Gluecksklee
Phobie
30. März 2006 in Weblogs
Phobie (Wiederholung)
Ich gebe zu: ich habe eine Phobie. Nicht so eine Phobie wie alle haben. Nein, es ist eine Fußnagelphobie.
Dabei geht es natürlich nicht um meine eigenen Fußnägel, die sind schon ganz in Ordnung. Meine Fußnägel verstecke ich unter Schichten von Nagellack. Und zugegeben: sie sind wunderschön.Zuerst trage ich klaren Grundierlack auf. Nachdem er getrocknet ist, kommt eine Schicht Rot. Nicht einfach nur rot. Es ist ein außergewöhnlich klares und sauberes Rot. Auf diese Schicht kommt ein weiteres Mal roter Lack. Danach kommt der Decklack und danach noch einmal Decklack. Jede Schicht muss gut durchtrocknen. Ich glaube, dass kein Auto so eine gute Lackierung hat. Sie hält vier Wochen, bis die kleinen weißen Halbmonde anzeigen, dass eine neue Lackierung fällig ist.Fragt mich meine Mutter: was hast Du denn heute gemacht?
Dann antworte ich: ich bin ganz geschafft, ich habe meine Fußnägel lackiert.
Es begann schon in meiner frühen Kindheit.
Mein Vater schnitt jeden Sonntagmorgen seine Fußnägel. Entweder sprangen sie auf den Boden und versteckten sich im Teppich, wo man ihnen begegnete, wenn man gerade mit Puppen oder Teddies das Quadratmuster in Häuser und Gärten einteilte oder sie landeten auf dem Wohnzimmertisch oder in den Sofaritzen.
Die Nägel, die gleich gefunden wurden, steckte mein Vater in die Blumentöpfe auf der Fensterbank, weil das guter Horndünger war.
Schon als Kind habe ich mich davor geekelt.
Viele Jahre später, als ich längst verheiratet war, begegneten sie mir wieder, diese widerlichen Dinger, fein säuberlich auf dem Kamin zu einem Häufchen zusammen gelegt.Die Fußnägel meines Mannes!!
Und dann begann ich, diese Füße, die da unter der Bettdecke hervorguckten, zu betrachten: lange eklige Fußnägel! Mir gefror das Blut in den Adern!
Ich erspare mir weitere Beschreibungen; denn jeder Leser wird auch eine Fußnagelphobie bekommen, ob er will oder nicht!
Im Laufe meines Lebens hatte ich mehrere Beziehungen.
Zwei der Männer behielten ihre Socken im Bett an. Das störte mich aber auch.
Jede Berührung eines Männerfußes an meinem Körper ließ mich erstarren.
Da spürte ich sie wieder, diese unappetitlichen, kratzenden, viel zu langen Nägel!
Meine Bitte um kurze, saubere Fußnägel, die in einem stillen Kämmerlein geschnitten werden, wurde meistens belächelt.
Grundsätzlich kann ich sagen, dass Männer ihre Fußnägel erst dann schneiden, wenn die Socken durchbohrt werden.
Ich sonne mich im Glanz meiner wunderschönen roten Nägel.
Ach, guten Tag, komm doch herein...und zieh Deine Schuhe aus.......
Eine Geschichte von: Wiederholung