man doch mal reden, auch als Mann, so stark sollte man sein, um sich diese süßen Schwächen einzugestehen. Aber kann man das in einer Bekanntschaftsanzeige so deutlich schreiben?

Wann gibt es schon mal einen Sechser im Lotto? Wenn überhaupt, dann sind es doch nur ein oder zwei Richtige mit oder ohne Zusatzzahl. Was soll er denn mit Nieten? Die letzte große Liebe deines Lebens darf kein Trostpreis sein! Sie muss dir einfach so über den Weg laufen und dann muss es aus heiterem Himmel krachen. "Bumm und Woww!"

Diesen Treffer kann man nicht mit dem Lasso und ein paar banalen Worten einfangen. Weder im Internet noch in einer Zeitungsanzeige. Oder gar beim Seniorenschwof auf dem Ball der einsamen Herzen, oder Donnerstagabend beim Disco-Fox, wo Scheidungsopfer aller Altersklassen eine zweite- oder dritte Ehe anpeilen. Halb Zeitvertreib mit Nervenkitzel, halb Zeitverschwendung mit Frust. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch wenn sie aus Phrasen besteht...

Was sagen denn so ein paar Millimeter Anzeigentext aus? Wie kann man einen Menschen in wenigen Worten beschreiben oder erkennen? Es mag für den Anfang reichen. Aber, wie geht´s dann weiter nach dem ersten Rendezvous?

Kinobesuch und Blumen?Jeder Depp kann Blumen schenken! Je größer der Strauß, umso größer die Zuneigung?

Im Restaurant französisch speisen?So tun, als ob man etwas von Wein versteht und Süßholz raspeln? Ach du lieber Himmel, wie peinlich! Mit der Wahrheit und unseren kleinen Fehlern warten bis zuletzt? Hoffen, dass die Liebe klickt, bevor die Dame am Lack kratzt? Dass Schmetterlinge Halleluja trällern? Nach Möglichkeit auf beiden Seiten gleichzeitig! Und dann glücklich bis an unser Lebensende. Oh, du romantische Glückseligkeit, wie sehne ich mich nach dir. Sei doch mal ehrlich zu dir selbst, lieber Kaulbach, altes Haus: Ist das nicht lächerlich, diese Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen?!

Er grübelt weiter. Nein! Alles zu viel Aufwand! Man kann nichts an den Haaren herbeiziehen. Schon gar nicht die Liebe. Also heißt die Parole: Ruhe bewahren und alles noch einmal überdenken.

Kaulbach zieht den Wäschehalter von der Wand und hängt die nassen Hemden, T-Shirts, Handtücher und Unterhosen darauf. Das wird über Nacht trocknen; morgen oder irgendwann in den nächsten Tagen wird er die Hemden kurz überbügeln, den Rest wird er ungebügelt in den Schrank legen oder in die Regale hinein stopfen, ganz wie ihm danach ist. Niemand kann ihm hineinreden in seinen Alltag.

Nein, ein Hausmütterchen braucht er nicht! Er ist die letzten drei Jahre seit Annas Klinikaufenthalt gut alleine über die Runden ge-kommen, ist weder verhungert noch im eigenen Dreck erstickt. Anna ruft seit ein paar Wochen wieder an. In immer kürzeren Abständen. Er ist freundlich mit ihr, versucht sogar freundschaftlich zu sein. Er hat Mitleid mit ihr, leidet mit, im wahrsten Sinn des Wortes. Aber Mitleid ist keine Liebe und auch keine Grundlage dafür.

Anna will zu ihm zurück. Sie hat es nicht direkt gesagt, aber Kaulbach spürt es und er hat Angst davor. Er wird es nicht mehr schaffen. Die Liebe ist weg, und auch die Kraft. Alkohol ist eine schlimme Krankheit, eigentlich eine Katastrophe für alle Beteiligten und unheilbar. Auch wenn Anna zuletzt von der geschlossenen Abteilung in die halb offene verlegt wurde und jetzt im Nachbarort eine Wohnung gefunden hat. Kaulbach wird sie nicht mehr bei sich aufnehmen. Anna weiß es. Sie haben darüber gesprochen. Aber ob Anna es auch einsieht? Wenn Seele und Kopf angefressen sind, gehört die Unberechenbarkeit zum Überraschungsprogramm.

Kaulbach schaut in seinem Arbeitszimmer auf den Computer. Er ist eingeschaltet und summt leise. Bunte Fenster schweben über den Bildschirm und lösen sich in den Ecken auf. Er geht in die Küche und schaut suchend in den Kühlschrank. Er könnte die Pellmänner von gestern in dünne Scheiben schneiden und als Bratkartoffel rösten und vielleicht ein Schnitzel aus dem Gefrierfach und eine Tomate als Salat aufschneiden und etwas Mayo hinzu und eine Flasche Bier.

Viktor ist noch einfacher zu befriedigen. Kaulbach öffnet eine Büchse und kratzt das Futter in den Fressnapf. "Komm Viktor! Hamham!" ruft er. Viktor kommt träge aus seiner Ecke hinter dem Fernseher hervorgeschlichen. Er schaut Kaulbach an, wedelt mit dem Schwanz und reibt seine Schnauze an Kaulbachs Knie. Seine Augen drücken Dankbarkeit und Geborgenheit aus, denkt Kaulbach. Er grault der Promenadenmischung den Hals. Dann beugt sich Viktor über den Napf und beginnt zu schmatzen. Um acht schiebt sich Kaulbach seine Mahlzeit hinunter und schielt nur mäßig interessiert ins Wohnzimmer auf das Flimmern der Tagesschau.

Das Leben ist so träge geworden wie zäher Teig. Was haben wir aus den Jahren gemacht? Welche Möglichkeiten haben wir noch? Es ist, als würden wir auf das Sterben warten und zwischendurch zum Zeitvertreib noch ein bisschen Theater spielen, auch wenn sich das mehr und mehr zur Schmierenkomödie entwickelt. Kaulbach ist verbittert und auch ungerecht und flüchtet sich in Sarkasmus. Er weiß es. Aber es gibt solche Stunden. Und sie werden zahlreicher! Was kann man dagegen tun?

Er ordnet das Geschirr in das Gitter der Spülmaschine, säubert mit einem Schwamm das Abflussbecken; er mag die matten Fett- und Wasserflecken auf dem silbrigen Aluminium nicht, obwohl er sonst auch mal alle Fünfe gerade sein lassen kann. Aber heute ist ihm nach Ordnung und Aufräumen zumute, als würde es ihm helfen, Ordnung in seine Gedanken zu bekommen.

Er trocknet seine Hände, schaut sich noch einmal prüfend in der Küche um, schaltet das Licht aus und geht ins Wohnzimmer, das mit dem Schreibtisch in der Ecke auch als Arbeitszimmer dient. Als er sich vor den Computer setzen will, klingelt es an der Tür. Kaulbach schaut verwundert auf die Uhr und öffnet.

"Anna!"Kaulbach ist erstaunt und irritiert.

"Störe ich?" fragt Anna und bleibt unsicher vor der Tür stehen."Nein!" Ein lang gezogenes, zögerndes Nein. Und dann fügt er hinzu: "Das heißt, ich meine .". Kaulbach findet keine klaren Worte. Anna hatte sich halb umgedreht, so als wollte sie wieder gehen. "Doch, ich störe! Man sieht es dir an .!"

"Nun komm´ erst einmal herein" sagt Kaulbach und greift wie automatisch nach Annas Arm. Zögernd folgt Anna und setzt sich an den Küchentisch. Sie wirkt müde. Eine innere Müdigkeit, denkt Kaulbach mit einer wieder aufkeimenden Zuneigung. Erschrocken fragt er sich, ob es Mitleid oder noch Liebe ist. Tränen fließen aus Annas Augen.

Kaulbach holt ein Taschentuch und tupft Annas Tränen ab. Mit der anderen Hand berührt er ihre Haare; erst zögernd, fast hilflos nähert er sich, aber dann greift er zu und seine Hand streichelt warm und fest über Annas Kopf, wie hundertmal zuvor und Kaulbach erschrickt und gleichzeitig überkommt ihn ein Gefühl von Vertrautheit.

Ein Text von: MichaelKuss

von pettie10

Senioren-Flirt mit Traumfrau

2. Januar 2012 in Weblogs

Senioren-Flirt mit Traumfrau (MichaelKuss)

Oh, wie hatte es mich erwischt! Amors Pfeil traf mich wie der be-rühmte Blitz aus heiterem Himmel. Sie hatte mich angelächelt wie ein geheimnisvoller Engel. Nur Engel aus dem siebten Himmel oder noch ein paar Sphären höher können so verführerisch lächeln. Sie hätte tausend andere auf dieser lebhaften Straße anlächeln können, aber ICH war gemeint, daran gab es für mich alten Knaben keinen Zweifel.

Im offenen Cabrio war sie an mir vorbeigefahren. Ach, was heißt gefahren? Geschwebt war sie! Mit wehenden Haaren und einem duftig-weichen Schal um den schlanken Hals, wie ein vorbeirauschendes Geschöpf aus einer Parfümwerbung. Und im Bruchteil einer Sekunde wusste ich: DAS ist meine Traumfrau! Eine jener Frauen, von denen man heimlich träumt und niemanden davon erzählt, um sich nicht als Spinner der Lächerlichkeit preiszugeben.

Ein Engel mit Charme und Natürlichkeit! Ein Zauberwesen mit Ausstrahlung und Esprit! Einfach perfekt, wie sie den Kopf gehoben und gelächelt hatte, mit feinen, klugen Gesichtszügen und offenen Augen, die mehr Tiefe versprachen als nur ein erotisches Abenteuer. Das ganze Leben könnte man ändern für eine solche Frau!

Und warum sollte eine junge Schöne mich nicht anlächeln? Ich war nicht übel, zwar schon etwas älter und angegraut, aber an Tagen wie diesen spürte ich die alte Energie wieder in mir hochsteigen.

Jetzt musste ich nur etwas aus dieser Situation machen, die Gunst der Stunde nutzen, denn - mein Herz verdoppelte den Rhythmus - sie bremste plötzlich hundert Meter weiter, fuhr an den Straßenrand, blieb im Wagen sitzen und schien zu warten .Geschickt eingefädelt, dachte ich und überschlug die Situation. Sollte ich winken? Auf mich aufmerksam machen? Ihr ein Zeichen geben, dass ich ihr Lächeln bemerkt hatte? Dass die Bedeutung ihres kurzen Augenaufschlags einem sensiblen Mann wie mir nicht verborgen geblieben war?! Solche Chancen darf ein Mann nicht an sich vorbeirauschen lassen. Das war ein Wink des Schicksals. Wenn ich jetzt nicht zupacke, geht mir wahrscheinlich eine Chance verloren, die ich im Leben kaum noch einmal bekommen würde.

Ich lief los; nicht zu schnell, damit es nicht peinlich oder aufdringlich wirkte, aber doch zügig genug, um mich ihr zu nähern, ohne dass man mich für einen Hampelmann auf Freiersfüßen halten konnte. Der Schein musste gewahrt bleiben! Sie saß noch immer im Auto und tat, als suche sie etwas im Handschuhfach. Erfindungsreich wie Frauen eben sind. Ach, ich liebte diese subtilen Spiele.

Wie sollte ich sie ansprechen? Der erste Satz musste ihrer Persön-lichkeit angepasst, musste allumfassend und durfte doch nicht übertrieben wirken.

"Hallo, Sie haben ein schönes Lächeln!" werde ich mit einer laus-bubenhaften Mischung aus Bescheidenheit und Wagemut sagen, das wirkt immer und schafft Vertrauen. Und sie wird mir antworten "Sie aber auch! Sie sind mir angenehm aufgefallen!" Und schon war das Eis gebrochen. So einfach kann das mit der Liebe sein .

Als ich auf halber Höhe war, stieg sie plötzlich aus, ging um das Auto herum, schwenkte ihre Handtasche, schaute noch einmal in meine Richtung und ging dann zielstrebig auf das Geschäftshaus zu, dessen Eingang von zig Hinweisschildern auf Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater und eine Model-Agentur gesäumt war.

Logisch! Jetzt kam mir die Erkenntnis. Sie ist Model und hat ein Casting bei ihrer Agentur! Oder einen anderen wichtigen, unaufschiebbaren Termin. Und kann deshalb nicht auf mich warten. Wieso kam mir nicht gleich dieser Gedanke? Abschätzend blickte ich die Hausfassade hoch, war aber nur für einen Augenblick verunsichert und beschloss sofort eine neue Strategie.

Ich werde ihr ein Briefchen schreiben, eine kurze Mitteilung an den Scheibenwischer stecken, und mich dann schräg gegenüber in das Terrassencafé setzen und einfach warten bis sie wieder heraus kommt.

Im Erdgeschoss war ein Schreibwarengeschäft und ich kaufte rosa Briefpapier und einen markanten Filzstift, der mir eine flüssige, überzeugende Handschrift erlaubte. "Sie haben ein wunderschönes Lächeln!" schrieb ich. "Danke, dass Sie es mir geschenkt haben! Darf ich Sie zu einer Tasse Kaffee einladen? Ich warte gegenüber auf der anderen Straßenseite im Café auf der Terrasse!" Für alle Fälle schrieb ich noch meine Handynummer dazu. So, das war deutlich und doch nicht zu aufdringlich. Welche Frau kann so viel charmanter Kreativität widerstehen?

Von der Caféterrasse aus hatte ich den Hauseingang und das Auto im Blick. Ich tat ein bisschen gelangweilt, als würde ich mich lässig auf eine Zeitung konzentrieren, dabei schielte ich immer wieder nervös über die breite Straße mit dem lebhaften Verkehr. Wie würde ich mich verhalten, wenn sie aus der Haustür kommt und zum Auto geht?

Aufspringen? Mit den Händen gestikulieren? Über die Straße laufen? Laut rufen? Wie ein Bauarbeiter, der vom Gerüst allem, was irgendwie nach Frau aussah, ordinär nachpfeift? Kein Risiko eingehen und sie nicht entkommen lassen?

Unsinn! So etwas macht man nicht mit einer Klassefrau wie dieser! Die Sache ist doch sowieso völlig klar und vorbestimmt. Sie wird das rosa Briefchen vom Scheibenwischer nehmen, wird es interessiert und dann auch ein wenig amüsiert lesen, sie wird lächeln und zu mir herüber schauen, und ich werde winken, ein kurzes, unaufdringliches Zuwinken; die Hand, nein, nur den Finger kurz heben, fast weltmännisch, wie ein Mann mit Selbstbewusstsein und Souveränität, und der Rest ergibt sich von selbst .

Und dann?Dann werden wir reden. Über sie, über ihre Arbeit, über den letzten Film und vielleicht auch über die gesellschaftliche Entwicklung und die neuesten Wirtschaftsdaten oder sonst etwas, was nach Intelligenz und Wissen und Offenheit ausschaut und sich vom üblichen Gesülze vorteilhaft abhebt.

Nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber doch mit Bedacht abtasten, wie weit die gemeinsamen geistigen Interessen gehen, die letztlich auch zu jener Vereinigung führen werden, die, - hmm -, das Wasser floss mir im Mund zusammen und ließ meine Fantasie Purzelbäume schlagen. Dass die Chancen gut für mich standen, war doch bereits aus ihrem ersten Lächeln vor einer halben Stunde zu erkennen.

Nach einer weiteren halben Stunde trat sie aus dem Haus.

Endlich!Befreites Aufatmen und Herzflimmern zugleich!

Aus der Nähe war sie noch schöner! Dieses Kleid! Diese Haltung! Diese Eleganz! Und diese Weiblichkeit! Sie schaute sich um. Aha, sie sucht mich, hofft auf den verpassten Flirt von vorhin! Kann ihn aber noch nicht entdecken. Kein Wunder! Aber gleich, gleich werde ich mich zu erkennen geben!

Sie ging auf das Auto zu und schloss die Wagentür auf. Jetzt! Jetzt musste sie das Liebesbriefchen sehen! Aufdringlicher und unübersehbarer als ein Verkehrsknöllchen klebte es an der Windschutzscheibe. Aber Liebe macht blind - sie sah es nicht, setzte sich ans Steuer und ließ den Motor an.

Nun musste ich reagieren! Abrupt stand ich auf. Unschlüssig und ratlos blickte ich über die Straße. Sollte ich mein Glück einfach so davonfahren lassen? Ich hob den Arm. HALLO HIER!

Aber sie hatte die Parklücke verlassen und war bereits auf die Straße und den flie-enden Verkehr konzentriert. Wieder flatterten ihre Haare und der seidenweiche Schal im Fahrtwind. Noch immer klebte die rosa Botschaft unter dem Scheibenwischer. Es musste ihr die Sicht nehmen. So etwas kann man nicht übersehen! Jetzt, spätestens jetzt wird sie aufmerksam werden! Sie wird anhalten, aussteigen, das Briefchen lesen, und die ganze Situation war gerettet .

Sie gab Gas, fügte sich schneller werdend geschickt und souverän in den Verkehr ein und betätigte die Scheibenwischanlage. Unbarm-herzig rasten die Scheibenwischer über die Windschutzscheibe. Das Wischwasser spritzte boshaft wie aus giftigen Schlangenhälsen auf das rosa Briefchen. Es löste sich, wirbelte durch die Luft über die Straße; andere Autoreifen erfassten es, schleuderten es erneut hoch, bis es verloren wie ein kleiner, verschmutzter Papierflieger im Staub der Straßenrinne landete.

In diesem Moment klingelte mein Handy. Es war meine Frau. "Wo bleibst du denn?" fragte sie. "Ich warte mit dem Essen auf dich!""Bitte entschuldige Schatz. Ich bin hängengeblieben. Mehrere U-Bahnen fielen aus", log ich und versicherte ihr: "In zehn Minuten bin ich zu Hause!"

Ein Text von: MichaelKuss

von pettie10

Oma Böllke, der Berliner Hausdrachen

11. Oktober 2011 in Weblogs

Oma Böllke, der Berliner Hausdrachen (MichaelKuss)

Eine Seniorengeschichte aus der Berliner Nachwendezeit.

Nein, Oma Böllke aus meiner Nachbarschaft hat es nicht nötig, sich hinter den Fenstergardinen zu verstecken und die Straße heimlich zu beobachten. Oma Böllke lehnt sich weit und breit aus dem Fenster, jeder kann sie sehen, alle können es wissen: Hier wacht Oma Böllke wie eh und je über die kleinen Vorkommnisse, die sich in unserer Seitenstraße zutragen.

Wer nicht geschickt und aus Erfahrung klug geworden aufpasst, sondern seine Augen freundlich oder naiv nach oben zu Oma Böllkes Fenster gleiten, sich von ihrem Blick einfangen und in ein Gespräch verwickeln lässt, erfährt, gewollt oder ungewollt, Wichtiges und Unwichtiges und auch sonst noch alles aus dem Nachbarschaftsleben, und ist schnell in Geschichten verwickelt, in die man eigentlich nicht verwickelt werden möchte.

Nur selten kommt jemand gegen Oma Böllkes listige Augen und ihren scharfen, durchdringenden Blick an. Wer es trotzdem einmal schafft, auf dem Weg zur Bushaltestelle unbehelligt an ihrem Fenster vorbei zu schleichen, dem ruft sie, kaum dass man erleichtert wieder den Kopf heben will, mit anklagender Stimme nach: "Haben Sie das heute Nacht auch gehört, diesen Krach!?" Oder sie packt uns an der Ehre und ruft: "Na, das scheint Sie ja vollkommen kalt zu lassen, was sich da gestern bei der da unten in der Wohnung abgespielt hat!"

Nach einer Weile antwortete ich mit irgendeiner Floskel, mit "Ja, ja, so ist das Leben!" oder "Na, was soll man dazu sagen?" Aber damit kann man Oma Böllke nicht kommen! So leicht lässt sich die alte Dame nicht abspeisen, die schon zu DDR-Zeiten das Hausbuch geführt hatte und zweiunddreißig Jahre mit dem ABV, dem Abschnittsbevollmächtigten Gustav Böllke selig, verheiratet war, was für unkundige und neu zugezogene Wessis heutzutage so etwas wie ein Nachbarschaftspolizist ist.

Außerdem hat mich Oma Böllke wieder einmal überlistet. Denn wenn sie mich von weitem die Straße herunterkommen sieht, schnappt sie ihre beiden Krückstöcke und ist mit einer Schnelligkeit auf der Straße, als trainiere sie für die Behindertenolympiade. Dann sammelt sie, immer mit vorwurfsvollem Blick und verbissenen Lippen, hier ein Stückchen Papier und dort eine weggeworfene Bierflasche auf, in dem sie sich stöhnend bückt und mit der anderen Hand an der Hauswand anlehnt, bis sie nahe genug an mich herangekommen ist und mir den Weg abschneiden kann.

Auch an jenem Morgen füge ich mich in mein Schicksal. Diese fünf Minuten muss ich einkalkulieren; ich werde sie überstehen und höflich aber bestimmt versuchen sie abzukürzen. Denn Oma Böllke schafft es sogar, anderen Leuten eine halbe Stunde und mehr abzu-knöpfen, egal ob sie solche Gespräche lieben und absichtlich suchen, oder ungefragt in die heikle Situation geraten.

Mit der Krücke deutet Oma Böllke auf die frisch ausgebaggerte Baugrube an der Ecke. "Ganz schön gewühlt, hier!" sagt sie und ich überlege, ob sie es anklagend oder wohlwollend gemeint haben könnte, weil sich daran der Inhalt des unvermeidlichen Gesprächs orientieren wird.

Ausweichend antworte ich: "Ja, die Arbeiter und der Bagger waren ganz schön fleißig!" Jetzt würde wohl die ganze Welle der Anklagen kommen: der zukünftige Baulärm, die Materialanlieferungen, die armen gefällten Bäume, bald haben wir statt Grünzeug eine Häuserschlucht vor uns, und überhaupt, früher war das alles anders geregelt, da waren die vietnamesischen Zigarettenschwarzhändler noch anständige DDR-Gastarbeiter und überhaupt, früher war alles besser .

Aber Oma Böllke schaute wohlwollend, beinahe fasziniert auf die Baugrube und deutete auf den gelblichen Sand, der sich bereits weni-ge Zentimeter unter dem einigermaßen fruchtbaren Mutterboden metertief abzeichnete.

"So ´n schöner Sand!" sagte sie. "Wie an der Ostsee!" Ihr hartes, vergiftetes Gesicht verklärte sich; ihre Augen schienen in eine Traumwelt gewandert und sie wiederholte "Wie an der Ostsee!" Ich wollte nicht den Fehler machen und auf das Thema Ostsee und Urlaub eingehen. Nach Oma Böllkes Augen zu urteilen, wäre es dann ein abendfüllender Vortrag geworden. Deshalb, und um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen und die Unterhaltung möglichst abzukürzen, sagte ich: "Na ja, Berlin war ja mal Ostsee!"

"Wie bitte?" Sie schaut mich mit schiefem Kopf an. "Berlin war einmal Ostsee?" Ihre Augen hatten die durchdringende Schärfe verloren und zweifelnder Ungläubigkeit Platz gemacht. Dann fuchtelte sie mit einer Krücke durch die Luft und schüttelte den Kopf. "Nein, nein! Sie verwechseln das, junger Mann! Berlin hat einen Müggelsee und die Spree, wegen mir auch noch die Dahme und die Havel und ganz viele Kanäle, aber mit der Ostsee hat das nichts zu tun!" Entschieden stapfte sie beide Krückstöcke auf das Kopfsteinpflaster.

"Ich meine doch auch nur, dass Berlin und halb Brandenburg und ganz Mecklenburg mal unter Wasser standen, bis sich dann das Wasser zurückgezogen hat und die Ostsee übrig blieb." versuchte ich zu erklären. Aber Oma Böllke blieb skeptisch. Ihre Gehirnzellen arbeiteten sichtbar, die Gesichtsfalten wurden größer. Dann hatte sie eine brauchbare Erklärung gefunden: "Sie meinen also eine Überschwemmung?! Ein Unwetter?!" sagte sie, mich noch immer ungläubig anschauend.

"Ja! Eine Art Überschwemmung! Wenn Sie wollen auch ein Unwetter! Daher der Sand! Ganz Berlin ist auf Sand gebaut!" sagte ich erleichtert. Sie ließ mich einfach stehen und ging ein paar Schritte. Dann drehte sie sich um, stieß mit dem Stock in die Erde und rief: "Das muss aber vor meiner Zeit gewesen sein!" Als ich nicht antworte, fügte sie mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch duldete, hinzu: "Sonst würde ich es doch wissen! Mein ganzes Leben habe ich in Berlin verbracht. Aber eine solche Überschwemmung habe ich noch nicht erlebt!" Dann zog sie triumphierend davon und würdigte mich mit keinem weiteren Blick.

Es dauerte aber doch noch zwei Tage, bis Oma Böllke die meisten Nachbarn über mich informiert hatte, und dass ich ein Dummschwätzer bin, der alten Menschen blöde Geschichten über angebliche Unwetter und Überschwemmungen erzählt, von denen sie, Hildegunde Böllke, nichts weiß und noch nie davon gehört hatte. Denn Oma Böllke war doch sonst über alles informiert.

Ein Text von: MichaelKuss

von pettie10

Das Heilwässerchen

11. Oktober 2011 in Weblogs

Das Heilwässerchen (MichaelKuss)

Oder: Der Glaube versetzt Berge. Urlaubsgeschichte von der Insel.

Auf einer spanischen Ferieninsel. Ein Radiosender für deutsche Touristen. Der Moderator verpackt gerade geschickt Fußballergebnis-se der Bundesliga zwischen Schlagergedudel und spanischen Ausflugstipps. Da klingelt das Hörertelefon. Der Moderator schaltet auf Sendung. Einige zehntausend deutsche Touristen hören zu."Moin, moin!" Eine polternde Männerstimme am anderen Ende der Leitung lässt die Frequenzen vibrieren. "Hören Sie mal, junger Mann vom Radio: Hier spricht der Kegelklub Alle Neune aus Gelsenkirchen! Wir sitzen hier beim Frühstück im Hotel gerade so gemütlich zusammen und diskutieren über ein ernsthaftes Problem.""Interessant!" unterbricht der Moderator. "Wie können wir Ihnen dabei helfen ...?"

"Also", sagt der Mann, "Das will ich Ihnen erklären. Wir haben doch gestern oben in den Bergen ein Dorf entdeckt, dort stehen die Einheimischen in langer Warteschlange geduldig an einem Brunnen und füllen sich diese Fünfliter-Plastikkanister mit Wasser ab, mit so einer andächtigen Miene standen die da geduldig wie in der Kirche, - und deshalb dachten wir, also wir waren uns eigentlich einig, das muss sich doch bestimmt um ein besonderes Wässerchen handeln, vielleicht um eine Heilquelle, also um Wasser mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, denn für was sonst sollten die Dorfbewohner dort Schlange stehen, als für ein gesundes Quellwässerchen, das Heilung und Wohlbefinden verschafft.?!"

Der Kegelbruder macht eine erwartungsvolle Pause. Der Radiomoderator überlegt. Sollte er - seiner journalistischen Sorgfaltspflicht entsprechend - den Anrufer und alle Kegel- und sonstigen Brüder aufklären und mit der Wahrheit konfrontieren? Die Wahrheit ist, dass es auf der Insel kaum noch Trinkwasser gibt, denn das bisschen Grundwasser wird in den Badewannen der Hotels und den Pools der Bungalows vergeudet. Und das Meerwasser dringt in das Grundwasser ein und lässt es salzig werden, während die Bauern in den Bergen von der Inselmafia nur limitierte Wassermengen für teures Geld zugeteilt bekommen und deshalb auf der ganzen Insel das Trinkwasser versiegt und sich die Dörfler mit Kanistern an den letzten Quellen anstellen müssen, um wenigstens ihr Vieh, die Kinder und den Haushalt mit dem letzten bisschen trinkbaren Nass zu versorgen.

Und wie erklärt sich der geduldige Gesichtsausdruck der Dörfler? Das ist Fatalismus und Resignation! Die Dörfler wissen, sie werden seit vielen Jahren veräppelt und ausgenommen wie die Hühnchen und es ändert sich nichts, denn sie sind machtlos gegen die Inselmafia.

Aber den Moderator plagte weder das journalistische Gewissen, noch die Wahrheit, sondern einzig die Höhe der Einschaltquoten und die Anzahl der Werbespots bei seinem Radiosender. Außerdem ist der Kunde König und der Urlauber hat immer Recht.

Denn wie oft hört man von Wallfahrtsorten, die erst aus dem Rinnsal eines trägen Bächleins oder ein paar Tropfen auf Felsgestein bestanden, und plötzlich durch wunder-same Erkenntnis zum Heiligtum und Pilgerort geworden waren.

Darum sagte der Radiomoderator "Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen! Eigentlich ist es ja ein Geheimnis, aber wir wollen es jetzt lüften, das Geheimnis: Dieses heilige Wasser dort oben in der Dorfquelle hat die Kraft, Gischt und Rheuma, Arthrose und viele andere Zipperlein zu heilen. Es hilft auch gegen Impotenz und gegen Kinderlosigkeit.!"

Am anderen Ende der Leitung herrschte aufmerksames Schweigen und der Moderator fuhr fort: "Am besten, Sie mieten sich bei der Autovermietung ´Germancar´ ein Auto, bewaffnen sich mit vielen Plastikkanistern und begeben sich in das Bergdorf zu der Quelle mit dem wundersamen Heilwässerchen, um es abzufüllen und zu Hause zu genießen!"

Da die Autovermietung ´Germancar´ zu den Werbekunden des Radiosenders gehörte, rief der Moderator sofort dort an und vereinbarte für ihn eine prozentuale Beteiligung für jeden Mietwagen, der in den nächsten acht Tagen von Deutschen angemietet werden würde.

Auf Grund seiner Empfehlungen wurden in den folgenden Tagen tatsächlich viele, viele Autos gemietet und die Menschen machten sich ins Bergdorf auf und warteten brav an der Quelle, zapften Wasser in viele Kanister und die Dörfler wunderten sich und dachten, jetzt sind die Touristen also völlig übergeschnappt.

Nach einigen Wochen bekam der Radiomoderator ein Paket aus Gelsenkirchen; darin einen geräucherten westfälischen Schinken und eine Flasche Korn und in dem beiliegenden Brief schrieb der Vorsit-zende des Kegelklubs:

"Lieber Freund! Wir möchten uns ganz herzlich für Ihre guten und brauchbaren Ausflugstipps während unseres Urlaubs und besonders für den Tipp mit der Heilquelle bedanken. Wir haben fünf Kanister abgefüllt und mit zurück nach Deutschland genommen, und die ganze Familie trinkt regelmäßig vor jeder Mahlzeit ein Glas dieses Wundermittels und ich und meine Frau haben kein Rheuma und keine Kopfschmerzen mehr, sexuell klappt es auch wieder bei mir, meine Frau ist sogar schwanger geworden und überhaupt geht es unserer Gesundheit jetzt glänzend und deshalb möchten wir Ihnen einen Geschäftsvorschlag unterbreiten: Wir eröffnen ein Importgeschäft und werden Ihr Heilwasser in ganz Deutschland oder sogar weltweit vermarkten, damit alle Menschen in den Genuss dieses spanischen Wunderwassers kommen. Ist das nicht eine geniale Geschäftsidee? Bitte teilen Sie uns doch Näheres über eine Zusammenarbeit und die Lizenzbedingungen mit..."

Ein Text von: MichaelKuss

von pettie10

Älterer Herr mit junger Liebhaberin

11. Oktober 2011 in Weblogs

Älterer Herr mit junger Liebhaberin (MichaelKuss)

Geschichte einer ungleichen Partnerschaft.

"Wir haben ein bisschen gefeiert!" lallte Linda und schwankte zur Tür herein. Linda hatte viele Jahre als Stewardesse gearbeitet. Nach der zweiten Entziehungskur war sie zum Gepäckschalter versetzt worden. Noch eine Abmahnung, und die Entlassung bei der Airline wäre fällig gewesen.

Linda hat sich zunächst unter Kontrolle, wenn sie getrunken hat. Sie hatte ihr Auto am Flughafen gelassen und war mit dem Bus ge-kommen. Ich habe den Schlüssel zu ihrer Wohnung, hatte aufgeräumt, ihren Slip, den Massagestab und die Weinflasche unter dem Bett hervor geangelt, den Müll entleert und die Kaffeemaschine mit den angebrannten Resten ausgeschaltet. Dann hatte ich das Abendessen zubereitet und auf Linda gewartet.

"Der Gerichtsvollzieher war wieder da!" sagte ich. "Es sind noch sechstausend offen! Ich konnte ihm nur die Hälfte zahlen! Du musst endlich selbst eine Lösung finden!" Ich konnte Lindas Schulden nicht mehr finanzieren. Ich habe noch eine geschiedene Frau und zwei studierende Kinder. Der Preis wurde zu hoch und auch nicht durch die frivolsten Liebesnächte mit Linda ausgeglichen. Linda war noch immer attraktiv und erotisch und dreißig Jahre jünger als ich. Aber meine Fleischerei war kein permanenter Goldesel.

Linda starrte auf die dampfenden Kartoffeln. "Das Essen ist vergiftet!" platzte sie heraus. Ich hätte durch ähnliche Eskapaden gewarnt sein müssen. Aber ich lachte gekünstelt und sagte leichthin: "Klar! Ich will dich um die Ecke schaffen und mich mit deinen Schulden auf und davon machen!"

"Du hast das Essen vergiftet! Ihr Metzger seid alle Mörder!" schrie sie jetzt. Mit einer Handbewegung fegte sie den Teller auf den Teppich. Dann rannte sie auf die Toilette und schloss sich ein. Nachdem ich den Teppich gesäubert und das Geschirr aufgeräumt hatte, klopfte ich an die Toilettentür. "Ich hole mit Fritz dein Auto! Du wirst es morgen brauchen!"

Sie öffnete und stand in der Toilettentür. Sie schwankte jetzt stark und stierte vor sich hin; in der Hand eine halbvolle Whiskyflasche. "Du willst also mit meinem Auto abhauen!" lallte sie. "Und mich hier mit deinem vergifteten Essen verrecken lassen!"

Ich hatte sogar mit einem Psychotherapeuten über das Problem gesprochen. Er hatte für Linda die Möglichkeit einer beginnenden Schizophrenie angedeutet, mit ausgelöst vom Alkoholismus. Die Fernsehnachrichten der letzten Wochen hatten wohl auch noch zu Lindas Wahnvorstellungen beigetragen. Wie soll da ein sensibles Persönchen noch Nerven behalten? Ich konnte sie ja verstehen. Aber ich bin doch auch nur ein Mensch!

"Linda! Du bist betrunken, schön und gut! Aber jetzt ist Schluss mit dem Theater! Sonst ...!""Sonst ...?!" Sie stierte mich an. "Sonst ...!? Du willst mir also drohen? Ausgerechnet du!" Sie schrie hysterisch. "Schleicht sich hier bei mir ein, wohnt schon fast hier, ich prostituiere mich für die paar Euro, die du mit deinen vergifteten Bouletten verdienst, und jetzt willst du mir auch noch drohen?! Du Schlappschwanz kriegst kaum dein Ding noch hoch und fummelst jede Nacht an mir herum wie eine halbe Portion, und diese Hanswurst will mir drohen ...!""Linda, das ist doch wohl ...!" sagte ich empört. Jetzt ging sie aber zu weit!

"Was ist das? Was?" fauchte sie. "Oder willst du mich auch noch schlagen?" Sie hielt mir das Gesicht hin. "Los, schlag zu! Immer feste drauf! Willst wohl beweisen, dass du wenigstens da noch ein Mann bist, du -, du impotenter Gockel!"

Ich schlug zu. Ich hämmerte auf sie ein, bis sie auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte. Es war wie eine Erlösung. Dann rief ich die Polizei an und wartete ruhig auf ihr Eintreffen.

Ein Text von: MichaelKuss

von pettie10

Die Radioreportage: "Krieg oder Spiel?"

11. Oktober 2011 in Weblogs

Die Radioreportage: "Krieg oder Spiel?" (MichaelKuss)

Die Erzfeinde stehen sich wieder einmal auf dem Schlachtfeld ge-genüber. Die deutsche Angriffswelle rollt über die linke Flanke, aber die Franzmänner können den Sturm der tapferen Deutschen zunächst abwehren. Ganz so einfach wie beim Einmarsch 1941 wollen es die Gallier den Germanen diesmal nicht machen. Aber wie lange will der Feind dieser unbeugsamen deutschen Angriffsmaschine Widerstand entgegensetzen? "Mann gegen Mann!" hatte der General befohlen. "Zahn um Zahn! Dem Feind keinen Zentimeter Raum lassen!"

Noch rücken die tapferen deutschen Mannen nicht in den französischen Raum nach. Ist das Taktik der deutschen Führung? Will man den Gegner in Sicherheit wiegen, ihm quasi ein trojanisches Pferd anbieten, um dann mit einem Blitzkriegskonter den Feind zu überrollen? Genügt dazu die deutsche Infanterie, oder müssen wir erst, wie Minister Steinbrück vorschlug, die Kavallerie schicken, um den Gegner wie Indianer vor uns herzutreiben?

Werden die Deutschen nach Verdun und nach Dünkirchen diesmal als strahlende Sieger zu ihren Familien nach Hause zurückkehren? Müssen gar die Geschichtsbücher neu geschrieben werden?

Mit einem hinterlistigen Konter stürmt der Feind die deutschen Bastionen. Gefährlich hat sich die französische Sturmspitze vor den deutschen Verteidigungslinien positioniert und versucht sich festzu-setzen wie blutrünstige Zecken. Unübersichtliches Kampfgetümmel. Deutsche Verteidiger fallen, es fließt Blut! Sanitäter müssten eigent-lich kommen, doch die Kampfhandlungen werden nicht unterbrochen; gierig dreschen die Franzosen weiter auf unsere Jungs ein. Die Volksseele brodelt!

Aber Deutschland lässt sich nicht unterkriegen. Geschickt kommt unser Befreiungsschlag: Michael Ballack nutzt eine Lücke im Mittelfeld, schießt die Kugel passgenau zu Lahm, der täuscht Riberie mit einem Schlenker, wie einst General Paulus die Engländer in Afrika, dribbelt wie ein Windhund um zwei weitere Franzosen, steht jetzt frei im feindlichen Sechszehnmeterraum und - schießt!

Toor! Toor für Deutschland! In letzter Sekunde! Deutschland ist Weltmeister! Der Kampf ist zu Ende, wir sind die Größten!

Angela Merkel hüpft wie eine Kasperpuppe gestikulierend durch die VIP-Lounge und springt dem verdutzten Sarkozy an den Hals, der für einen Moment sogar Carla Bruni vergisst und stattdessen mit Tränen in den Augen Frank Ribery tröstend in die Arme schließt und erhaben De Gaulles berühmte Worte wiederholt: "Nous avons perdue une bataille, mais pas la guerre!" (Wir haben eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg)

Und nun haben wir den Macher dieses deutschen Erfolges, Gene-ralfeldmarschall Jogi von Löwenherz, am Mikrofon. Bescheiden steht der Held zwischen dem Minister für Volksbelustigung, Johannes B. Kerner und dem FIFA-Frühstücksdirektor, einem gewissen Günther Netzer.

"Herr General!" fragen wir den Befehlshaber der deutschen Arma-da, "Worauf führen Sie diesen Sieg zurück?" Löwenherz setzt sein bescheidenes Lächeln auf, räuspert sich und spricht: "Nun, unsere Truppen haben eins zu eins meine Vorgaben umgesetzt: Disziplin, Fleiß, Kampfgeist und Befehlsgehorsam, diese typisch deutsche Geisteshaltung ist die Grundlage unseres Erfolges!"

Nun schwenkt die Kamera zur Ehrentribühne und zeigt den deutschen Kaiser in Großaufnahme. Neben ihm steht Waldemar Hartmann, im Volksmund auch Hefeweizen-Waldi genannt, der fragt den Kaiser: "Was belieben Durchlaucht über diesen Sieg zu sagen? Ist unser Vaterland zu Recht Beherrscher der Fußballwelt?"

Beckenbauer kratzt sich bedächtig am Hals, um die Werbewirkung der drei schrägen Adidas-Balken auf seinem Hemdkragen zu verstärken und sagt: "Schaun mer moal!"

Und mit diesen historisch denkwürdigen Worten beenden wir unsere Reportage und ich gebe zurück ins Studio .

Ein Text von: MichaelKuss

von pettie10

Das Schaf und die Schlange

5. Oktober 2011 in Weblogs

Das Schaf und die Schlange (MichaelKuss)

Überlegungen nicht nur für Esoteriker und Traumdeuter

Ein seltsames Fabeltier starrte mich aus dem Gebüsch heraus an. Es hatte den sanften Körper eines Schafes, das man am liebsten zärtlich streicheln mochte, aber gleichzeitig den wiegenden Kopf einer Schlange. Die Augen noch brav wie ein Lämmchen, doch die Zunge bereits lüstern, gierig und gespalten.

Es war ein traumhafter Bilderbuchsonnentag. Ich lag in einem mit Stoff bespannten Liegestuhl auf einer Wiese voller herrlich bunter Blumen und duftendem Gras. Eine Idylle aus Natur und Frieden. Wenn nur die Unsicherheit mit meinem seltsamen Gegenüber nicht gewesen wäre. Denn um mich herum sah und hörte ich nur schreiende Menschen, die mich Hände ringend und wild gestikulierend mit beinahe hysterischen Stimmen warnten: ?Vorsicht! Der Biss dieses Ungeheuers ist tödlich! Traue ihm nicht!?

Aber noch erwiderte ich halb amüsiert und meine leichte Verunsicherung überspielend: ?Aber nein! Was redet ihr da?! Warum denkt ihr immer gleich so negativ? Es will nur spielen! Schaut es euch doch an: Ein friedliches Schaf, dass sich aus Angst und zum Selbstschutz wie eine giftige Schlange gebärdet!?

Mit ein paar Grashalmen wedelte ich dem Tier neckisch vor der Nase herum. Ich wollte mit ihm spielen und ihm Vertrauen signalisieren, aber es gleichzeitig beruhigend auf Distanz halten. Denn - hundertprozentig sicher war ich mir nicht. Mein Bauchgefühl, mein Instinkt war bereits beeinflusst von den giftigen Worten der Umstehenden. Sollte ich, wie ich das allzu oft mache, meinem Gegenüber blind vertrauen? Oder sollte ich es erst gar nicht auf den geringsten Kontakt ankommen lassen und das Risiko verletzt zu werden ausschließen? Gibt es denn bei solchen zweideutigen Anzeichen den so genannten gesunden Mittelweg der Kompromisse? Oder musste man sich klar dafür oder dagegen entscheiden?

Noch bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, schoss das Tier plötzlich wie ein Pfeil nach vorne, direkt unter meinen Liegestuhl, dessen Stoff keinen Schutz bieten würde. Jetzt wird es von unten zubeißen, mir, ohne die geringste Möglichkeit einer Gegenwehr, heimtückisch den Todesbiss versetzen! Meine naive Gutmütigkeit werde ich mit dem Leben bezahlen.

Hiiilfe! schrie ich, bäumte mich auf, fiel aus dem Bett, schlug hart auf dem Boden der Tatsachen, nämlich auf dem Fußboden meines Schlafzimmers auf und erwachte benommen aus dem Traum.

Und deshalb meine Frage an alle Traumdeuter unter euch: ?Wollte dieses Wesen mir wirklich Schmerz zufügen, mich vielleicht sogar töten, - oder wollte es nur Schutz bei mir suchen und womöglich einen Freund finden? Habt ihr ? eine Antwort?

Ein Text von: MichaelKuss

Verstoß melden

Schließen