von monimac

Indien

30. Juli 2012 in Weblogs

wer mehr lesen möchte über mein Abenteuer Indien, wo ich 3 Monate lang an einem College in Machilipatnam in Andrah Pradesh unterrichtet habe,
kann sich in den Blog http://www.mittelhessen.de/multimedia/blogs/impressionen_aus_indien/ einklicken. Viel Spaß, ich freue mich über jede Rückmeldung und beantworte sie.

von monimac

Kindernothilfe

13. Januar 2011 in Weblogs

Exkurs: Kindernothilfe

Ich lebe direkt neben einem Boys Hostel der Kindernothilfe. Hier leben 40 Jungen zwischen 12 u.18 Jahren. Das Hostel besteht aus 6 Räumen mit Nebenräumen: Der zwei-geteilte Office-Raum des Managers Prasat, 2 Räume seiner Privatwohnung wo er mit Frau und erwachsener Tochter lebt, dem Schlafraum der Jungen mit angrenzendem Duschraum und Abtritt, dem Speiseraum mit angrenzender Küche und Storeroom und dem Gebetsraum.
Als ich mir das alles ansah, wurde ich ganz klein: In Prasats Office ist der uralte Lineoleumboden bis zur Unkenntlichkeit abgetreten und wellt sich, dass man aufpassen muss, nicht zu stolpern. In meinem Zimmer sind dagegen Kacheln verlegt. Der Schlafraum der Jungen ist kaum größer als meiner, aber hier schlafen 40 !! Jungen auf dem Boden auf Bastmatten. Die wenigen Habseligkeiten hat jeder in einer großen Metall-Schublade in der Wand. Der Speiseraum besteht aus gemauerten Tisch- und Bankblöcken in langen Reihen. Der Speiseplan hängt auf einer großen Tafel an der Wand, festgeschrieben, vegetarisch , immer das Gleiche.
Die Kapelle ist unmöbliert. Da hinein geriet ich am 1. Abend, als ich dem Sound lauten Schreigesangs mit Trommelbegleitung folgte. Da saßen sie alle eng auf eng im Schneidersitz auf dem Boden und – schrieen. Ich habe mich schnell und unbemerkt wieder verzogen. Nun weckt mich jeden Morgen um 6 dieser Gesang. Jetzt nach einer Woche bin ich schon so daran gewöhnt, dass ich mich umdrehe und weiterschlafe.
Der Tagesablauf: 6.oo Uhr beten und singen in der Kapelle, Körperpflege, Frühstück, Schlafraum aufräumen, Schule. Mittagessen, Schule, Garten- und Hausarbeit, Abendessen, beten und singen, Hausaufgaben, schlafen um 22oo Uhr.
Prasat ist ein sehr ruhiger, bedächtiger Zeitgenosse. Kaum vorstellbar, dass er laut wird. Wir kamen schnell in Kontakt, denn er fühlt sich für unser, besonders mein Wohl zuständig. Seit er weiß, dass ich selbst eine deutsche „Mutter“ eines KNH-Kindes bin, mit dem ich seit über 30 Jahren den Kontakt halte, liest er mir jeden Wunsch von den Augen ab. Er und seine Jungs seien so stolz darauf, eine KNH-Mutter bei sich zu haben. Das versichert er mir immer wieder. Und auch seine Jungen suchen gerne den Kontakt zu mir. Ich spüre, sie sehen in mir das Spiegelbild ihrer je eigenen Paten-Mutter, denn jedes Kind hier hat Pateneltern in Deutschland, und stolz zeigen sie mir immer wieder deren Briefe und Bilder.
Anfangs durfte ich in Prasats Office mails zu schicken versuchen, aber es gelang nie, immer stürzte das System ab bei Versuch, zu senden. Das muss Prasat selbst genervt haben, denn er veranlasste den Einbau eines neuen Modems. Nun ist von seinem Büro zu meinem Zimmer ein langes Kabel gespannt, das durch eine Bohrung im Fensterrahmen mit meinem PC verbunden ist und lose in der Luft baumelt. Hurra, nach einer Woche mit vielen Fehlversuchen hatte ich Internetanschluss. Sehr hilfreich war dabei Mosche, der 18jährige Bewohner des Heimes und Prasats rechte Hand.
Er würde mich sehr verehren, sagt Prasat, und gerne jeden Tag mein Zimmer fegen. Ich mag ihn auch sehr. Heute erzählte er mir von sich, seinem Zuhause in einem kleinen Dorf 50 km weit weg, er hat eine Mutter, keinen Vater. Aber dann strahlt er: Prasat ist mein Vater. Liebst du ihn? Oh yes, so much, more than an own father.
Als ich das Prasat weitergebe, strahlt auch er: Ich bin der Vater von 40 Jungen. Ich gebe ihnen und sie geben mir.
Auch Thiromoorthy, mein Patensohn, der seit langem in Saudi-Arabien arbeitet als Elektronik- und Kommunikations -Ingeneur ist happy. Mummy in Indien, er will sich Urlaub nehmen und mich in Machilipatnam besuchen. Täglich mailen wir und Prasat bekommt seine mails zu lesen. Inzwischen haben wir auch schon stundenlang abends über Skype telefoniert mit Web-Camera. Er ist erwachsen geworden. Aber Saudi Arabien gefällt ihm nicht, noch immer hofft er, zu mir nach Deutschland kommen zu können. Dafür aber fehlen mir die Connektions.
Jörg sagt, er müsse sich an die indische Botschaft wenden. Und Thirumoorthy sagt: God will help or Mummy.
Heute wurde zu meiner großen Überraschung ein neuer Spülkasten im Bad eingebaut mit Analdusche. Da wurde Speiß angerührt und ein mächtiger Aufbruch verursacht. Morgen soll auch noch ein neuer Klodeckel kommen. Warum das alles, frage ich Prasat, das wird ja ein Königsbad. Er strahlt: Ich sah die Bilder deines Bades in deiner Wohnung im Internet. Hier sollst du es auch so schön haben. Und wer bezahlt das? Ich selbst, ist die Antwort.
Ich fasse es nicht.

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