Antworten

Beitrag 521 von 521
  • Carlinette

    Teilnehmer
    16. Juli 2024 um 22:09

    Hallo liebe Leute,

    komme erst spät zu eurer Diskussion dazu. Da ging es ja mal ursprünglich um die Frage des Glaubens und seiner Bedeutung im eigenen Leben Innocent Um nichts zu verheimlichen – ich bin praktizierendes Gemeindemitglied in der evangelischen Kirche und kann die Bedeutung des Glaubens gar nicht hoch genug ansetzen – für mich natürlich!

    In eurer Diskussion wurden bereits etliche persönliche Befindlichkeiten und auch theologische Grundprobleme diskutiert. Was aber wenig oder gar nicht darin vorkam, war die Beziehung zw. Glauben und Gemeinschaft, sowie Glauben und Gebetspraxis. Dass die Kirchen aller Konfessionen sehr oft ihren Auftrag verleugnet haben, z.B. den Nazis hinterhergerannt sind und Kinderschänder geschützt haben, ist das eine und wohl wahr. Wesentlich ist jedoch die Bedeutung von Kirche im ursprünglichen Sinne als Gemeinschaft (Gemeinde), in der man sich gegenseitig unterstützt und fördert. Das gibt es an vielen Orten zum Glück auch heute.

    Zum zweiten kann ich mir ein christliches Leben ohne Gebet genausowenig vorstellen wie ohne Gemeinde. Es gibt zwar Leute, die dreimal im Leben zum Pfarrer gehen und sich beim 2. (vor der kirchlichen Hochzeit) gläubig nennen, aber nie am Sonntag in der Kirche erscheinen und auch sonst nix praktizieren. Da ist kein lebendiger Glaube, der mit der Zeit wächst und sich entwickelt, weil Fragen wie die o.g. theologischen Grundprobleme in akuten Lagen durchlebt und ausgekostet werden. Auch weil Glauben nicht Wissen ist, weil niemand darauf pochen kann, dass sein Gott “besser” ist als der des (orthodoxen, katholischen, muslimischen, jüdischen…) Nachbarn, und weil das Wort von der Kanzel nie die endgültige Wahrheit sein kann, gibt es für den gläubigen Christen, so wie ich es verstehe, eine permanente Auseinandersetzung mit der Bibel und der Lehre durch eigene Erfahrungen, Zweifel, Diskussionen, Hinterfragen der eigenen Person und Annahme von manchmal schwierigen Schicksalen.

    Es ist so schön wie richtig, dass jeder seinen Weg gehen darf. Ich diskutiere gerne, denke aber auch, dass der “Glaube” an die Aussagekraft der Naturwissenschaften eben nicht mehr als ein Glaube ist, sobald wir uns auf das Feld des Sinns des Lebens begeben. Auch war mein Leben nicht dazu geeignet, mich glauben zu lassen, dass ich in jeder Lage aus eigener Kraft oder nur mit der Hilfe von Mitmenschen zurechtkommen werde. Unsere Lebensläufe haben mit hoher Sicherheit ihre Finger im Spiel bei der Frage, was jeder von uns glauben kann oder möchte…

    Euch allen eine ruhige, behütete Nacht!

Beitrag 521 von 521

Verstoß melden

Schließen