FlotteOmi
Eine Kurzgeschichte
29. September 2008 in Weblogs
Eine Kurzgeschichte (melodie)
Ein langweiliger Tag begann .Butter kaufen war als einzige Abwechslung für diesen Tag vorgesehen. Nicht gerade als aufregendes Ereignis betrachtet. Die von mir schon öfter geäusserte Meinung so ein Tag kann sich noch drehen sollte sich bewahrheiten. Ich las im Forum was andere so geschrieben hatten, meist die erste Tat wenn der PC angeschaltet ist .Stellte fest es gab es nichts Besonderes.
Als nächstesschaute ich in mein Konto ob wohl ein eingereichter Scheck gutgeschrieben sei.Ich traute meinen Augen kaum, er war nicht angezeigt.Da musste etwas verkehrtgelaufen sein.Dann der Gedanke --- bevor Du Dich jetzt aufregst--- schau nach, ob ein Fehler meinerseits vorliegt.Also Brille auf und den Scheckeinreicher begutachtet. Da hatte sich doch tatsächlich bei der Kontoangabe statt einer 4 eine 9 eingeschlichen.. Der Schreck war gross.
Konnte ich das noch berichtigen?Der Gedanke an den "Butterkauf" wurde zur totalen Nebensächlichkeit. Mammamia
Was hatte ich es plötzlich eilig. Ab in die Kleidung den Rucksack gegriffen. Den Einkaufsrolli habe ich unbeachtet stehen lassen (wollte doch sowieso nur Butter kaufen).
Als würde ich nun mit der Schnelligkeit meiner Gehweise einem eventuellen drohendenVerlust entkommen ,ab zur Post dort wollte ich den Fehler korrigieren lassen. Das Geschick stand mir zur Seite. Nach etwa fünf Minuten(gefühlte 20 Minuten) war eine sehr freundliche Postmitarbeiterin bereit mir zu helfen.
Nach einem Telefonat mit einer Zentrale wurde Entwarnung gegeben.Das von mir falsch angebene Konto existiert nicht und konnte somit auch nicht mit meinem Scheck bedacht werden. Freudig unterzeichnete ich die Korrektur und war zufrieden.
Nun konnte ich mich getrost dem Butterkauf zuwenden. Auf meinem Weg zum klimatisiertenEinkaufsladen (es war doch sehr warm) fiel mein Blick auf die tollen Obstauslagendes türkischen Geschäftes und ich konnte einfach nicht vorbei. So griff ich zu, Tomaten,Gurken, Kartoffeln, Pflaumen, wohlbedacht abgezählt damit ich letztendlich nichtmit den Obstfliegen zu teilen habe. Neben der Waage lagen noch wunderbareWeintrauben und ich bat dann um eine Traube. Der Verkäufer nuschelte etwas wieich lass sie billiger nehmen sie die und die noch dazu dann haben sie ein Kilo .
Billig hörte sich gut an und so ertappte ich mich dabei als ich wie ferngesteuert zustimmend nickte. Danach machte ich mich auf den Weg schnurstracks durch den gesammten Laden zur Kasse einen anderen kurzen Gang gibt es nicht. Die Kassiererin begann sofort die Preisezu tippen als mir aus heiterem Himmel dunkelgrau geringelt und gestreift vor Augen wurde.
Einen Moment mal murmelte ich zu ihr und hielt Ausschau nach etwas zu trinken. Soll helfen, im Film klappt das immer. Welch Glück, im Regal hinter mir erblicke ich tatsächlich Getränke. Ziemlich wahllos griff ich hin und hatte dann eine Dose eines mir unbekannten Energiedrinks in der Hand. Ich bezahlte alles, ergriff die fünf Obsttüten und steckte gewohnheitsgenäss mein Rückgeld ein. Mein Zustand nicht mehr klar sehen zu können ,veränderte sich nicht. Im Gegenteil, ein schwabbeliges Gefühl breitete sich zum Magen und den Beinen aus, wobei ich noch dachte, gleich wird weiterlaufen nicht mehr möglich sein. Mein verschleierter Blick suchte vergeblich eine Sitzmöglichkeit. Die Vorstellung gleich der Länge nach auf dem Boden zu liegen brachte zunehmendes Unwohlsein mit sich. Ich wiederstand mit allen noch zur Verfügung stehenden Kräften der Erdanziehung. Plötzlich die Erleuchtung. Die zweite Kasse war nicht in Gebrauch. Der Kassenschacht für die Ware sah zwar sehr hoch aus aber ich wollte doch keinesfalls vor anderen Kunden auf dem Boden lang liegen.
Krampfhaft umschlossen meine Finger die Dose mit dem Energiedrink als käme bereits nur daher Kraft und Stärke zu mir.Ähnlich als wäre es die Stange eines Hochspringers. .Ich weiss nicht wie aber ich habe es geschafft diesem Kassenschacht zu erklimmen. Dort trohnte ich nun wie die Loreley auf dem Felsen, öffnete die Getränkedose, dannden obersten Knopf meiner Jeans und nahm meine Umwelt ignorierend einen kräftigen Schluck Ich sass sicher wie in einer Rettungsinsel und mindestens zwei Angestellte fragten mich ob mir nicht gut sei.Es ging mir noch immer nicht viel besser drum verkniff ich mir zu sagen,das mache ich immer so. Nein Wasser wollte ich auch nicht. Einen Stuhl hätte ich gern gehabt aber Niemand war in der Lage einen solchen zu beschaffen. Irgendwann ,mein Zeitgefühl hatte mich verlassen sollte ich von der Kasse wieder runter. Der Obstmann bot mir eine kleine Spanobstkiste ca. 20cm hoch als Sitz an. Die Kasse würde benötigt. Er reichte mir zum verlassen meiner "Rettungsinsel" seine kräftigen Arme zu. Mit den Füssen wieder Kontakt zum Boden zu haben zeigte mir an, es ist eine deutliche Verbesserung meines Zustandes eingetreten.Dennoch traute ich dem Frieden nicht und setzte mich auf die bereitgestellteObstkiste.Die Spanleisten knirschten und ächsten unter meinem Gewicht aber sie hielten stand .Nach ein paar Minuten Kräfte und klarer Blick waren zurückgekehrt gab ich dieGetränkedose ab und verliess unter aufmunternden Blicken des Personals den Laden.
Kaum draussen in der Sonne fiel mir auf, noch immer hatte ich keine Butter .
Jetzt nach hause gehen machte keinen Sinn denn ich war doch nur eine Kreuzung vom klimatisiertemgrossen Einkaufsmarkt entfernt.Das wird mir gut tun , also nichts wie hin.Dort angekommen,den Einkaufswagen geschnappt,auf den man sich notfalls stützen kann , die Wahrnehmung geschärft und auf eventuelle Sonderangebote gelenkt.So trabe ich total locker durch den Supermarkt und packe in den Korb was ich plötzlich meine alles zu brauchen. .Radieschen, Kohlrabi, Kaffee, die noch im Sinn befindliche Butter und einiges mehr. Keinen Gedanken daran verschwendend den Einkaufsroller nicht dabei zu haben. Da war wohl doch mein Hirn noch nicht wieder so recht beisammen. Die Klimaanlage erfrischte mich.
An der Kassetraten keine erneuten Probleme auf. Jetzt nur noch einpacken ,zwei Plastiktüten wurden dafür vorgesehen, dann nix wie ab nach hause. Ein durchaus kluger Gedankengang wie sich aber herausstellte nicht so einfach umzusetzen. Zwischen Vorhaben und Ausführung liegen manchmal Welten.
Der Rucksack wurde ziemlich vollgepackt bis an den Rand aber er weigerte sich äusserst heftig den Reissverschluss ordnungsgemäss zu schliessen. Ich sass gottlob allein bei meinen Einpackversuchen auf einer im Ausgangsbereich befindlichen Bank und konnte den Rucksack mit ein paar Wörtern, welche man sonst kaum benutzt beschimpfen.Ob es nun daran lag oder er dem wütenden Ruck Folge leistete bleibt mir unerklärlich .Immerhinwar er zu und ich sehr dankbar.Auf dem Nachhauseweg vermisste ich meinen Einkaufsroller sehr weil meine Arme immer länger zu werden schienen und die Schultern anfingen sich schmerzlich in Erinnerung in Erinnerung brachten.So schleppte ich mich dann im wahrsten Sinne bis nach hause. Drei-einhalb Treppendie Einkäufe hochtragen. Die Ansicht der Treppe liess mich schwächeln. Das hiess nunZähne zusammenbeissen und Sufe für Stufe erklimmen. Normalerweise kein grösseres Problemaber jetzt irgendwie schon. Eine halbe Treppe vor dem erreichen meiner Wohnungstürkommt mir mein Nachbar entgegen, grüsste mich freundlich und bot seine Hilfe an.
Dankend lehnte ich ab,nach dem Motto den Rest schaffe ich auch noch.Tür aufgeschlossen,Einkäufe im Flur fallen lassen ,glücklich auf meine Couchgesunken mit der Gewissheit wie schön es doch ist das es auch langweilige normale Tage gibt.
Ein Text von melodie