Über Philosophie
Der Reiz der Philosophie besteht für mich im wesentlichen in der Ungewissheit, die sie mit sich bringt. Über philosophische Themen nachzudenken bedeutet freier zu sein: von Urteilen des sogenannten gesunden Menschenverstands, von den oft gewohnheitsmäßigen Meinungen und von den Überzeugungen, die ohne die Zustimmung meiner eigenen Überlegungen gewachsen sind.
Ein Mensch, der die Liebe zur Philosophie nicht kennt, neigt häufig dazu, die Welt selbstverständlich zu finden; die vertrauten Gegenstände stellen keine Fragen, und unvertraute Möglichkeiten werden nicht hinterfragt.
Sobald wir jedoch anfangen zu philosophieren, führen selbst die alltäglichsten Dinge zu Fragen, die man nur unvollständig beantworten kann. Die Philosophie kann uns zwar nicht mit Sicherheit sagen, wie die richtigen Antworten auf die gestellten Fragen heißen, aber sie kann uns Möglichkeiten eröffnen, die unser Blickfeld erweitern und uns von der Beherrschung durch das Gewohnte befreien.
Die Philosophie vermindert unsere Gewissheiten darüber, was die Dinge sind, aber sie vermehrt unser Wissen darüber, was die Dinge sein könnten. Sie vermindert die manchmal anmaßende Gewissheit jener, die sich niemals im Bereich des befreienden Zweifels aufgehalten haben, und, das ist ganz wichtig, sie hält unsere Fähigkeiten zu erstaunen wach.
Einen Dr. phil. haben und der ist dann für noch für die Wirtschaft eines Landes verantwortlich ist, das sind die allerbesten, deswegen haben wir zur Zeit noch so einen am Werk. Die gesamte Welt beneidet uns.
Übrigens, dieser Titel der der leichtest zu erhaltene von allen der akademischen Art.
Bei den Universitäten spricht man von dem Titel den sie einem hinterher schmeißen, wenn du vergisst die Tür vom Sekretariat zuzumachen.
Ich empfinde das genauso, @FlorianS: Gerade die Ungewissheit in der Philosophie macht sie so reizvoll, weil sie den Geist in Bewegung hält und Routinen des Denkens aufbricht.
@Genuss: Der gute alte Mythos vom Dr. phil. als Ramsch-Titel – eine Legende, die sich genauso hartnäckig hält wie die Vorstellung, dass Wirtschaft nur von BWLern verstanden wird. Ein Doktortitel, egal in welchem Fach, bedeutet jahrelange Forschung, intensive Auseinandersetzung mit komplexen Themen und das Erbringen einer eigenständigen wissenschaftlichen Leistung.
Wer glaubt, Universitäten würden Titel einfach "hinterherschmeißen", hat vermutlich noch nie eine Dissertation geschrieben, geschweige denn verteidigt. Aber klar, es ist immer einfacher, über Akademiker herzuziehen, als sich selbst durch tausende Seiten Fachliteratur zu quälen und neue Erkenntnisse hervorzubringen. 🤷♂️
Bravo, liebe Seestern47! 100%ige Zustimmung. Akademikerschelte findet leider in D. immer mal wieder statt.... Neidkultur? Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Ricarda01