Indien Teil 8

Schließlich erreichen wir den Ganges. Man kann hier nur zu Fuß ans Ufer. Ein Bootsservice mit einem Ruderboot bietet seine Dienste an. Ein Deutscher kommt dazu und fragt nach dem Preis. Der Mann will unverschämte 100 Rupien haben. Der Deutsche will das zahlen, aber ohne uns. Ich handle den Mann auf 50 Rupien herunter. Der Deutsche „macht“ Indien in 30 Tagen. Er hat ein Auto mit Fahrer gemietet und habe keine Zeit zum Handeln. Wir fahren flussaufwärts zu den Verbrennungsplätzen. Man sieht viele Scheiterhaufen, kleine und große. Aus manchen gucken noch Arme oder Beine der Toten raus. Wir dürfen nicht fotografieren, tun es aber trotzdem. Nachdem die Leichen verbrannt sind, wird die Asche in den heiligen Fluss gekippt. In diesem Fluss baden auch Menschen, sie trinken sogar daraus. Der Fluss ist schmutzig. Wir fahren zurück zum Anleger. Am Fluss kann man nicht entlang gehen. Man muss immerzu Treppchen runter und Treppchen rauf. Unser Rikschafahrer will uns begleiten und überall hinführen, wohin wir wollen. Also geht es zunächst zum heiligsten Tempel der Stadt. Kein Zutritt für Nichthindus. Unser Rikschafahrer kennt sich aus. Er führt uns zu einer Straßenecke. Hier ist ein kleines Loch in der Mauer, und man kann in den Tempel hineinsehen. Alles ist über und über mit Gold geschmückt. Unser Rikschafahrer hat inzwischen ein Haschpfeifchen geraucht und kichert immerzu. Er stürzt sich ins Verkehrsgetümmel, dass wir Angst kriegen. Wir wollen zurück zum Campingplatz. Wir geben dem Fahrer die 2 Rupien und noch einmal zehn Rupien. Er guckt uns ungläubig an und zeigt es triumphierend den anderen Fahrern. Er bietet uns an, uns jeden Tag zu fahren, aber wir wollen nicht.
Am nächsten Tag ist der Himmel bedeckt, es nieselt sogar etwas. Also bleiben wir auf dem Platz. Hier gibt es auch viel zu sehen. Ein Friseur-Masseur-Maniküre-Rasierer geht von Auto zu Auto und bietet seine Dienste an. Eine Frau, die sich Grünzeug auf dem Rasen schneidet, passt genau auf, wie Jochen Thunfischsalat macht. Zwei Schlangenbeschwörer kommen und zeigen eine Python, eine Kobra und mehrere kleinere Schlangen. Ein anderer Mann führt tanzende Affen vor.
In der Nähe von Benares liegt Sarnath. Der Ort, in dem Buddha nach seiner Erleuchtung die erste Predigt hielt. Neben den Ruinen eines alten Klosters steht ein neuer Buddhatempel. Gegenüber dem Eingang sitzt ein goldener Buddha, der mit Blumen geschmückt ist. Vor ihm in einer Glasvitrine wird eine Reliquie gezeigt. Wir können nicht erkennen, was es ist . Diese Reliquien werden nur einmal im Jahr gezeigt, deshalb ist es hier menschenüberlaufen.
Etwa 200 km weiter Richtung Kalkutta liegt Bodh Gaya, der Ort, in dem Buddha seine Erleuchtung fand. Wir übernachten unterwegs bei einem Resthouse in einer kleinen Stadt. Wir wollen Eier kaufen, und wie immer werden wir von Kindern umringt. Wir wollen die Preise vergleichen, aber das ist nicht möglich, da die Kinder die Preise der gefragten Händler ausposaunen. Wir geben es schließlich auf und beschließen, von unseren Vorräten zu zehren. In einer Basarstraße finden wir einen Textilhändler mit schönen handbedruckten Tüchern. Der Laden ist ein mit Teppichen ausgelegter Raum, an dessen drei Seiten Regale mit Stoffen stehen. Die vierte Seite zur Straße fehlt. Sie ist Eingang und Schaufenster zugleich. Wenn man den Laden betritt, muss man die Schuhe ausziehen.
Ein Lehrer hat uns für morgen zum Tee eingeladen. Er will uns abholen. Pünktlich eine dreiviertel Stunde nach der Zeit steht er am Auto. Wir fahren zu seiner Wohnung, die oben über der zweistöckigen Schule ist. Der jetzt 28-jährige Lehrer ist schon seit 10 Jahren verheiratet. Seine Frau bekommen wir nicht zu Gesicht. Sie ist die ganze Zeit in der Küche. Die beiden haben eine ca. zweijährige Tochter, die stark geschminkt ist, was man in Indien oft sieht. Wir sehen von der Wohnung nur das Schlaf/Wohnzimmer, das ähnlich spartanisch wie das des Arztes in Khajuraho eingerichtet ist: Zwei Betten, mehrere Hocker, eine Leine quer durchs Zimmer, über der die Wäsche hängt. Der Lehrer erzählt, dass er oft Tramper treffe, die er in der Schule übernachten ließe.
Wir fahren weiter durch fruchtbare Gegenden. Kilometerweit ziehen sich die Reisfelder links und rechts der Straße hin. Bei einer Rast beobachten wir zwei Männer, die ein Feld bewässern. An Tauen haben sie einen Blechkanister, den sie in einen Bach neben der Straße tauchen. Dann wird er mit Schwung auf dem Feld entladen. Eine kilometerlange Brücke führt über den Son, der aber zur Zeit kaum Wasser führt.
Wie nicht anders zu erwarten war, ist der Abzweig nicht beschildert. Dank der Aufmerksamkeit der Inder finden wir den richtigen Weg. In Bodh Gaya gibt es bei den Rasthäusern und Campingplätzen feste Preise. Das Toastbrot ist hier bei den Händlern so alt, dass wir beschließen, Fladenbrote in der Pfanne, wie die Indischen Frauen es machen, zu backen. Es schmeckt warm ganz gut.

Fortsetzung folgt

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