Plötzlich ertaubt

26. August 2013 in Weblogs

Meine Einstellung war stets positiv zum Leben und im Februar 2009 erlitt ich einen kleinen Hörsturz im rechten Ohr. Nach dem Arzt besuch bekam ich Tabletten für eine bessere Durchblutung und eine Verordnung für Hörgeräte. Im August 2009 bekam ich einen zweiten Hörsturz und die Hörgeräte, welche noch nicht gekauft waren, wurden gegen stärkere ausgetauscht. Im September 2009 kamen dann noch einmal zwei Hörstürze, die aber im Krankenhaus für HNO Patienten geschahen. Die Infusionen halfen nichts und ich war zu 98% taub. Am ersten Tag meiner Taubheit, wählte ich den Freitod und wollte aus der 4.Etage im Krankenhaus aus dem Fenster springen. Ein Patient hatte dies mitbekommen und kurze Zeit später war das Zimmer voller Psychologen und Ärzten. Ich wurde in die Psychosomatische Abteilung verlegt, weil man annahm, daß meine Hörstürze auf die Psyche zurück zu führen ist. Nach 3 Monaten Aufenthalt wurde ich, ein paar Tage später, und wieder neuen Hörgeräten, für 3 Monate in eine Rehaklink für Tinitus und Psychologie gesteckt. Dieser Aufenthalt half mir leider nicht sehr viel weiter, da ich bei den Gruppensitzungen nicht viel mitbekam. Ich musste bei den Einzel Gesprächen immer wieder Nachfragen und bekam dann einige Informationen. Die 3 Monate vergingen und der Rat war, ich soll doch einen Psychologen aussuchen und bekam eine Liste von diesen, die ich anrufen soll.....grins..... Der Behandelnde Arzt riet mir auch einen Renten und Schwerbeschädigten Antrag zu stellen.

Nun stand ich da, in meiner Wohnung, konnte nicht telefonieren und wenn jemand an der Tür geklingelt hat, bekam ich es nicht mit. Den einen oder anderen Termin habe ich auch verpasst, denn der Wecker war nutzlos. Fernsehen oder ähnliches waren seit 6 Monaten nicht möglich. Meinen Beruf durfte ich nicht mehr ausüben und die Familie hat sich getrennt. Die Mobilität war sehr eingeschränkt.

Meine Psyche, Depressionen und Schlafstörungen wurden immer schlimmer Freitod Gedanken gehörten zu meinem alltäglichen Leben. Also blieb ich im Bett liegen und erledigte nur die wichtigen Sachen wie Einkaufen und Körperpflege. Denn das Problem war und ist es heute immer noch, alles was in einer Entfernung von 3 m gesprochen wird, kann ich nicht hören bzw. verstehen. Geburtstage, Feiern oder gar ein Konzert, unmöglich. Das Bett oder Sofa wurde zu meinem besten Freund. Nach einigen Monaten gab mir der Hörakustiker den Tipp, daß ich doch mal einen Antrag auf einen Wecker, Klingelanlage und einem Kopfhörer für schwerhörige stellen soll. Der Antrag wurde genehmig, bis auf den Kopfhörer. Die Kosten für diesen liegen bei 200,- Euro. Warum müssen solche Hilfsmittel so teuer sein?

Mittlerweile habe ich fast 1 Jahr nur zu Hause verbracht und meine Gedanken waren stets, das musst du ändern. Denn immer im Bett oder in der Wohnung wurden unerträglich. Die Rente wurde sofort und nachträglich genehmigt. Einen Schwerbehinderten Ausweis mit 70% bekam ich auch. Somit gehörte ich zum alten Eisen. Schock, Damit habe ich gar nicht gerechnet, denn der Reha Arzt hatte gemeint, daß mit diesem Befund keine Rente möglich wäre.

Ich kaufte mir von dem wenigen Geld das ich zur Verfügung hatte eine Monatskarte für den Bus und fing an die einzelnen Ärzte wie Hausarzt, HNO usw. zu besuchen. Ich spazierte einfach bei einem Psychologen rein und siehe da, ich bekam einen Termin. Denn in der Regel sind 3 Monate Wartezeit normal. Was ich persönlich nicht verstehen kann. Denn immerhin geht es hier um einen Akuten Fall. Nach dem ersten Gespräch bekam ich Medikamente, damit ich besser Einschlafen konnte und einige gegen die Depressionen, Antriebslosigkeit, Schlafstörung usw.

Heute geht es mir viel besser. Dank der neuen Hilfsmittel und Medien wie E-Mail, Fax, SMS und Internet. Die Medikamente konnte ich absetzten und mein Leben hat sich Grundsätzlich geändert. Denn in dem Land Behindustan ist es nach wie vor recht schwierig, als vollwertiger Mensch respektiert zu werden. Mann muss um seine Rechte kämpfen. Ich kann allen Betroffenen nur den guten Rat geben einen Begleiteten Psychologen zu suchen (denn Verrückt sind wir nicht). Allerdings kann man froh sein, daß wir in Deutschland Leben. Ich bin in der Welt sehr viel herum gekommen, bedingt durch meinen Beruf und privat und in anderen Ländern wäre man mit solch einer Krankheit aufgeschmissen. Unsere sozialen Absicherungen wie Rente, GKV (Gesetzliche Krankenversicherung) sind Weltweit einer der besten.

LG Gernot Bremm
www.BremmGernot.de