Rätselhaft!?
Rätselhaft!? (IHausH)
Tiere zu beobachten ist nicht nur interessant, machmal auch lehrreich, vor allem aber entspannend, wenn man so wie ich, nur 5 Gehminuten von meiner Wohnung entfernt, auf einer Bank im Stadtwald von Hannover an einem Ententeich bequem sitzt und dem Leben und Treiben auf dem Gewässer zusieht.
Wer den Namen "Ententeich" irgendwann erfunden hat, weiß ich nicht - jedenfalls hieß er schon so als ich vor einigen Jahren nach Hannover zog. Denn schon damals und noch einige Jahre danach tummelten sich dort eine große Schar von Stockenten, die von Tierliebhebern und Tierliebhaberinnen fleißig gefüttert wurden. Irgendwann nahm das wohl überhand und von zuständigen Stellen wurde darauf hingewiesen, das Füttern einzuschränken.
Einige Jahre zogen ins Land, nicht immer hatte ich Zeit, den Ententeich zu besuchen. Ich beobachtete indessen, dass in den letzten Jahren eine Unmenge von Krähen sich die umliegenden Bäume als Schlafplatz ausgesucht hatten. Bei einbrechender Dämmerung in der dunklen Jahreszeit umkreisten sie mit lautem Gekrächse die naheliegenden Wohngebiete etwa eine Stunde, bis jede Krähe ihren Schlafplatz gefunden hatte.
Zu jener Zeit hatte ich mir eine Rückenverletzung zugezogen, konnte eine Zeitlang nicht so gut gehen - und so zog es mich zum nahe gelegenen Ententeich, wo ich so lange wie möglich auf einer der Bänke saß, um das Entenvolk zu beobachten.
Doch, oh Schreck, was hatte sich in der Zwischenzeit ereignet! Ententeich? Das war einmal! Krähenteich wäre wohl eine bessere Bezeichnung. Sie hockten in Scharen auf den umliegenden Bäumen und stürzten blitzartig herunter, sollte ein Vogelliebhaber oder Liebhaberin Futter ausstreuen, das zwar für die Enten gedacht war...aber wo waren die Enten? Der Teich war fast Enten-leer. Hin und wieder kamen 3 oder 4 eilig herangeschwommen, um etwas von dem Futter zu ergattern, hatten jedoch gegen die Übermacht der Krähen kaum eine Chance.
Das war ein recht trauriger Anblick - wenn, ja wenn sich auf dem Ententeich nicht etwas Ungewöhnliches ereignet hätte, für mich jedenfalls. Eines Tages sehe ich auf dem fast leeren Teich ein Entenpärchen, das sich von den gewöhnlichen Enten stark unterschied: En Mandarin-Erpel mit prächtigem farbigen Gefieder zog ruhig seine Bahn und das Erstaunlichste - ein gewöhnliches Stockenten-Weibchen war seine Gefährtin.
Das darf nicht wahr sein, dachte ich, seit wann gibt sich ein Mandarin-Erpel mit einem einfachen Stockenten-Weibchen ab? Oder hat sie sein prächtiges Gefieder betört und hat sie ihm deshalb Anvancen gemacht?
Auch in der Tierwelt wird ja auf Äußerlichkeiten großen Wert gelegt - und im Gegensatz zu uns Menschen (?) sind es die männlichen Tiere, die sich stark aufblasen, um den meist unscheinbaren Weibchen zu imponieren. Ja, ja, wer weiß was in Enten vorgeht, wenn die Hormone tanzen...Liebe macht bekanntlich blind, heißt es - und da muss ja wohl was Wahres dran sein!
Die nächsten Tage ist das Pärchen immer noch zusammen - und kommt ein anderer Stockenten-Erpel wird er von dem Schönling aggressiv und eifersüchtig vertrieben. Und die Liebe zwischen den beiden macht Fortschritte. Ich beobachte sie beim Schnäbeln und wieder einige Tage später findet vor meinen Augen die Hochzeit statt und, wie es scheint, zu beiderseitigen Zufriedenheit.
Nun bin ich keine Ornithologin, aber gewundert hat es mich schon, als ich diese Paarung beobachtete, denn sie fand ich äußerst ungewöhnlich und bemerkenswert. Jetzt frage ich mich nur, wie werden die Kücken aus dieser Verbindung aussehen? Auf jeden Fall nicht reinrassig. Doch was soll's - auch sie werden ihre Freude am Leben haben, auch wenn edle Mandarinnen sie abfällig als Bastarde bezeichnen sollten.
Was aber, wenn das unscheinbare Weibchen doch eine echte Mandarinin war und ganz normale Kinderchen gezeugt wurden? Dann hätte ich mich geirrt und gleichzeitig kräftig blamiert. Doch warten wir's ab bis die ersten Küken geschlüpft sind, dann wissen wir es ganz genau.
Wetten dass???
Eine Geschichte von: IHausH
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